INTERPHARM 2014 - POP

Das „ABC“ der KHK-Therapie

Grundlagen für das Medikationsmanagement der koronaren Herzkrankheit

cj | Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist mit einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko assoziiert. Für den Patienten bedeutet die Erkrankung vornehmlich eine Einschränkung der Lebensqualität. Das Management der KHK sowie die Therapie ihrer Komplikationen erläuterte Apothekerin Isabel Waltering, PharmD in diesem Vortrag. Der Patient stand hierbei stets im Mittelpunkt.
Foto: DAZ / A. Schelbert / C. Hartlmaier
„Kurzwirksame Nitrate nützen im Badezimmerschrank nichts!“ Isabel Waltering sensibilisierte für Probleme von KHK-Patienten.

Die koronare Herzkrankheit ist eine Folge der artherosklerotisch bedingten Verengung (Stenose) der Koronararterien. Hieraus resultiert eine verminderte Perfusion des Myokards. Während das Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und -angebot zu Beginn der Erkrankung noch keine Symptome auslöst, dominiert die Angina pectoris als Leitsymptom das Beschwerdebild im fortgeschrittenen Stadium. Zu weiteren klinischen Manifestationsformen der KHK gehören die Herzinsuffizienz, der Myokardinfarkt sowie Herzrhythmusstörungen.

Risikomanagement gefragt

Die Pathogenese der KHK ist mit zahlreichen Risikofaktoren, wie u.a. Hypertonie, Hyperlipidämie, Nicotinkonsum, Diabetes mellitus sowie Übergewicht und Hyperurikämie assoziiert, welche die Entstehung und Progression der Erkrankung nachweislich beeinflussen. „Insbesondere das Risikofaktormanagement stellt für das Apothekenteam eine gute Möglichkeit dar, sich aktiv in die Prävention und/oder Therapie einzubringen“, so Waltering.

Die Reduktion der kardiovaskulären Morbidität zählt zu den wichtigsten Therapiezielen. Für den Patienten steht jedoch in dieser „Herzensangelegenheit“ der Erhalt der Lebensqualität im Vordergrund. Demgemäß wird auch bei der medikamentösen Therapie zwischen Arzneistoffen zur symptomatischen Therapie und prognoseverbessernden Maßnahmen unterschieden.

Die Therapie erfolgt nach dem „ABC der KHK“ (s. Kasten).

Das „ABC der KHK-Therapie“

A ASS + Antianginosa

B Betablocker + Blutdruck

C Cholesterol + Cigarettes

D Diät + Diabetes

E Exercise + Education

Acetylsalicylsäure wird in einer allgemeinen Dosierung von 100 mg einmal täglich zur Prävention thromboembolischer Ereignisse eingesetzt. Bei einer ASS-Unverträglichkeit wird Clopidogrel 75 mg täglich anstelle von ASS, nach einer Stentimplantation für eine begrenzte Dauer zusätzlich zu ASS gegeben („duale Plättchenhemmung“). Frau Waltering betonte, dass eine Überprüfung der Therapiedauer der erste Schritt im Rahmen eines Medikationsmanagements sein könnte. In der Praxis kommt es durchaus vor, dass eine derartige Therapie nicht rechtzeitig beendet wird.

Antianginosa (vorrangig Nitrate) stellen als gefäßerweiternde Arzneistoffe die Eckpfeiler der symptomatischen KHK-Therapie dar, führen jedoch nicht zu einer verbesserten Prognose. Kurzwirksame Präparate eignen sich zur Unterbrechung des akuten Angina pectoris-Anfalls. Laut Waltering sollte jeder KHK-Patient ein kurzwirksames Nitratpräparat, ob als Spray oder Kapsel, mit sich führen.

Betablocker sind Mittel der ersten Wahl zur medikamentösen Prophylaxe von Angina-pectoris-Anfällen. Durch die Reduktion der Herzfrequenz (Ziel-Wert von <70 bpm), der myokardialen Kontraktilität und des Blutdrucks (Zielwert <140/90 mmHg) senken sie den myokardialen Sauerstoffverbrauch. Die Arzneistoff-Auswahl richtet sich nach Vor- bzw. Begleiterkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz oder Myokardinfarkt), für die der jeweilige Betablocker prognostisch günstige Effekte aufweist.

Cholesterin-Zielwerte sollten bei Risikopatienten ebenso berücksichtigt werden (LDL < 70-100mg/dl, HDL > 35 mg/dl, Triglyceride < 200 mg/dl). Aufgrund pleiotroper Effekte wird generell eine Statin-Therapie für alle KHK-Patienten empfohlen. Der vollständige Rauchverzicht zählt zu den wichtigsten therapeutischen Maßnahmen und kann in der Apotheke intensiv begleitet werden.

D steht für die idealerweise kaloriengerechte, fettarme und ballaststoffreiche Diät bzw. Ernährung des Patienten. Auch ein moderater Alkoholgenuss ist erlaubt.

Ertüchtigung (30 Minuten mindestens dreimal pro Woche) und Erziehung schließen das „ABC der KHK-Therapie“ ab. Durch eine adäquate Aufklärung, Beratung und Schulung des Patien- ten kann der Apotheker einen wichtigen Beitrag zum Risikomanagement leisten. 

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