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Gesundheitspolitik
Brandbriefe gegen Leitbilddiskussion
Diefenbach, Dobbert und Hansmann fordern ABDA heraus
Dass die Diskussion auf leitbildprozess.de unter Hinweis auf den Datenschutz nur auf Landesebene geführt wird, ist für Dobbert schon „Schwachsinn“. Aber mehr noch geht es ihm in seinem offenen Brief – den er nicht zuletzt an den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA richtet – um den Fragebogen. In diesem fehlen ihm Fragestellungen aus dem täglichen Berufsalltag. „Fragen, wie wir zukünftig mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer naturwissenschaftlichen Ausbildung umgehen und wie wir diese weiterentwickeln wollen“, so Dobbert. „Man könnte auch den Eindruck bekommen, dass wir uns über den Fragebogen neu erfinden sollen und alles, was wir bisher machen, über Bord werfen müssen!“, schreibt er. Er hätte auch Fragen erwartet, zu welchen Aufgaben Apotheker zukünftig bereit sind – und zu welchem Honorar. Weiterhin vermisst der Kammerpräsident Positionen zu Strukturen der Arzneimittelversorgung und der inhabergeführten öffentlichen Apotheke. Wo gehe es etwa um Apothekenpflicht, Verbot des Rx-Versandhandels und Fremd- und Mehrbesitzverbot? Es sei auch keine Rede von der betriebswirtschaftlichen Absicherung der Apotheken als Voraussetzung für die Erfüllung des Sicherstellungsauftrages. Ebenso wenig von der Entwicklung der Arzneimittelpreisverordnung und der Vergütung der Rezepturen und BtM.
Untergang des ABDA-Sterns?
Dobbert ist nun gespannt auf die Auswertung der Fragebögen – und was dazu auf dem geplanten Konvent in Berlin vorgetragen wird. „Ich hoffe nicht, dass der ‚ABDA-Stern‘ Leitbild am Ende untergeht, da die Beteiligung an der Diskussion nicht ausgereicht hat, ein Leitbild des Apothekers in der deutschen inhabergeführten öffentlichen Apotheke zu erstellen!“, schreibt er weiter. Falls dies eintreten sollte, sei womöglich die Diskussion um die neue ApBetrO aus dem Jahr 2013 „ein Kaffeekränzchen“ gewesen.
Diefenbach und Hansmann: „Ende der Debatte“
Das Ende der Leitbilddebatte fordern Hans R. Diefenbach und Uwe Hansmann, ebenfalls in einem offenen Brief, jedenfalls Hansmann aber auch direkt auf leitbildprozess.de. Sehe man sich in den jeweiligen Länderportalen die Teilnehmerzahlen nach mehr als der Hälfte der Laufzeit der Aktion einmal an, so müsse man feststellen, dass „diese Diskussion via Internetportal, noch dazu bundesländerspezifisch, ein totaler Rohrkrepierer ist“. Erschreckend sei die geringe Teilnahme insgesamt, aber „noch erschreckender die dünne Diskussion“, so Diefenbach und Hansmann. „So kommen wir nicht weiter!“, lautet ihr vorläufiges Fazit. „Der Berufsstand driftet unserer Ansicht nach in die völlig falsche Richtung ab und ergeht sich in emotional behafteter Diskussionskür, statt sich um die wirklich drängenden Probleme des täglichen Wahnsinns an der HV-Front zu kümmern und für die Kollegen öffentlich wahrnehmbar zu kämpfen“, heißt es im Schreiben. Es folgt harsche Kritik an der ABDA-Führung: „Es mangelt immer noch komplett an der Außendarstellung. Es mangelt an resolutem Auftreten gegenüber den Kassen und der Politik. Es mangelt an konsequenter Einforderung wirtschaftlicher Notwendigkeiten – gerade auch gegenüber Pressevertretern. Wir ergehen uns in ethischer Reinheit, qualifizieren mit Starrheit, regulieren uns selbst über die Maßen und vergessen dabei, die wirtschaftliche Grundlage vehement zu verteidigen und einzufordern.“
Studenten einbeziehen!
Diefenbach und Hansmann kritisieren zudem die Ausklammerung der Pharmaziestudenten von der Leitbilddiskussion und die Begrenzung der Debatte auf Kammerbezirke: „Hier muss doch eine Diskussion ansetzen, bevor man ein Leitbild überhaupt andenkt“. Doch aus Datenschutzgründen bleibt Studenten die Teilnahme weitgehend versagt – ebenso die länder-übergreifende Diskussion. „Es ist einfach lächerlich, dass die Kollegen und Kolleginnen in den einzelnen Bundesländern nicht wissen, was man anderswo denkt“, ärgern sich die Kritiker.
Als Konsequenz fordern Diefenbach und Hansmann: „Beenden Sie diese zu nichts führende Alibidiskussion um ein Leitbild, das der Apothekerberuf nicht braucht“. Er habe schon über Jahrhunderte bewiesen, dass er sehr wohl um seine Aufgaben und Pflichten bei der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung wisse. Die Berufsvertretung sollte sich darauf konzentrieren, die wirtschaftliche und wissenschaftliche Grundlage auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern. „Fokussieren Sie dafür zunächst Ihre Arbeit auf die ganz offensichtlichen, in Kürze anstehenden und drängenden wirtschaftlichen Probleme hinsichtlich Preisbildung, Honorierung und Abschlag.“, so der Appell von Diefenbach und Hansmann.
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