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Die Seite 3
Ernüchterung
Es war ein fliegender Start, den Friedemann Schmidt vor ziemlich genau einem Jahr hinlegte: Frisch zum ABDA-Präsidenten gewählt, aber noch nicht im Amt, trat er am 13. Dezember 2012 vor die Presse und erklärte anstelle des abgetauchten Präsidenten Wolf die Rolle der ABDA und ihres ehemaligen Sprechers in der „Datenklau-Affäre“.
Tags darauf erschien ein Interview mit der Süddeutschen Zeitung, das den neuen Stil im Apothekerhaus belegen sollte: Kein Herumeiern mehr, sondern klare Aussagen auch bei unangenehmen Wahrheiten, beispielsweise zum Einkommen der Apotheker. Schmidt hatte sich Transparenz und Offenheit auf die Fahnen geschrieben. Das stieß aber nicht überall auf ungeteilte Begeisterung.
Nur vier Wochen nach dem Amtsantritt am 1. Januar kam der nächste Dämpfer: ABDA-Pressesprecher Florian Martius gab bekannt, seinen Vertrag vorzeitig zu beenden – nicht einmal eineinhalb Jahre war er für die ABDA tätig. Die Suche nach einem neuen Pressesprecher geriet vollends zu einem Debakel, als der designierte Nachfolger am Tag seines Arbeitsbeginns schon wieder Geschichte war. Bis heute wird die „Stabsstelle Kommunikation“ kommissarisch von Hauptgeschäftsführer Schmitz geleitet.
Auch andere wichtige Projekte kamen und kommen nicht so recht vom Fleck. Beispielsweise das ABDA-KBV-Modell, für das Schmidt sich von Anfang an stark gemacht hat: 2014 soll es nun endlich wenigstens in den Modellregionen losgehen.
Oder das neue Leitbild, das Schmidt vehement fordert: Die Einen sehen überhaupt keine Notwendigkeit für eine solch tiefgreifende Veränderung des Berufs, den anderen gehen die Diskussionen und die Umsetzung nicht schnell genug voran.
Oder die Offenheit, auch gegenüber den ABDA-Kritikern, die Schmidt propagiert hat: Von ihr war im Lauf des Jahres immer weniger die Rede. So wurde der im Januar von ihm noch als „erste Runde“ bezeichnete Austausch am Runden Tisch bis heute nicht wiederholt.
Das erste Jahr seiner ABDA-Präsidentschaft ist vorbei, und es war sicher kein einfaches für Friedemann Schmidt. Die großen Erwartungen und Hoffnungen, die viele Apotheker in ihn gesetzt hatten, sind einer gewissen Ernüchterung gewichen.
Eines zumindest ist Schmidt jedoch gelungen: Es ist ein anderer Stil eingekehrt, als ihn sein Vorgänger gepflegt hat. Seine Betonung der Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Apothekers stehen einem Freien Beruf gut an.
Für das kommende Jahr sei Friedemann Schmidt – und den deutschen Apothekern – gewünscht, dass die in diesem Jahr begonnenen Projekte zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden können. Es wird mehr als nur ein Quäntchen Glück dafür nötig sein.
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