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DAZ aktuell
Wie läuft’s mit AEP?
Großhändler nennt Kundenzahl im mittleren dreistelligen Bereich – Erste Reaktionen aus der Apothekerschaft
Über das Ordervolumen, den täglichen Absatz sowie die Zahl der Bestellungen und Auslieferungen gibt AEP keine Auskunft. Nur so viel: „Mehr als 2000 Apotheken haben sich bei uns registriert und stehen in regelmäßigem Kontakt mit uns“, so Graefe. Nach Auskunft von AEP gibt es nur wenige Apotheken, die nach einer ersten Bestellung wieder abgesprungen sind. Die „kleinen Anlaufprobleme“ seien mittlerweile überwunden, so Graefe.
Das bestätigen gegenüber der DAZ Apotheker, die regelmäßig bei AEP ordern. Apothekerin Inken Zander von der Potsdamer Heinrich-Mann-Apotheke ist nach eigenen Angaben mit AEP „sehr zufrieden“. Die Ex-Gesine-Kundin lobt das „voll überzeugende“ Sortiment des neuen Großhändlers. „Mein Grundsortiment bestelle ich inzwischen bei AEP“, so Zander, die ihre Apotheke als „umsatzstark“ einstuft. Die AEP-Konditionen seien um ein Prozent günstiger als andere Großhändler. Gut findet Apothekerin Zander die „absolute“ Transparenz der täglichen AEP-Rechnungen. Auch auf die Lieferung könne sie sich verlassen. Kurz vor 10 Uhr vormittags bringe der Trans-o-Flex Lieferdienst die am Vortag bestellten Arzneimittel.
Über vergleichbare Erfahrungen berichtet auch Apotheker Reiner Hierl von der Margareten Apotheke in Solingen: „Ich bin hochzufrieden.“ AEP verfüge über ein „gutes Kommunikationssystem“ und sei immer schnell erreichbar. Die Lieferungen erfolgten stets pünktlich vor 9.30 Uhr morgens. Die Rechnungen seien übersichtlicher als die der Konkurrenz. Zunächst habe er die Hälfte seiner Bestellungen über AEP abgewickelt und seinem früheren zweiten Großhändler gekündigt. „Inzwischen hat mein Hauptlieferant aber bei den Konditionen nachgezogen“, so Hierl. Jetzt bestelle er rund 25 Prozent seines Sortiments bei AEP. Unterm Strich erwartet Hierl aufs Jahr gerechnet eine Ersparnis im niedrigen fünfstelligen Bereich für seine Apotheke.
Zu keinem offenen Gespräch bereit waren Apotheker, die nach Bestellungen bei AEP dem neuen Großhändler wieder den Rücken gekehrt haben. Dafür sprach die DAZ mit Apothekern, die aus grundsätzlichen Erwägungen AEP meiden. Für Martin Schlenker von der Zangmeister-Apotheke in Memmingen gibt es „nicht wirklich einen Grund, den Großhändler zu wechseln. Eine Lieferung am nächsten Tag ist nicht erstrebenswert. Jetzt bekomme ich drei Lieferungen am Tag und eine in der Nacht.“
Jörg Thorwarth von Die Thor-Apotheke in Stadtallendorf sieht das ähnlich: „Ich möchte das Zusammenspiel von Apotheken und Großhandel nicht dadurch zerstören, dass ich eventuell 0,5 oder ein Prozent mehr bekomme. Der bisherige Großhandel hat deutlich höhere Kosten als AEP, und wenn man dann Service und Lieferung miteinander vergleicht, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass der bisherige Großhandel unterm Strich bessere Konditionen gibt als AEP. Von Rosinenpickerei halte ich nichts.“
Für Jan Reuter von der Central-Apotheke in Waldürn muss ein Hauptlieferant „eine hohe Lieferfähigkeit haben, damit ich meine Patienten optimal versorgen kann. Das ist mit einem einmaligen ‚Rosinenbomber‘ pro Tag nicht gewährleistet. Als Zweitlieferant kommt AEP schon erst recht nicht in Frage, da er einen Mindestbestellwert hat und man pro Kiste zahlt. Die Transparenz scheint erst mal löblich, doch bringt das weder meinen Patienten noch mir was.“
Schlechtes Timing
Ein Kommentar von Benjamin Wessinger
Es scheint nicht so, als ob die Apotheken sehnsüchtig auf „die neue Kraft im Großhandel“ gewartet hätten. Seit gut sechs Wochen beliefert AEP direkt, der mit diesem großspurigen Slogan wirbt, nun die Apotheken in Deutschland. Die Zahl der regelmäßig bestellenden Apotheken liege „im mittleren dreistelligen Bereich“, meldet AEP, laut Branchenkennern sind es wohl rund 350. Rapides Wachstum sieht anders aus.
Vielleicht gehen Angebot und Leistung – Lieferung einmal täglich, Bestellung am Vortag, kurzes Zahlungsziel – an den Erwartungen und Bedürfnissen der Apotheken vorbei. Vielleicht war auch einfach der Zeitpunkt des Markteintritts ungünstig. Inmitten einer der heftigsten Rabattschlachten aller Zeiten ist es sicher schwieriger, mit günstigen Preisen zu punkten, als es kurz nach den letzten Rabattkürzungen gewesen wäre.
AEP-Chef Graefe selbst hat den Vergleich mit „Motel One“ gezogen: Wie die Hotelkette wolle man mit einem schlanken Konzept und dem konsequenten Verzicht auf allen Schnickschnack den Markt aufmischen.
Aber warum im „Motel One“ übernachten, wenn man zum gleichen Preis ein Zimmer im Hilton bekommt?
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