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Aus den Ländern
Für die Pharmazie begeistern
75 Jahre Deutsches Apotheken-Museum
Die Stiftung Deutsches Apotheken-Museum, Trägerin des Museums, lud am 18. November 2013 rund 40 Förderer und Freunde des Museums aus den Bereichen Pharmazie, Pharmaziegeschichte und Berufspolitik sowie Vertreter des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Heidelberg zu einer kleinen Feierstunde ins Museum.
Heidelbergs Bürgermeister Dr. Joachim Gerner lobte die hohe Qualität der Museumsbestände und stellte heraus, wie gut das Museum seinen Bildungsauftrag wahrnimmt. Dies spiegele sich wider beispielsweise in den Mottoveranstaltungen des Museums, den besonderen Führungen und den Angeboten für Kinder. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt stellte in seinem Grußwort heraus, dass er in dem Museum keine Beschwörung der Vergangenheit sehe, sondern eine Hilfe zur Selbstbesinnung auf die eigenen Wurzeln – dies gerade in heutigen Zeiten, in Phasen der Neu- und Umorientierung. „Das begeistert mich besonders an diesem Museum: Es schlägt die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart“, so Schmidt. In der im Museum eingerichteten Kinderapotheke sehe er einen Beitrag zur Nachwuchsförderung. „Es ist die Chance, junge Menschen für die Pharmazie zu begeistern.“ Die ABDA werde die Stiftung auch weiterhin mit aller Kraft unterstützen, versprach der ABDA-Präsident.Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württembergs, Michael Hörrmann, gestand in seinem Grußwort: „Wir brauchen das Apotheken-Museum im Heidelberger Schloss. Ohne Apotheken-Museum wäre das Heidelberger Schloss um eine Attraktion ärmer.“ Es ist eines der am meisten bekannten kulturhistorischen Ziele. Touristen suchen beim Besuch des Schlosses positive, emotional besetzte Erlebnisse. Das Schloss alleine könnte dies nicht leisten. Hier trage das Apotheken-Museum wesentlich dazu bei, das Interesse der Menschen zu wecken und sie glücklich zu machen. Die Besucher erzählen ihre Erlebnisse anderen Menschen – diese positive Mund-zu-Mund-Propaganda sei die beste Werbung. Hörrmann: „Wir leben hervorragend mit dieser Partnerschaft zwischen Schloss und Museum.“
Prof. Dr. Christoph Friedrich, Institut für Geschichte der Pharmazie in Marburg, hob hervor, dass das Museum viel Gutes zum Image des Apothekerberufs beiträgt. Und dass es auch für eine hochrangige wissenschaftliche Arbeit von Bedeutung ist.
Volker Articus, der Vorsitzende des Fördervereins des Deutschen Apotheken-Museums, überreichte der Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Huwer ein Arzneibuch aus dem 16. Jahrhundert: das Arzneibuch des Arztes Valerius Cordus aus dem Jahr 1546, das als früheste deutsche Pharmakopöe und somit als Vorläufer des Deutschen Arzneibuchs gilt. Das Buch konnte unlängst auf einer Versteigerung erworben werden. Das Besondere an dieser Ausgabe sind handschriftliche Anmerkungen von Cordus für eine zweite Auflage.
Von München über Bamberg nach Heidelberg
Einen kleinen Abriss über die Geschichte des Museums gab Thomas Benkert in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Apotheken Museum-Stiftung. 1926 war in der Gründungssatzung der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie als ein Ziel auch die Sammlung und Erhaltung pharmaziehistorischer Objekte festgehalten worden. Die Kostenfrage ließ die Einrichtung eines Fachmuseums aber immer wieder scheitern.
Ein Jahrzehnt später machte sich Reichsapothekerführer Albert Schmierer diese Idee zu eigen und rief die Apotheker zu Sachspenden für ein Apothekenmuseum auf. Am 29. Oktober 1938 konnte das Deutsche Apotheken-Museum im Obergeschoss des Hauses der Bayerischen Apothekerkammer in München eröffnet werden. Doch kriegsbedingt schloss es seine Pforten bereits ein Jahr später. Ein nach Frankfurt geplanter Umzug wurde nicht mehr umgesetzt. Ein Großteil der Sammlung überstand den Krieg ohne größere Verluste an drei Auslagerungsorten. Die in München verbliebenen Großobjekte und Festeinbauten wurden allerdings 1943 durch Brandbomben zerstört.
Nach dem Krieg führte man die ausgelagerten Bestände in Bamberg in Räumen der Neuen Residenz zusammen, wo bis 1950 eine Neuaufstellung erfolgte. Ein Museumsbetrieb kam jedoch nicht so recht in Gang, was zu Überlegungen führte, den Standort zu ändern. Nicht zuletzt ist es dem Engagement und der Vermittlung von Hans Meyer (von 1950 bis 1964 Hauptgeschäftsführer der ABDA) zu verdanken, dass seit 1957 Räume im Heidelberger Schloss als neue Heimat der pharmaziehistorischen Sammlung genutzt werden können. Dort wird nun seit über 50 Jahren erfolgreiche Museumsarbeit geleistet.
Impulse, Aktionen, Spenden
Die 1997 eingestellte hauptamtliche Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Huwer startete mit einer Neukonzeption des Museums und setzte erfolgreiche Impulse mit der Dauerausstellung und aktuellen, didaktisch interessanten temporären Themenausstellungen und -aktionen. Zum Jubiläum gab Benkert den Startschuss für zwei neue Projekte. An erster Stelle steht der Ausbau des Stiftungsvermögens. Zwar könne das Museum seinen Etat weitgehend aus eigener Kraft erwirtschaften, es bleibe aber eine Deckungslücke. Mit dem Ausbau des Kapitals der Deutschen Apotheken Museum-Stiftung soll ein notwendiger und solider Kapitalstock geschaffen werden.
Das Deutsche Apotheken-Museum im Heidelberger Schloss ist täglich von 10.00 bis 17.30 Uhr geöffnet. Übersichts- und Themenführungen, Kinderprogramm und Events auf Vorbestellung und Anfrage. Weitere Informationen unter
Mit dem zweiten Jubiläumsprojekt versucht das Museum, objektbezogene Spender zu erreichen: „Buchpaten gesucht!“. Viele Buch-Kostbarkeiten des Deutschen Apotheken-Museums sind durch ihre frühere Benutzung und ihr Alter zu „Patienten“ geworden, die einer Restaurierung bedürfen. Um hier zu helfen, hat das Museum ein „Patientendatenblatt“ mit „Heil- und Kostenplan“ erstellt. Schon mit relativ kleinen Spendenbeiträgen könne den Buchschätzen wieder auf die Beine geholfen werden.
Als weitere Ziele und Wünsche für die zukünftige Museumsarbeit stehen der vermehrte Einsatz von digitalen Besucherinformationssystemen sowie die Neugestaltung bestimmter Museumsbereiche an, in denen beispielsweise Werbeschilder und Plakate aus der Zeit ab Ende der 1920er Jahren aus der umfangreichen Sammlung des Museums erstmals öffentlich präsentiert werden sollen. Auch die Anlage eines kleinen Apothekergartens soll bald verwirklicht werden.
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