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DAZ aktuell
Apo-AMTS-Modell ausgezeichnet
Gesundheitspreis für Kammer Westfalen-Lippe und Uni Münster
Im letzten Jahr hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe mit dem Apo-AMTS-Modell eine Ausbildungsoffensive in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) gestartet. Apotheker können sich als AMTS-Manager ausbilden lassen, Pharmazeuten im Praktikum (PhiPs) werden von entsprechenden AMTS-Ausbildungsapotheken gezielt in AMTS geschult (s. Kasten am Ende des Textes). Ein Gewinn, nicht nur für die Patienten und die Apotheke, sondern auch für die PhiPs. Sie profitieren von der intensiveren Ausbildung in der AMTS-Ausbildungsapotheke. Im Mittelpunkt steht ein professionelles Medikationsmanagement. Erarbeitet wurde das Konzept von den pharmazeutischen Instituten und Kammern des Landes Nordrhein-Westfalen, umgesetzt wird es derzeit jedoch nur im Kammerbezirk Westfalen-Lippe. Für die Begleitung und Evaluation finanziert die Kammer Westfalen-Lippe eine Dozentenstelle an der Universität Münster, die innerhalb des Arbeitskreises Klinische Pharmazie von Prof. Dr. Georg Hempel angesiedelt und mit Apothekerin Isabel Waltering, PharmD, besetzt ist. Wir haben mit Frau Waltering über ihre ersten Erfahrungen gesprochen.
DAZ: Frau Waltering, wie zeitaufwendig ist die Ausbildung zum Mana- ger für Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS-Manager)?
Waltering: Der erste Schritt ist die Akkreditierung der Apotheke. Um AMTS-Ausbildungsapotheke zu werden, muss ein vierstündiges Basisseminar absolviert werden. Im zweiten Schritt erfolgt die Ausbildung zum AMTS-Manager mit drei achtstündigen Aufbauseminaren, fünf Medikationsüberprüfungen und die Teilnahme an einem AMTS-Symposium. Den Titel AMTS-Manager erhält man nur befristet. Nach drei Jahren ist eine Rezertifizierung notwendig.
DAZ: Können nur Apotheker aus Westfalen-Lippe AMTS-Manager werden oder kann sich grundsätzlich jeder Apotheker entsprechend qualifizieren?
Waltering: Nein, wir freuen uns über jeden, der mitmacht. Wir haben schon Apotheken aus Nordrhein und Hamburg qualifiziert und für den nächsten Durchgang sind Kollegen aus Bayern und Baden-Württemberg angemeldet.
DAZ: Wie werden die Pharmazeuten im Praktikum ausgebildet? Kommen nur diejenigen in den Genuss der AMTS-Fortbildung, die in entsprechenden AMTS-Ausbildungsapotheken arbeiten?
Waltering: Ja, das geht nur in den akkreditierten Ausbildungsapotheken. Auch die Teilnahme an der Basisschulung ist dafür Pflicht. Die Ausbildungsapotheken finden sich unter www.ausbildungsapotheke.de. Bislang können die angehenden Pharmazeuten im Praktikum auf etwa 200 Apotheken zurückgreifen.
DAZ: Wie viele AMTS-Manager wurden schon ausgebildet, wie viele davon sind Pharmazeuten im Praktikum?
Waltering: Mit den Zahlen vom Wochenende haben wir 147 AMTS-Manager ausgebildet, davon 38 Pharmazeuten im Praktikum (im letzten Durchgang waren es 20 und jetzt 18 PhiPs, das entspricht jeweils ca. der Hälfte eines Semesters).
DAZ: Im Mittelpunkt soll ein professionelles Medikationsmanagement stehen. Was ist vor dem Hintergrund der DPhG-Klassifizierung darunter zu verstehen – ein einfaches, ein erweitertes oder ein intermediäres Medikationsmanagement?
Waltering: Basis ist das intermediäre Medikationsmanagement. Beim intermediären Medikationsmanagement werden Daten aus der Apotheke verwendet und zusätzlich Informationen, die vom Patienten im persönlichen Gespräch in der Apotheke erhoben werden. Dazu gehören auch die Informationen aus dem Brown-Bag-Review und eines Medikationsplanes vom Arzt, wenn dieser vorliegt.
DAZ: Was können Apotheker und Pharmazeuten im Praktikum heute aufgrund ihrer Ausbildung in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit leisten?
Waltering: Was wir können, ist den Grund für die Einnahme erklären und damit die Adhärenz verbessern und den Patienten damit auch mündiger machen. Im Mittelpunkt stehen die Behandlung von Nebenwirkungen, bzw. deren Erläuterung (auch wann sie verschwinden), der richtige Einnahmezeitpunkt, das richtige Einnahmeintervall, Vermeidung von Doppelverordnungen und Interaktionen, hier auch besonders im Zusammenspiel mit der Selbstmedikation, Informationen über problematische Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation, Überprüfung von Dosierungen, Hinweise auf Monitoring, Lagerung, Handhabung und nicht zuletzt die Optimierung des Medikationsplanes.
Das Apo-AMTS-Modell
Stufe 1: Ausbildungsapotheke
Die Ausbildungsapotheke soll primär eine gut durchorganisierte Apotheke sein, die den apothekerlichen Nachwuchs in vorbildlicher Weise ausbildet. Pflichtvoraussetzungen für die Stufe 1 sind ein gültiges Fortbildungszertifikat des Ausbilders, Teilnahme am ZL-Ringversuch, Screening (z.B. Blutdruck, Blutzucker), Rezepturen verschiedener Darreichungsformen, Kundenkarten, Internetzugang, Zugang zu wissenschaftlicher Fachliteratur, regelmäßige Fachgespräche mit dem Apothekenleiter (mindestens einmal alle ein bis zwei Wochen) und die Bezahlung mindestens der tariflichen Ausbildungsvergütung. Zusätzlich nehmen der Ausbildungsleiter und der Pharmazeut im Praktikum an einer vierstündigen AMTS-Basisschulung teil, in der auch die Erstellung eines Ausbildungsplans vermittelt wird.
Bei Erfüllung der Voraussetzungen und verbindlicher Anmeldung zur AMTS-Basisschulung wird die Apotheke auf der Kammer-Homepage gelistet. Gleichzeitig wird das Ausbildungsapothekenkonzept an den Pharmazeutischen Instituten in Münster, Düsseldorf und Bonn intensiv bekannt gemacht, so dass Nachfrage vonseiten der zukünftigen Pharmazeuten im Praktikum entstehen wird.
Stufe 2: AMTS-qualifizierte Apotheke
PhiPs und ihre ausbildenden Apotheker können im Anschluss an die AMTS-Basisschulung an einem strukturierten AMTS-Ausbildungsprogramm teilnehmen. Dieses besteht aus den folgenden Elementen:
1. Drei Seminare zur praktischen Umsetzung des Medikationsmanagements anhand ausgesuchter Indikationen und Übungen zum Umgang mit den Materialien. Übung zum Erkennen von UAWs und Umgang mit Interaktionen.
Seminar I: Implementierung des Medikationsmanagements in der Apotheke, Medikationsmanagement am Beispiel Diabetes, Asthma/COPD, Bluthochdruck/Herzinsuffizienz
Seminar II: Medikationsmanagement am Beispiel Demenz, Schmerz und Rheuma, KHK/Vorhofflimmern
Seminar III: Der onkologische Patient in der Apotheke, Immunsuppression, Depression/Parkinson
2. Praktischer Teil
Die Teilnehmer führen fünf Medikationsüberprüfungen in der Apotheke durch. Die erfassten Daten werden im Anschluss durch die Universitäten wissenschaftlich evaluiert.
3. AMTS-Symposium
Hier werden die Ergebnisse der Medikationsmanagements und neue Erkenntnisse aus dem Bereich Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) vorgetragen.
Teilnehmer der Stufe 2 erwerben den persönlichen Titel „AMTS-Manager“, den sie drei Jahre führen dürfen. Vor Ablauf der drei Jahre kann der Titel durch Teilnahme an einem AMTS-Auffrischungsseminar verlängert werden. Apotheken, in denen ein AMTS-Manager arbeitet und die die Voraussetzungen der Stufe 1 erfüllen, führen die Bezeichnung „AMTS-qualifizierte Apotheke“.
Quelle: Apothekerkammer Westfalen-Lippe. www.ausbildungsapotheke.de
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