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- DAZ 37/2013
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Prisma
Therapie und Prophylaxe
Impfung gegen Krebs
Das menschliche Genom enthält eine Vielzahl endogener Retroviren, die vor langer Zeit in die Keimbahn geraten sind und von Generation zu Generation weitervererbt werden. Diese humanen endogenen Retroviren (HERV) werden in gesunden Zellen nicht exprimiert. Bei manchen Krebserkrankungen sowie bei HIV-Patienten kommt es allerdings zur Ablesung bestimmter Gruppen von HERV-Genen, den HERV-K, und folglich auch zur Bildung der viralen Proteine. Diese spezifische Genaktivität versuchten sich Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts zunutze zu machen. Sie veränderten ein nicht-vermehrungsfähigen Virus gentechnisch so, dass es Hüllproteine der HERV-K bilden kann. Wird das modifizierte Virus als Impfung verabreicht, löst es im Körper eine Immunreaktion gegen HERV-K aus. Getestet wurde der „Impfstoff“ an Mäusen, bei denen mithilfe intravenös applizierter Nierenkrebszellen die Bildung von HERV-K-exprimierenden Lungenmetastasen induziert wurde. Eine vollständige Tumor-Rückbildung gelang zwar nicht, aber bei den geimpften Tieren bildeten sich weniger Metastasen und zudem wuchsen diese deutlich langsamer als bei ihren nicht-geimpften Artgenossen. Neben der therapeutischen Wirksamkeit wurde außerdem die Anwendbarkeit zur Prophylaxe überprüft, mit erstaunlichem Ergebnis: verabreichte man den Mäusen den Impfstoff vor Applikation der Tumorzellen, traten keine Tumore oder Metastasen auf. Die Forscher aus der Abteilung Virologie sehen in HERV-K-Hüllproteinen ein vielversprechendes Target für die Impfstoffentwicklung und einen Ansatzpunkt zur Entwicklung neuer tumorspezifischer Therapieansätze.
Kraus B, Fischer K, Büchner SM, Wels W, Löwer R, Sliva K, Schnierle B (2013): VPLoS One 8: e7275
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