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Politiker im Praktikum
Bundestagskandidaten schnuppern in Arbeitsalltag von Apotheken hinein
Die Hamburger Direktkandidaten Prof. Dr. Jochen Hanisch (Die Linke), Dr. Najib Karim (FDP) und Dirk Marx (CDU) hoffen auf ihren erstmaligen Einzug in den Bundestag. Alle drei hat ihr beruflicher Werdegang bislang nicht mit dem Gesundheitswesen in Verbindung gebracht. Doch nun folgten sie Siemsens Einladung. Der Kammerpräsident berichtete den Kandidaten von dem Gesprächsaufwand bei wechselnden Rabattverträgen und den Gefahren von Grippe-Impfstoffausschreibungen mit nur einem Gewinner. Zudem demonstrierte er den hohen Vorbereitungs- und Dokumentationsaufwand bei Rezepturen. Nach der eigenhändigen Erfahrung, eine Salbe herzustellen, zeigten sich die Kandidaten vom zeitlichen und bürokratischen Aufwand einer Rezeptur, sowie der Diskrepanz zum gesetzlichen Arbeitspreis, erstaunt.
Danach gefragt, wie die Apotheke in Zukunft aussehen sollte, erklärte CDU-Kandidat Marx, er wünsche sich eine Apotheke, die zumindest das gleiche Leistungsspektrum anbieten kann, wie es heute der Fall ist. Der Liberale Karim erklärte, er wolle sich – nachdem die jetzige Bundesregierung die Strukturen für die Apothekerschaft gestärkt habe – für einen Abbau der Bürokratie einsetzen. Hanisch sprach sich dafür aus, die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen deutlich zu verbessern – wobei den Apotheken eine zentrale Rolle vor Ort zukommen müsse. Das Gesundheitswesen und damit auch die Apotheken seien Teil einer Daseinsvorsorge, die vom Staat nicht vernachlässigt werden dürfe. Dazu gehöre auch, den Mehrwertsteuersatz für Medikamente zu senken, um Arzneimittel für alle bezahlbar zu machen.
Siemsen bewertete den Besuch positiv. Er erklärte den Kandidaten nicht zuletzt, „dass es schön wäre, wenn sie sich künftig mehr mit Apothekenthemen beschäftigen würden“. Schließlich müssten die Abgeordneten auch in der nächsten Legislaturperiode über Fragen des Gesundheitswesens abstimmen – egal, ob sie Gesundheitsfachleute sind oder nicht. „Da schadet es nicht, erste Eindrücke einer Apotheke von innen gesammelt zu haben“, meinte Siemsen. Enttäuscht zeigte sich der Kammerpräsident, dass SPD-Kandidat Johannes Kahrs trotz Zusage nicht in der Apotheke erschienen ist. Die Grünen-Kandidatin Katharina Fegebank hatte erst gar nicht auf die Einladung reagiert. „Das zeigt mir, dass die Grünen kein Interesse an Apotheken haben“, so Siemsen.
Praktikum in Duisburg
Schon eine Woche zuvor nahm Volker Mosblech, CDU-Direktkandidat für den Wahlkreis Duisburg, die Einladung zum Praktikum von Apotheker Hans-Joachim Krings-Grimm wahr. Mosblech ist bereits seit Jahrzehnten in der Lokalpolitik unterwegs. Nun zieht es ihn nach Berlin in den Bundestag. Bei seinem Besuch in der Rothe-Apotheke erklärte der CDU-Politiker, dass er sich als älter werdender Mensch Gedanken mache, wie es wäre, wenn er mehrere Arzneimittel einnehmen müsste. Für diesen Fall sei nicht nur der Arzt wichtig, sondern eben auch der Apotheker. Nur beide gemeinsam könnten für die notwendige Aufklärung sorgen. „Ich werde versuchen, mit meiner Politik die Zusammenarbeit der beiden Berufsgruppen – Ärzte und Apotheker – für diese Fälle zu fördern.“ Der Apotheker könne hier eine „Manager-“ bzw. „Lotsenfunktion“ einnehmen. Dies sei bei den steigenden Anforderungen eine große Aufgabe, so Mosblech. Wichtig ist ihm: „Die Qualität muss gewährleistet bleiben und darf durch bürokratische Eingriffe nicht beeinträchtigt werden“. Zudem liegt dem CDU-Politiker das Vertrauensverhältnis und der persönliche Kontakt zwischen Patienten und Apothekern am Herzen. Er wolle daher die bewährten Strukturen der Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort fördern und das persönliche Beratungsgespräch mit dem Apotheker stärken, so Mosblech.
Apotheker Krings-Grimm zeigte sich zufrieden mit seinem „Praktikanten“: „Herr Mosblech hat sich in unsere wirklich nicht einfachen Apothekenthemen sehr gut eingearbeitet. Mir war es wichtig, ihm nicht nur unsere Probleme mit immer mehr Bürokratie und einer nicht leistungsgerechten Vergütung aufzuzeigen“. Als Teilnehmer am secur-Pharm-Pilotprojekt habe er zudem demonstrieren können, dass „Apotheker alles andere als von gestern sind, sondern zukunftsweisende Initiativen angehen, die Maßstäbe beim Verbraucherschutz setzen“.
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