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Zusatznutzen häufig ungenutzt
Arzneimittel-Atlas zieht AMNOG-Bilanz
Bereits zum achten Mal hat das IGES im Auftrag des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) den Arzneimittel-Atlas erstellt. Er untersucht nicht nur die Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln. Er spürt auch auf, wo genau das Geld im Versorgungsgeschehen hinfließt und wo eingespart wird. Zunächst zeigt auch der Atlas auf: Die von Schwarz-Gelb auf den Weg gebrachten Sparmaßnahmen im Arzneimittelsektor wirken. So sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Fertigarzneimittel von 2009 bis 2012 um 2,7 Prozent gesunken. In den beiden anderen großen Leistungsbereichen waren hingegen deutliche Steigerungen zu verzeichnen (Krankenhaus: +11,3 Prozent; ambulante ärztliche Behandlung: +7 Prozent). Im kommenden Jahr wird es voraussichtlich anders aussehen. Zum Jahresende läuft der erhöhte Zwangsrabatt aus – das allein dürfte zu einem Ausgabenplus von rund 1,6 Mrd. Euro bzw. 4,5 Prozent führen, prognostiziert IGES-Chef Prof. Bertram Häussler. Zusätzlich rechnet er mit einem weiteren Zuwachs durch Mehrverbrauch. Um rund 6 Prozent könnten die Arzneimittelausgaben so von 2013 auf 2014 steigen – angesichts der vorangegangenen Stagnation kein übergebührlicher Anstieg, wie Häussler meint.
Häussler zog auch eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren früher Nutzenbewertung. Und die fällt ernüchternd aus. Vor allem, wenn man betrachtet, welchen Stellenwert in der Versorgung Arzneimittel erlangen, denen ein Zusatznutzen bescheinigt wurde. So könnte etwa der Thrombozytenaggregationshemmer Ticagrelor für mehr als 200.000 Patienten sinnvoll angewandt werden – tatsächlich erhalten gerade mal 9 Prozent von ihnen das Medikament. Auch bei Telaprevir und Boceprevir zur Hepatitis-C-Therapie liege der Grad des ausgeschöpften Zusatznutzens bei nur 11 Prozent. Den höchsten Wert erreiche Abirateron (Zytiga®) mit einem Ausschöpfungsgrad von 38 Prozent. „Hinter dem G-BA-Beschluss folgt eine weitere Hürde in der Praxis“, konstatiert Häussler. Und diese werde nur selten genommen.
Dies sieht auch vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer mit Sorge. Nicht nur die Hersteller, auch Politik und Patienten würden zunehmend unzufrieden, wenn sich das AMNOG zum Flaschenhals für Innovationen entwickle, durch den Neuerungen erst spät beim Patienten ankommen. Damit die ärztliche Praxis nicht dauerhaft zu einer echten Hürde wird, forderte Fischer, Ärzte gänzlich von Regressen zu befreien. Mit der Einführung der frühen Nutzenbewertung und der darauf basierenden Preisfindung sowie manch anderen Instrumenten, sei bereits genug getan. Ärzte sollten ihre an therapeutischen Fragen orientierte Arbeit machen – und nicht eine, die auf ökonomischen Erwägungen fußt.
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