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Feuilleton
Was bedeutet "fasten" für die Muslime?
Ramadan – auf Türkisch, Albanisch und Bosnisch "ramazan" geschrieben und wie in den anderen Balkansprachen und im Persischen "ramasan" mit stimmhaftem "s" gesprochen – ist der arabische Name des neunten Monats im islamischen Kalender. Der Überlieferung nach wurden in diesem Monat dem Propheten Mohammed die Suren des Korans offenbart. In Erinnerung daran vollziehen Muslime im Ramadan eine körperliche und geistige Reinigung.
Mondkalender
Die Muslime haben einen Mondkalender, dessen Monate jeweils von Neumond zu Neumond dauern. Der genaue Beginn des Ramadan sorgt immer wieder für Diskussionen oder sogar Streitigkeiten, weil die verschiedenen islamischen Rechtsschulen bei der Übertragung auf den Gregorianischen Kalender andere Kriterien befolgen. Während die einen Gelehrten sich nach astronomischen Berechnungen richten, machen andere den Beginn und das Ende des Ramadan davon abhängig, ob nach dem Neumond schon die Mondsichel zu sehen ist – als sichtbarer Beweis für den Beginn des neuen Monats. Es versteht sich, dass dabei auch die Zeitzonen eine Rolle spielen, sodass die Daten nicht für den gesamten Globus gelten, sondern von Land zu Land um einen Tag variieren können.
Fastenregeln und Ausnahmen
Fasten im Ramadan bedeutet, tagsüber weder zu essen noch zu trinken. Die Enthaltsamkeit beginnt für die Gläubigen mit der Morgendämmerung und endet mit dem Untergang der Sonne. Nach Einbruch der Dunkelheit beginnt das Iftar, ein kleines Fastenbrechen, das bis zum Morgengrauen dauert. Traditionellerweise verzehrt man zuerst drei Datteln und verrichtet dann das Abendgebet. Erst danach folgt das richtige Abendessen. Die Nacht ist kurz, denn das Frühstück im Ramadan – es heißt Suhur – darf nur vor Sonnenaufgang eingenommen werden.
Muslime, die nicht fasten müssen:
Letztendlich liegt es aber im Ermessen jedes Einzelnen, ob er fastet oder nicht. |
Jeder Muslim, egal ob Mann oder Frau, ist dazu verpflichtet, zu fasten – sofern er geistig und physisch dazu in der Lage ist. Folgende Ausnahmen sind üblich: Alte, physisch und psychisch Kranke, schwangere und stillende Frauen müssen nicht auf Essen und Trinken verzichten. Mädchen und Frauen sind während der Menstruation vom Fasten befreit. Ausgenommen sind zudem Reisende, Soldaten und Personen, die schwere Arbeit verrichten. Letztlich liegt es im Ermessen jedes einzelnen Gläubigen, ob er sich streng an die Fastenregeln hält oder nicht. Der Koran macht dazu keine genauen Angaben. Verpasste Fastentage können später ohnehin nachgeholt werden, wenn die Gründe für den Ausfall nicht mehr bestehen. Auch sollen Muslime ihre Pflichten gegenüber der Gesellschaft nicht vernachlässigen, nur um möglichst streng dem Fasten nachzukommen. So könnte sich bei einem Arzt oder einer Krankenschwester ein Konzentrationsverlust durch das Fasten fatal auf die Behandlung von anvertrauten Patienten auswirken.
Fasten als Initiationsritus
Kinder brauchen ebenfalls nicht zu fasten. Tun sie es allerdings freiwillig, wird dies mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Im Islam gilt das erstmalige Fasten als eine Art Initiationsritus, als Aufnahme in die Welt der Erwachsenen. Deshalb wollen sogar Kinder, die noch nicht einmal in der Pubertät sind, wie ihre Eltern oder großen Geschwister fasten. Dabei unterschätzen sie oft die körperlichen Belastungen.
Das Fasten im Ramadan soll nicht nur dem persönlichen Heil dienen und die Bande zwischen dem Gläubigen und seinem Schöpfer stärken, sondern es ist auch ein Kitt für den Zusammenhalt der Glaubensgemeinschaft. Es gehört neben dem Glaubensbekenntnis, dem täglichen fünfmaligen Gebet, der Pilgerfahrt nach Mekka und der Almosenabgabe zu den fünf Säulen des Islam. Dabei beschränkt es sich nicht auf die Enthaltsamkeit bei der Nahrungsaufnahme. So sollen sich Muslime während des Ramadan moralisch korrekt verhalten, d. h. nicht lügen, niemanden beleidigen oder verleumden. Zur körperlichen Reinigung tritt also auch eine geistige hinzu.
Medikation eventuell anpassen
Neben der Nahrungsaufnahme am Tag sind auch Rauchen und Geschlechtsverkehr während der Fastenzeit verboten. Gläubige sollen auf Luxusgüter wie Parfum und weitere Annehmlichkeiten verzichten. Alkohol ist für strenggläubige Muslime ohnehin tabu.
Während des Ramadan ist es Muslimen eigentlich auch nicht gestattet, tagsüber Medikamente einzunehmen; wenn möglich, sollte dies vor Sonnenaufgang oder nach der Dämmerung geschehen. Wenn allerdings die Gesundheit in Gefahr ist, darf das Fasten gebrochen werden. Generell sollten sich chronisch Kranke, die ausdrücklich wünschen, am Fasten teilzunehmen, von ihrem Arzt beraten lassen, um das körperliche Risiko zu minimieren und eine individuelle Lösung zu finden.
Vorsichtig sollten auch Patienten mit Diabetes sein. Als chronisch Kranke sind sie vom Fasten eigentlich entbunden. Viele Gläubige mit Diabetes wollen aber dennoch ihre Fastenpflichten einhalten. Das sollten sie dann jedoch nur unter ärztlicher Anleitung tun, rät die Deutsche Diabetes-Hilfe (s. Internet). Denn ihre Medikation muss möglicherweise neu eingestellt werden – abgestimmt auf den umgekehrten Rhythmus der Nahrungsaufnahme. So ist es beispielsweise ratsam, früh morgens beim Suhur Nahrungsmittel mit komplexen Kohlenhydraten wie Vollkornprodukte, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte zu essen. Diese benötigen längere Zeit, um vom Körper verdaut zu werden, was einer Unterzuckerung vorbeugt.
Wenn Diabetiker fasten:
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Wichtig ist es vor allem auch, nachts ausreichend zu trinken. Fastende Diabetiker sollten außerdem mehrmals täglich ihre Blutzuckerwerte messen. Generell sollten sie ihre Suhur-Mahlzeit zum spätestmöglichen Zeitpunkt einnehmen und mit dem Iftar möglichst früh beginnen, also sofort nach dem Sonnenuntergang.
Die Iftar-Mahlzeit stellt für Diabetiker eine Herausforderung dar, wenn sie sehr reichhaltig ist, was meistens der Fall ist. Es ist besser, fettige und sehr zuckerhaltige Speisen zu meiden, aber viel Wasser zu trinken.
Ratsam ist es auch, während des Ramadan auf Sport zu verzichten, da der Körper durch den Nahrungsverlust ohnehin geschwächt ist.
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Fasten im Hochsommer
Die Ausnahmen von den Fastenregeln – sowohl für Kranke als auch für Gesunde – sind besonders wichtig, wenn der Ramadan in den Sommer fällt. Ein zu großer Flüssigkeitsverlust wegen der Hitze kann Kreislaufzusammenbrüche oder sogar den Tod zur Folge haben.
Schon in ein paar Jahren wird der Ramadan in den Frühling fallen, denn er verschiebt sich jedes Jahr um zehn bis elf Tage nach hinten. Das liegt daran, dass das islamische Mondjahr nur 354 Tage lang ist. Auf diese Weise durchläuft der Ramadan in einem Turnus von 33 Jahren alle Jahreszeiten.
Süßes Ende: Zuckerfest
Das Ende des Ramadan wird mit einem großen Fastenbrechen (arab. Id-ul-fitr) an den ersten drei Tagen des Folgemonats Schawwal gefeiert. 2013 fällt dieses Fest nach Angaben des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland auf den 8. bis 10. August. Im Türkischen heißt es Ramazan Bayramı, besser bekannt unter der umgangssprachlichen Bezeichnung S¸eker Bayramı, d. h. Zuckerfest. Denn Süßigkeiten und andere Leckereien, auf die die Gläubigen einen Monat lang am Tag verzichtet haben, gibt es dann im Überfluss, vor allem für die Kinder. Das dreitägige Zuckerfest nutzen viele Muslime für ausgedehnte Besuche bei Verwandten und Freunden. Schüler in Deutschland können sich für diese Zeit vom Unterricht befreien lassen.
In islamisch geprägten Gesellschaften ist es üblich, sowohl beim Zuckerfest als auch vorher während des Ramadan an die Bedürftigen zu denken. Vor allem gut betuchte Muslime richten nach Sonnenuntergang große Essen aus, zu denen sie die ganze Nachbarschaft einladen.
Deniz Aykanat
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