Pharmacon Meran 2013

Übermäßiger Alkoholkonsum und die Folgen

Alkohol in hohen Dosierungen schädigt die Leber und das lässt sich nicht verhindern. Prof. Dr. Christian Strassburg, Bonn machte deutlich, dass es keine "happy pill" für den Herrenabend gibt, mit der einer Leberschädigung durch Alkohol vorgebeugt werden kann. Weder Antioxidanzien noch Nahrungsergänzungsmittel helfen. Besonders gefürchtet ist die Leberzirrhose als Folge eines über Jahre andauernden Alkoholmissbrauchs.
Prof. Dr. Christian Strassburg "Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit!" Foto: DAZ/du

Schon die Belastung der Leber mit mehr als 60 g Alkohol pro Tag führt bei 90% aller Konsumenten zu einer Fetteinlagerung in Leberzellen, was nach Ausführungen von Strassburg zunächst nicht problematisch ist. Doch auf Basis einer Fettleber kann sich eine chronische Hepatitis entwickeln, getriggert von Hydroxyethylradikalen, die bei dem Abbau von Ethanol über Ethanal zu Essigsäure entstehen. Schreiten die Entzündungsprozesse fort, kommt es zur Leberzirrhose (Abb. 1). 11% der Patienten mit einer alkoholischen Leberzirrhose entwickeln ein hepatozelluläres Karzinom, das die gravierendste Komplikation der alkoholischen Lebererkrankung ist.

Das Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose hängt von der Alkoholmenge und dem Geschlecht ab. Ein über zehn Jahre andauernder Alkoholkonsum von täglich mehr als 20 g Alkohol bei Frauen und 60 bis 80 g bei Männern soll in 6 bis 41% der Fälle zu einer Leberzirrhose führen. Dabei entsprechen 10 g Alkohol etwa einem 1/8 Liter Wein oder 1/4 Liter Bier.

Abb. 1: Leberschädigung durch Alkohol

[nach Strassburg C: Abstract Pharmacon Meran 2013]

Als Folge der Fibrosierungsprozesse entsteht ein portaler Hypertonus mit Komplikationen, die fast jedes Organsystem betreffen und zu denen das hepatokardiale, das hepatorenale und das hepatopulmonale Syndrom ebenso zählen wie die Aszites, Elektrolytstörungen, Varizenbildungen mit der Gefahr von Blutungen und die zirrhotische Kachexie (Abb. 2).

Der zirrhotische Prozess als Folge einer alkoholischen Leberschädigung zeigt den gleichen Verlauf wie der infolge einer chronischen Virushepatitis. Zu beachten ist, dass sich die Prognose einer HCV-Infektion durch chronischen Alkoholkonsum verschlechtert. Durch vollständige Alkoholabstinenz lässt sich der Krankheitsprozess aufhalten, eine schon vorhandene Leberdekompensation kann behoben werden.

Die Therapie der Aszites ist die größte therapeutische Herausforderung bei alkoholischer Leberzirrhose. Nicht zuletzt deshalb, weil sie der Ausgangspunkt für weitere Folgen wie beispielsweise für das hepatorenale Syndrom ist. Zur Kontrolle der Aszites werden Spironolacton und Furosemid oder Parazentesen eingesetzt. Wird punktiert, ist die Gabe von Albumin erforderlich. Kurzfristig lassen sich durch die Implantation eines transjugulären portosystemischen Shunts bessere Erfolge in der Asziteskontrolle erzielen als mit der Punktion. Allerdings wird dies mit einem höheren Risiko für Enzephalopathien erkauft.


Abb. 2: Portaler Hypertonus Folgen des Pfortaderhochdrucks bei Leberzirrhose

[nach Strassburg C: Abstract Pharmacon Meran 2013]


Die Lebertransplantation ist die letzte Therapieoption bei Leberzirrhose oder bei einem hepatozellulären Karzinom. 37% aller Lebertransplantationen müssen infolge einer alkoholischen Leberzirrhose durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund des Mangels an geeigneten Transplantaten wird bei den meisten Lebertransplantationsprogrammen eine Alkoholkarenzzeit von sechs Monaten für eine Transplantation vorausgesetzt. Diese Regelung ist umstritten, da eine wissenschaftliche Evaluation dafür fehlt.

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