Prisma

Im Weltall schlagen Herzen anders

(cae). Die Schwerelosigkeit im All wirkt sich auf die Organfunktionen aus und kann zu gesundheitlichen Problemen führen. In einem Projekt werden die Auswirkungen auf Herz und Kreislauf untersucht.

Schwerelos dank Parabelflug

Astronaut Hans Schlegel und zahlreiche Wissenschaftler mit Messgeräten im Flugzeug.

Foto: Dr. Pierre-Francois Migeot

Nach fünf Jahrzehnten bemannter Raumfahrt sind immer noch nicht alle Einwirkungen der Schwerelosigkeit auf die Organfunktionen der Astronauten verstanden. Um neue Erkenntnisse hinsichtlich Herz und Kreislauf zu gewinnen, hat das Team um Jens Tank vom Institut für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover gemeinsam mit russischen Spezialisten einen neuen Ballistokardiografen entwickelt.

Die Ballistik war ursprünglich ein Zweig der Militärwissenschaft, denn sie erforschte die Flugbahnen von Geschossen. Bei der Ballistokardiografie geht es darum, den Einfluss verschiedener Flugverhältnisse eines Menschen (oder Tieres) auf dessen Herz-KreislaufFunktion zu messen. Sensoren, die am Rücken des Probanden angebracht sind, messen dort den Puls und berechnen daraus die Stärke des Herzschlags sowie seine Veränderungen während des Fluges.

Erst kürzlich führten die Forscher Experimente in Flugzeugen durch, die wiederholt in Parabeln flogen, bei denen für jeweils 22 Sekunden Schwerelosigkeit herrscht. Weitere Experimente im All, nämlich an Bord der internationalen Raumstation ISS, sollen ab 2014 erfolgen.

Die neuen Erkenntnisse sollen dazu dienen, Trainingsmethoden zu entwickeln, mit denen der Astronaut sein an die Schwerelosigkeit angepasstes Herz auf die Rückkehr zur Erde vorbereiten kann, um dortigen Komplikationen vorzubeugen.

Letzten Endes sollen aber auch Patienten von den Experimenten profitieren, die überhaupt nichts mit Luft- und Raumfahrt zu tun haben: Patienten, die lange Zeit bettlägerig gewesen sind, könnten mit dem Trainingsprogramm wieder auf den normalen Alltag vorbereitet werden. Zudem können sich die Pharmakologen in Hannover vorstellen, dass Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz dauerhaft mithilfe der Ballistokardiografie überwacht werden; dies wäre eine Form der Telemetrie, der allgemein eine große Zukunft in der Medizin prophezeit wird.


Quelle: Presseinformation der Medizinischen Hochschule Hannover vom 24. Mai 2013.

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