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Sonne
Vor allem Jugendliche und Männer vernachlässigen Sonnenschutz
Das Robert Koch-Institut prognostiziert für 2013 17.600 neue Fälle von malignen Melanomen der Haut in Deutschland. Es werden voraussichtlich vergleichbar viele Männer wie Frauen erkranken, 9200 vs. 8400 [1]. Da übermäßige UV-Bestrahlung der Haut einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung des malignen Melanoms ist, hat sich eine Gruppe von Pharmaziestudentinnen der Universität Würzburg unter der Betreuung von Prof. Dr. Petra Högger im Rahmen des Wahlpflichtfaches Klinische Pharmazie intensiv mit dem Thema Sonnenschutz beschäftigt. Die Studentinnen erarbeiteten und gestalteten unter anderem Informationsflyer, die ausführlich zu den verschiedenen Hauttypen und den Besonderheiten bezüglich Bräunungstyp, empfohlener Lichtschutzfaktor und allgemeinen Sonnenschutzmaßnahmen informierten. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf den richtigen Schutz von Kinderhaut gelegt. Um herauszufinden, in welchen Bereichen verstärkter Beratungsbedarf besteht, wurde eine Umfrage zum Eincremeverhalten der Bevölkerung durchgeführt.
Individueller Informationsflyer für jeden Hauttyp
Die in Europa vorherrschenden Hauttypen I bis IV unterscheiden sich stark hinsichtlich der Empfindlichkeit gegenüber UV-Exposition. Während Typ I eine Eigenschutzzeit von nur fünf bis zehn Minuten hat, kann sich Hauttyp IV bis zu 40 Minuten ungeschützt in der Sonne aufhalten. Aufgrund dessen sollten Produkte mit einem an den Hauttyp angepassten Lichtschutzfaktor (LSF) verwendet werden. Für Personen mit Hauttyp I bedeutet das mindestens LSF 30, bei Hauttyp II LSF 25 bis 30, bei Hauttyp III mindestens LSF 20 und bei Hauttyp IV mindestens LSF 15. Um die Selbsteinschätzung zu erleichtern, finden sich auf jedem Flyer die wichtigsten Merkmale des jeweiligen Hauttyps sowie der benötigte LSF wieder. Ergänzt werden diese Angaben um allgemeine Maßnahmen zum Sonnenschutz. Außerdem weisen die Flyer auf die idealerweise aufzutragende Menge an Sonnenschutzmittel hin, da nur so der auf der Packung angegebene Lichtschutzfaktor erreicht wird. Laut der Europäischen Kommission benötigt ein durchschnittlicher Erwachsener für den gesamten Körper etwa 36 g Creme, das entspricht sechs vollen Teelöffeln! Eine Flasche mit 200 ml würde demnach für ungefähr fünf Anwendungen reichen.
Ein spezieller Flyer zu den Sonnenschutzmaßnahmen bei Kindern gibt Tipps, wie Eltern die Kinder spielerisch an das Thema Sonnenschutz heranführen können. Außerdem wird besonders auf den Schutz in den ersten zwölf Lebensmonaten hingewiesen. Die Vorlagen zu allen Flyern können bei Interesse bei den Autoren angefordert werden (siehe Kasten).
Informationsflyer
Eine aktive Gruppe von Pharmaziestudentinnen der Universität Würzburg hat sich im Rahmen der Klinischen Pharmazie intensiv mit dem Thema Sonnenschutz beschäftigt. Sie erarbeiteten und gestalteten unter anderem Flyer, die ausführlich zu den verschiedenen Hauttypen und ihren Besonderheiten informieren. So können interessierte Kunden ganz individuell zum Bräunungstyp, empfohlenen Lichtschutzfaktor und allgemeinen Sonnenschutzmaßnahmen beraten werden.
Die Vorlagen zu allen Flyern können bei Interesse bei den Autorinnen angefordert werden: sonnenschutzflyer@gmail.com
Die Flyer stehen auch im Service-Bereich auf DAZ.online unter DAZ plus/Dokumente für Sie zum Download bereit!
Umfrage deckt Wissenslücken auf
Für die Umfrage konzipierten die Studentinnen einen Fragebogen, bei dem die Befragten aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten wählen konnten. Neben allgemeinen Fragen zu Alter, Geschlecht und Hauttyp wurden auch das persönliche Eincremeverhalten sowie das Wissen zum Thema Sonnenschutz untersucht. Des Weiteren wurde ermittelt, inwieweit die Bevölkerung bezüglich der Vitamin-D-Synthese in der Haut informiert ist. Alle Teilnehmer erhielten einem dem Hauttyp entsprechenden Informationsflyer.
Befragt wurden 171 Passanten, davon 107 Frauen und 64 Männer. Die Altersstruktur war nicht homogen. Die größte Gruppe bildeten die 46- bis 60-Jährigen mit 35,5%, die kleinste Gruppe die unter 18-Jährigen mit 4,1%. Am häufigsten waren die Hauttypen II (35,7%) und III (51,5%), wohingegen nur wenige Teilnehmer Hauttyp I (4,1%) oder IV (8,8%) aufwiesen. Die Mehrheit beantwortete die Fragen richtig und schützt sich auch vor der Sonne.
Auffallend war, dass der Prozentsatz der Männer, die angaben, sich gar nicht zu schützen, bezogen auf die Gesamtzahl der männlichen Teilnehmer mit 15,6% höher lag als bei den Frauen (9,3%).
Dieses Ergebnis deckt sich mit dem anderer Untersuchungen, die ebenfalls zu dem Ergebnis kommen, dass Sonnenschutz von Frauen ernster genommen wird als von Männern [2, 3]. Zudem verwendeten die befragten Männer häufiger als die Frauen einen zu niedrigen Lichtschutzfaktor (46,9% vs. 29,9%) (Abbildung 1).
Insgesamt gesehen schienen sich Männer schlechter vor UV-Lichteinfluss zu schützen als Frauen. Hier stellt sich die Frage, ob Männer bezüglich des Sonnenschutzes weniger intensiv beraten werden, ob sie eher ein geringeres Risikobewusstsein als Frauen haben oder ob Männer generell weniger Pflege- und Kosmetikprodukte verwenden. Auch wenn die Gründe in der Umfrage nicht ermittelt werden konnten, könnte man bei der Beratung in der Offizin verstärkt auf den Sonnenschutz der Männer eingehen, da beide Geschlechter in Deutschland in etwa genauso oft von einem malignen Melanom betroffen sind [1]. Hierbei könnte man beispielsweise Hydrogele oder Lotionen empfehlen, die sich auch auf stärker behaarter Haut gut verteilen lassen.
Der Großteil der Befragten, sofern er Sonnenschutzmittel verwendet, trägt zu wenig auf und cremt beim Sonnenbaden nicht ausreichend oft nach. Nur 0,6% trugen die von der Europäischen Kommission empfohlene Menge auf, und nur 15,6% cremten sich ausreichend oft nach, vor allem nach einem Aufenthalt im Wasser. Ein Grund hierfür könnte sein, dass 15,9% der Umfrageteilnehmer die Bezeichnung "wasserfest" auf Sonnenschutzmitteln als absolut ansehen. Bei der Abgabe von Sonnenschutzmitteln sollte deshalb auf jeden Fall auf die Notwendigkeit der Schutzerneuerung nach Wasserkontakt und intensivem Schwitzen hingewiesen werden!
Offenbar scheint sich die Gruppe der unter 18-Jährigen den negativen Auswirkungen eines Sonnenbrands weniger bewusst zu sein als die älteren Personen. Die Bereitschaft, einen Sonnenbrand in Kauf zu nehmen, um besser zu bräunen, war in dieser Gruppe mit 57,1% höher als in allen anderen Gruppen (Abbildung 2).
Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass nur wenige der Befragten jünger als 18 Jahre waren.
Zudem fällt auf, dass unter anderem in der Gruppe der über 60-Jährigen viele nicht über die UV-B-vermittelte Synthese von Vitamin D in der Haut Bescheid wussten (Abbildung 3).
Gerade für diese Altersgruppe wäre eine Aufklärung besonders wichtig, da vor allem ältere Menschen häufig einen Vitamin-D-Mangel aufweisen. Dieser ist unter anderem dadurch bedingt, dass die Mobilität bei dieser Personengruppe oft eingeschränkt ist, sich die Betroffenen wenig im Freien im Sonnenlicht aufhalten und die Vitamin-D-Synthese in der Haut im Alter um die Hälfte nachlässt [4]. Wünschenswert wäre es deshalb, ältere Menschen auf die Notwendigkeit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung auch im Hinblick auf Osteoporose bzw. Osteopenie anzusprechen.
Die Umfrage zeigte, dass Jugendliche zu wenig über die Folgen einer intensiven Sonnenbestrahlung wussten. Männer hingegen wiesen Defizite bei der Anwendung von Sonnenschutzmitteln auf. Ältere Menschen sollten mehr über eine Vitamin-D-Unterversorgung aufgeklärt werden. Auf diese drei Personengruppen sollte deshalb bei der Beratung intensiver eingegangen werden.
Quelle [1] www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Melanom/melanom_node.html, Stand 20. Juni 2012.[2] Devos SA, Baeyens K, Van Hecke L. Sunscreen use and skin protection behavior on the Belgian beach. Int J Dermatol 2003; 42: 352 – 356.[3] Eichhorn C, Seibold C, Loss J et al. Kenntnisstand zum Thema UV-Strahlung und Sonnenschutz. Befragung von bayerischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Hautarzt 2008; 59: 821 – 827.[4] Herdegen T. Pharmako-Logisch! Osteoporose. DAZ 2012; 23: 48 – 82.
Autoren
Marion Fendt, Verena Graß, Christiane Günther, Corinna Hartmann, Susanne Höntsch
Anschrift für die Autoren
Verena Graß, Am Hochgericht 9, 96231 Bad Staffelstein
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