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Prisma
Über 82 Millionen Jahre altes Hepatitis-B-Virus entdeckt
Viren hinterlassen keine Fossilien, die Aufschluss über ihre paläontologische Vergangenheit geben könnten. Einschlüsse von viralen Gensequenzen im Genom ihrer Wirte verändern sich jedoch vergleichsweise langsam, sodass es möglich ist, an den Genomen rezenter Wirbeltiere viele Millionen Jahre alte virale Gensequenzen zu entdecken. Die virale Erbsubstanz wird zum Zeitpunkt ihrer Integration ins Wirtsgenom konserviert, bleibt also in diesem Zustand erhalten – unter Umständen 82 Millionen Jahren lang; solche virale Gensequenzen werden deshalb auch als molekulare Fossilien bezeichnet.
Wissenschaftler am Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Universität Münster suchen nach Einschlüssen paläontologischer Hepatitis-B-Viren (HBV) in den Genomen von Vögeln. Ein sensationeller Fund des Doktoranden Alexander Suh war dabei ein nahezu vollständiges Virusgenom, das sich seit über 82 Millionen Jahren als molekulares Fossil erhalten hat. Es stammt demnach aus dem späten Mesozoikum (Erdmittelalter), in dem noch die Dinosaurier die Erde bevölkerten.
Dieser Fund erlaubt nicht nur Rückschlüsse auf eine uralte Form der Hepatitis B bei Vögeln, sondern auch auf die Vorgeschichte der HBV-Infektion beim Menschen: Die Hypothese lautet, dass die Hepatitis-B-Viren von Säugetieren aus Vogel-HBV entstanden sind, die ihren Wirt gewechselt haben.
Außerdem deuten die Forschungen der Wissenschaftler am ZMBE darauf hin, dass das krebserregende X-Gen menschlicher HBV relativ spät in der Evolution der HBV-Familie entstand.
Quelle: Suh A, et al. The genome of a Mesozoic paleovirus reveals the evolution of hepatitis B viruses. Nature Communications 4; Epub 30. 04. 2013.
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