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Seite 3
Teamarbeit
Das ABDA-KBV-Modell macht es überdeutlich: die Angst der Ärzte vor einem apothekerlichen Eingriff in ihre Therapiehoheit ist groß. Besonders heftiger Widerstand kam und kommt von den Hausärzteverbänden. Sie haben den Start des Modellversuchs bislang zwar nicht vollkommen verhindern können – immerhin wird in Thüringen und Sachsen mit Nachdruck an der Umsetzung gearbeitet – aber sie versuchen immer wieder, Sand ins Getriebe zu streuen.
Jüngstes Beispiel ist der Sächsische Hausärzteverband, dessen Delegierte die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen aufgefordert haben, die Bestrebungen, das ABDA-KBV-Modell in Sachsen als einzigem Bundesland einzuführen, aufzugeben. Die KV Sachsen ist der für die Ärzte zuständige Verhandlungspartner. Sie bemüht sich zwar um Schadensbegrenzung und beteuert den Willen zur Umsetzung. Trotzdem ist das kein gutes Zeichen und die Tatsache, dass die sächsischen Hausärzte nicht darüber informiert sind, dass auch das Bundesland Thüringen mit von der Partie ist, ist ein Indiz für offensichtlich große Informationsdefizite.
Das ist fatal. Fehlende und Fehl-Informationen sind ein idealer Nährboden für Misstrauen. Misstrauen der Ärzte gegenüber unseren Aktivitäten ist sicher ein ganz zentrales Problem, wir sollten es nicht unterschätzen! Vielen Ärzten wird nicht klar sein, welche Aufgaben die Apotheker übernehmen können und wollen, dass Wirkstoffverordnung und ein Medikationskatalog die Therapiefreiheit nicht mehr einschränken werden als Rabattverträge, dass die Apotheker die ärztliche Therapiehoheit nicht infrage stellen wollen. Und sie werden nicht wissen, wie sie von dem ABDA-KBV-Modell profitieren sollen. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, sicher auch auf Verbandsebene, aber vor allem bei den Hausärzten vor Ort. Wenn es nicht gelingt, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie von dem Nutzen des ABDA-KBV-Konzepts zu überzeugen, dann sind die Modellversuche zum Scheitern verurteilt.
Das wäre ein herber Rückschlag, nicht nur für das ABDA-KBV-Modell, sondern auch für alle aufkeimenden Bemühungen, unseren Beruf in Richtung Patienten-orientierte Pharmazie weiter zu entwickeln. Für ein klinisches Medikationsmanagement, so wie es unlängst von der Fachgruppe Klinische Pharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) beschrieben worden ist (DAZ 2013, Nr. 19, S. 25), ist die enge Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker Grundvoraussetzung. Hierzu muss auf ärztliche Diagnosen und Labordaten zurückgegriffen werden können, sonst sind beispielsweise Dosisanpassungen bei gestörter Leber- oder Nierenfunktion nicht möglich. Und selbst ein einfaches Medikationsmanagement anhand in der Apotheke vorliegender Daten wird ins Leere laufen, wenn verschreibungspflichtige Medikamente betroffen sind und Arzt und Apotheker nicht gemeinsam die notwendigen Konsequenzen aus Doppelverordnungen, Interaktionen oder nicht plausiblen Dosierungen ziehen.
Gefragt ist Teamarbeit, Grenzen müssen überwunden werden. Das Ziel muss eine Partnerschaft von Arzt und Apotheker auf Augenhöhe zum Wohle des Patienten sein. Die Kooperation mit Apothekern muss für Ärzte so selbstverständlich und notwendig werden, wie die mit ihren fachärztlichen Kollegen.
Um hier schon gleich den richtigen Grundstein zu legen, wäre eine engere Verzahnung der Medizin- und Pharmaziestudiengänge ein wichtiger Schritt. Gemeinsame Grundvorlesungen wären eine Möglichkeit, gemeinsame Seminare zur Betreuung von Patienten, in denen alle Stufen eines Medikationsmanagements gemeinsam durchgespielt werden, eine weitere. Wenn schon im Studium klar wird, was der angehende Pharmazeut und was der angehende Arzt lernt, dann kann im Berufsleben wesentlich einfacher auf die Fähigkeiten des anderen zurückgegriffen werden. Vertiefen ließe sich das Verständnis füreinander auch durch einen obligatorischen Ausbildungsteil für Pharmaziepraktikanten auf Station oder in Qualitätszirkeln vor Ort – eine Zusammenarbeit, die regional durchaus schon funktioniert. Ein Beispiel dafür ist unsere Serie zur Patienten-orientierten Pharmazie, in der wir an Fallbeispielen zeigen, wie ein Medikationsmanagement durchgeführt wird. Hier sind immer Ärzte mit im Boot. Auch in dieser Ausgabe finden Sie einen Fall zum Thema Cystische Fibrose, der zusammen mit Apothekern und Ärzten ausgearbeitet worden ist.
Wenn es uns gelingt, anstelle von Misstrauen den Teamgedanken zwischen Ärzten und Apothekern in den Vordergrund zu rücken, werden alle profitieren: Apotheker, Ärzte und vor allem die Patienten. Daran müssen wir arbeiten.
Dr. Doris Uhl
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