Arzneimittel und Therapie

Metaanalyse zeigt keinen Nutzen

Obwohl es Studien zu einzelnen Vitaminen und Antioxidanzien gibt, die auf einen Nutzen von Supplementen für die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse hindeuten, gab es bisher kaum Übersichtsarbeiten mit einheitlicher Bewertung aller Ergebnisse. Die kürzlich veröffentlichte Metaanalyse einer Forschergruppe aus Südkorea kommt zu dem Schluss, dass ein solcher Nutzen nicht besteht, wenn auch noch einige Fragen geklärt werden müssen.

Von insgesamt 2240 Artikeln aus verschiedenen Datenbanken, darunter PubMed, EMBASE und The Cochrane Library, bezogen die Autoren 50 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 294.478 Teilnehmern (davon 156.663 in den Interventions- und 137.815 in den Kontrollgruppen) in die Endauswertungen ein. Betrachtet wurde der Nutzen einer Einnahme von Supplementen mit Vitamin A, B6 , B12 , C, D und E sowie Betacarotin, Selen und Folsäure auf die Primär- und Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse. Dazu zählten plötzlicher Herztod, Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall und transiente ischämische Attacken (TIA).

Die Metaanalyse ergab, dass eine Supplementation mit Vitaminen und Antioxidanzien nicht mit einer Risikoreduktion für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden war (relative risk 1,00, 95% KI 0,98 bis 1,02). Auch in vielen Subgruppen zeigte sich kein Benefit, so beispielsweise bei getrennter Betrachtung einzelner Vitamine, der Behandlungsdauer oder dem Studiendesign. Bei separater Betrachtung der Ergebnisse nach Art des kardiovaskulären Out-comes zeigte sich jedoch in kleineren Studien ein geringfügig erhöhtes Angina-pectoris-Risiko bei Einnahme einiger Substanzen. Niedrige Vitamin-B6 -Dosen führten dagegen zu einer Reduktion des Risikos kardiovaskulärer Ereignisse. Die Autoren verweisen darauf, dass es sich bei Studien, die eine Risikominderung zeigten (z. B. ein niedrigeres Herzinfarktrisiko bei Supplementation mit Vitamin E), ausschließlich um solche handelte, in denen die NEM von Pharmaherstellern zur Verfügung gestellt worden waren.

Die Schlussfolgerung der Autoren: Es gibt keine Evidenz dafür, die Einnahme von Vitaminen und Antioxidanzien zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse zu empfehlen.

Gründliche Evaluation vor Markteinführung nötig

Die Autoren verweisen in der Diskussion ihrer Ergebnisse auf eine weitere Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2007, die im vergangenen Jahr aktualisiert worden war. Es handelt sich dabei um einen systematischen Review von 78 Studien mit 296.707 Teilnehmern (Gesunde und Patienten mit verschiedenen Erkrankungen). Einbezogen wurden randomisierte klinische Studien, die die Gabe von antioxidativ wirkenden Substanzen wie Betacarotin, Vitamin A, C, E sowie Selen in der Primär- und Sekundärprävention untersucht hatten. Dabei fand sich ein Hinweis darauf, dass Betacarotin und Vitamin E sowie höher dosiertes Vitamin A die Mortalität erhöhen könnten, Vitamin C oder Selen dagegen nicht. Auch diese Autoren kommen zu dem Schluss, dass Supplemente weder Gesunden noch Patienten empfohlen werden können.

In beiden Übersichtsarbeiten wird schließlich von Regierungen und Regulierungsbehörden gefordert, Supplemente als Arzneimittel zu betrachten. Bevor sie auf den Markt kommen können, müsse ihr Nutzen und ihr schädigendes Potenzial ausreichend untersucht werden.

Zahlreiche Kritiken

Die Veröffentlichung der Metaanalyse rief zahlreiche Kritiker auf den Plan. Sie griffen das Design der Metaanalyse an, bis hin zu der Bemerkung, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. So wird beispielsweise kritisiert, dass Vitamine und Antioxidanzien zusammengefasst werden, obwohl es sich um eine sehr heterogene Gruppe von Substanzen handelt, die eigentlich getrennt betrachtet werden müssten.

Die Autoren selbst verweisen darauf, dass noch weitere Untersuchungen notwendig sind, beispielsweise um zu klären, ob möglicherweise Menschen mit einem Mangel an den untersuchten Substanzen von einer Supplementation profitieren können.


Quelle

Myung, SK et al. Efficacy of vitamin and antioxidant supplements in prevention of cardiovascular disease: systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials BMJ 2013; 346: f10, doi: 10.1136/bmj.f10.

Bjelakovic G et al. Antioxidant supplements for prevention of mortality in healthy participants and patients with various diseases. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Mar 14;3:CD007176. doi: 10.1002/14651858.CD007176.pub2.


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Das könnte Sie auch interessieren

Wegweisende Studien zu Omega-3-Supplementen mit scheinbar widersprüchlichen Ergebnissen

Fischöl ist nicht gleich Fischöl

Optimal versorgt in Schwangerschaft und Stillzeit durch gezielte Supplementation

Sind Mikronährstoffe überflüssig oder sinnvoll?

Selen und Vitamin E schützen auch nicht vor Alzheimer Demenz

Nichts für Männer

Antioxidanzien können nicht überzeugen

Kein Erfolg bei Muskelkater

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.