Arzneimittel und Therapie

Ergebnisse eines nationalen HPV-Impfprogramms

Im Jahr 2007 wurde in Australien ein nationales Impfprogramm ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Programms wurden Mädchen ab dem Alter von 12 Jahren kostenlos mit einem tetravalenten Impfstoff gegen bestimmte Stämme des humanen Papilloma-Virus (HPV) immunisiert. Das HPV-Virus kann unter anderem Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs verursachen. Fünf Jahre nach Implementierung des Programms ist die Anzahl an Genitalwarzen bei jungen Frauen in Australien um über 90% zurückgegangen.

Australien war eines der ersten Länder weltweit, das ein nationales Impfprogramm zur Bekämpfung von HPV-Infektionen etablierte. Im Rahmen dieses Programms wird seit 2007 jungen Mädchen im Alter von zwölf bis 13 Jahren eine kostenlose HPV-Impfung in Schulen angeboten. Zusätzlich wurden zwischen 2007 und 2009 zwei weitere Programme geschaffen, die sich an 13- bis 18-jährige Schulmädchen sowie an 18- bis 26-jährige junge Frauen in den Kommunen richten. Die Durchimpfungsrate war dabei mit rund 80% bei den Schulmädchen relativ hoch, verglichen mit nur mehr 52% bei den 20- bis 26-jährigen Frauen.

Tetravalenter Impfstoff

In Australien wird ein tetravalenter Impfstoff verabreicht. Dieser richtet sich gegen die HPV-Stämme 6 und 11, die Genitalwarzen verursachen, und die Stämme 16 und 18, die für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden.

Im Rahmen einer breit angelegten Beobachtungsstudie wurden kürzlich Patientendaten aus acht australischen Zentren für Sexualgesundheit retrospektiv über einen Zeitraum von acht Jahren ausgewertet. Als Auswertungskriterium wurde die Anzahl an Patienten mit diagnostizierten Genitalwarzen im Verhältnis zur Gesamtzahl der untersuchten Patienten herangezogen. Es wurde dabei der Zeitraum vor Implementierung des Impfprogramms (2004 bis 2007) mit dem Zeitraum des laufenden Impfprogramms (2007 bis 2011) verglichen. Die Patienten wurden zur genaueren Analyse in drei Altersgruppen geteilt. Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 85.770 Patienten untersucht.


STIKO-Empfehlung


Die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut empfiehlt seit 2007 zur Reduktion der Krankheitslast durch Gebärmutterhalskrebs eine Impfung gegen humane Papillomaviren (Typ 16 und 18) für alle Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren. Dabei sind die Impfstoffe nur prophylaktisch anzuwenden, sie haben keinen Effekt auf aktive HPV-Infektionen oder bereits bestehende klinische Erkrankungen. Die Impfung mit drei Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein.

In Deutschland ist mit Cervarix® (GlaxoSmithKline) ein humaner Papillomvirus-Impfstoff gegen die Typen 16 und 18 im Handel. Er ist zugelassen zur Anwendung ab einem Alter von neun Jahren zur Prävention von prämalignen Läsionen der Zervix und von Zervixkarzinomen, die durch bestimmte onkogene humane Papillomviren (HPV) verursacht werden. Das empfohlene Impfschema besteht aus drei Dosen (je 0,5 ml), die im Monat 0, 1, 6 intramuskulär verabreicht werden.

Daneben ist in Deutschland der Impfstoff Gardasil® (Sanofi Pasteur MSD) auf dem Markt, der neben den HPV-Typen 16 und 18 auch die Stämme 6 und 11 enthält. Gardasil® ist ein Impfstoff zur Anwendung ab einem Alter von neun Jahren zur Prävention von Vorstufen maligner Läsionen im Genitalbereich (Zervix, Vulva und Vagina) und Zervixkarzinomen, die durch bestimmte onkogene Typen des humanen Papillomvirus (HPV) verursacht werden, und zur Vorbeugung von Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die durch spezifische HPV-Typen verursacht werden. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Einzeldosen zu je 0,5 ml, die nach 0, 2, 6 Monaten intramuskulär verabreicht werden.


Deutlich weniger Genitalwarzen

Bei jungen Frauen unter 21 Jahren wurde der positive Effekt der Impfung besonders deutlich: Während 2007 11,5% der Patientinnen Genitalwarzen hatten, sank nach Implementierung des Programms die Zahl um über 90% auf nur mehr 0,85% im Jahr 2011. Aber auch bei den 21- bis 30-Jährigen sank die Zahl der diagnostizierten Fälle von 11,3% im Jahr 2007 um über 70% auf 3,1% im Jahr 2011. Bei den über 30-jährigen Frauen wurde hingegen kein signifikanter Trend beobachtet. In dieser Altersgruppe sind jedoch Genitalwarzen grundsätzlich eher selten – sie treten hauptsächlich bei Teenagern und knapp über 20-Jährigen auf.

Positiver Effekt auch bei Männern

Bei heterosexuellen jungen Männern unter 21 Jahren verringerte sich die Anzahl an Fällen von Genitalwarzen von 12,1% im Jahr 2007 um über 80% auf 2,2% im Jahr 2011. Auch bei den 21- bis 30-Jährigen war ein signifikanter Rückgang erkennbar (2007: 18,2%; 2011: 8,9%). Bei den über 30-jährigen Männern wurde – wie bei den gleichaltrigen Frauen – keine signifikante Änderung festgestellt. Der Rückgang an Genitalwarzen bei jungen, ungeimpften Männern ist vermutlich durch die Herdenimmunität, die der hohen Durchimpfungsrate bei jungen Frauen zu verdanken ist, bedingt.

Andere Länder – andere Sitten

Der Erfolg des australischen HPV-Impfprogramms ist sicherlich auf die hohe Durchimpfungsrate dank kostenloser Verabreichung des tetravalenten Impfstoffes zurückzuführen. Zum Vergleich: In Schweden wurde ein Rückgang an Genitalwarzen um nur 25% festgestellt, zurückzuführen auf die kostenpflichtige Impfung und damit verbundener niedrigerer Durchimpfungsrate. In Großbritannien wiederum wurde aus Kostengründen der bivalente Impfstoff verabreicht, der sich nur gegen die Gebärmutterhalskrebs verursachenden Stämme richtet. Aufgrund der hohen Zahl an neuen und wiederkehrenden Genitalwarzen und der damit verbundenen Kosten wird auch dort seit 2012 der tetravalente Impfstoff verteilt.


Quelle

Ali H et al. Genital Warts in young Australians five years into national human papillomavirus vaccination programme: national surveillance data. Brit Med J 2013; 346:f2032 doi: 11.1136/bmj.f2032.

Barton S et al. HPV vaccination – reaping the rewards of the appliance of science. Brit Med J 2013; 346:f2184 doi: 10.1136/bmj.f2184.


Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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