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- DAZ 17/2013
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Fachmedien
Evidenzbasierte Beratung
Eine typische Situation in jeder Apotheke: Ein Kunde möchte nicht zum Arzt und fragt den Pharmazeuten vor ihm, was er ihm empfehlen könnte, um akute Beschwerden schnell und ohne Arztbesuch in den Griff zu bekommen. Das übliche Beratungsgespräch, als Hauptkompetenz unseres Berufs ist gefragt – und verlangt nach dem nötigen Wissen, um den Patienten qualitativ gut zu beraten. In ihrem gerade erschienenen Buch "Evidenzbasierte Selbstmedikation" gibt Monika Neubeck einen Überblick über Arzneimittel, die genau diese Beratungsleistungen erfordern, zeigt aber auch Grenzen der Selbstbehandlung auf, bei denen der Patient lieber doch zum Arzt gehen sollte.
Für 35 Indikationen von A wie Akne bis Z wie Zahnbeschwerden stellt die Autorin in ihrem Buch wertvolle und in der Praxis sehr nützliche Behandlungsoptionen vor. Die einzelnen Krankheitsbilder sind hierbei klar strukturiert dargestellt und folgen einem durchaus praktikablen Aufbau. Die Autorin stellt zunächst die nicht verschreibungspflichtigen Wirkstoffe vor, wobei sie auch pflanzliche – und wenn verfügbar – alternative Arzneimittel miteinbezieht, und schildert kurz deren Wirkweise wie auch pharmakokinetische Aspekte. Wo es Besonderheiten zu berücksichtigen gilt, werden diese leicht verständlich dargelegt. Das bei beinahe allen Stoffen zu findende Unterkapitel der besonderen Anmerkungen verdient besonderes Lob, da es hilfreiche Tipps und zusätzliche Ratschläge bereithält, für die sicher jeder Apotheker in der Praxis dankbar sein wird.
Sehr interessant – und im Rahmen der titelgebenden Evidenz auch unverzichtbar – ist hierbei sowohl die Abgrenzung zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln als auch zu ärztlichen Therapieverfahren. Es werden ganz klar die Grenzen der Selbstmedikation herausgearbeitet sowie die Wirksamkeit der vorgestellten Arzneimittel anhand von Studien belegt. Die an jedem Kapitel-ende angefügten Quellennachweise sind für den interessierten Pharmazeuten ein kleines Highlight, vermitteln sie doch nachvollziehbar und vor allem belegbar Beweise für die im Kapitel getroffenen Aussagen.
Besonders erwähnenswert ist die kritische Auseinandersetzung mit den auf dem Markt befindlichen Wirkstoffen. Sie kann dabei helfen, Einkaufsentscheidungen zu treffen und das apothekeneigene Medikamentensortiment im Bereich der Selbstmedikation auf das wesentliche und belegbar Wirksame zu optimieren. Die Autorin greift hierbei auf die bereits erwähnte Studienlage zurück und gibt zu jedem (!) Stoff eine abschließende Bewertung, wobei sie sich eines einfach zu verstehenden Vierpunktesystems bedient. Dies erleichtert sowohl die Einschätzung als auch die Auswertung durch den Leser.
Das Buch eignet sich für die allgemeine Apothekenpraxis und hier durchgängig für alle Angehörigen des pharmazeutischen Personals. Die Art und Weise, wie die Wirkstoffe im Buch vorgestellt und bewertet werden, kann dem Apotheker dazu dienen, von der pharmazeutischen Industrie und von Marketingaspekten unabhängige Empfehlungsrichtlinien zu erarbeiten bzw. hilft jedem, der das Buch liest, ein "Mehr" an Beratungskompetenz aufzubauen. Der Steigerung der Beratungskompetenz kommt ferner zugute, dass zu jedem Inhaltsstoff die passenden Dosierungen kurz angegeben sind.
Trotz seiner vielen Vorteile mag das Layout des Buches nicht recht zur Lektüre einladen. Ein Mehr an Farbe zur Kennzeichnung wichtiger Aspekte der Stoffe (z. B. Dosierung) würde das Buch optisch etwas aufpeppen sowie es übersichtlicher gestalten. Für die nächste Auflage wäre zu überlegen, ob die Autorin nicht am Ende eines Kapitels nochmals die besprochenen Wirkstoffe in tabellarischer Form nach Anwendungseignung bzw. Evidenz darstellen könnte, um die Menge an Informationen einfacher vergleichbar zu machen. Auch geht die Bewertungsart durch vier Punkte in hell- bzw. dunkelgrün im Layout des Buches etwas unter, wirkt zu unscheinbar und kann leicht übersehen werden, da man dies für ein Stil-element halten könnte.
Nichtsdestoweniger kann man dieses Buch aufgrund seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung hinsichtlich der belegten Wirksamkeit jedem beratungsfreudigen Kollegen ohne schlechtes Gewissen ans Herz legen, erhält er doch durch die Lektüre eine Antwort auf die Frage, was wirklich wirkt.
Ch. Redmann, Ebermannstadt
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