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Aus den Ländern
Tagung der Gesellschaft für Dermopharmazie
Als Konsequenz aus dem Tod des im Februar 2012 verstorbenen langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Dr. Hans Christian Korting, ergaben sich einige Neuerungen im Ablauf der Jahrestagung. Zu Ehren von Korting begründete die GD eine Hans-Christian-Korting-Gedächtnisvorlesung, die künftig jährlich stattfinden soll. Außerdem wurde die Posterprämierung mit der Verleihung des Hans-Christian-Korting-Nachwuchspreises für Dermopharmazie verknüpft. Als Nachfolger des Verstorbenen wählte die GD-Mitgliederversammlung Prof. Dr. Hans F. Merk, Leiter der Hautklinik der RWTH Aachen, zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden. Als neues Vorstandsmitglied wurde Prof. Dr. Ellen Fritsche, Universität Düsseldorf, gewählt, weil Prof. Dr. Horst Spielmann, Berlin, aus Altersgründen nicht mehr kandidiert hatte. Zur Anerkennung seines langjährigen Engagements für die GD verlieh die Gesellschaft Spielmann die Ehrenmitgliedschaft.
Gedenken an Prof. Korting
Die Hans-Christian-Korting-Gedächtnisvorlesung am 21. März stellte gleich zu Beginn den fachlichen und gesellschaftlichen Höhepunkt der Jahrestagung dar. An diesem Tag wäre Korting 61 Jahre alt geworden. Er war am Veranstaltungsort Mainz aufgewachsen und hatte dort seine wissenschaftliche Laufbahn begonnen. Die erste Gedächtnisvorlesung zu seinen Ehren hielt Prof. Dr. Dr. Thomas Ruzicka, der viele Jahre an der Universität München mit Korting zusammengearbeitet hatte. Ruzicka berichtete in der Vorlesung über "aktuelle Trends in der Dermatopharmakologie" und eröffnete damit das GD-Symposium über "neue therapeutische Konzepte in der Dermatologie", in dem erfolgreiche Therapien und aussichtsreiche Ansätze für die Zukunft vorgestellt wurden (einen Bericht finden Sie demnächst in der DAZ).
Konsens über Vitamin D
In einem Symposium der GD-Task-Force "Licht.Hautkrebs.Prävention" ging es um die Kontroverse zwischen optimalem UV-Schutz und der Vitamin-D-Versorgung. Priv.-Doz. Dr. Jürgen Scharla, Bad Reichenhall, verwies auf zahlreiche Studien zur großen Bedeutung von Vitamin D für die unterschiedlichsten Körperfunktionen, aber auch auf Untersuchungen, in denen extrem hohe Vitamin-D-Spiegel mit mehr Frakturen und höherer Mortalität assoziiert sind.
Die Studien zu den vielfältigen Effekten von Vitamin D auf das Immunsystem lassen nach Einschätzung von Dr. Mario Fabri, Köln, eine positive Wirkung auf das angeborene und eine eher hemmende Wirkung auf das erworbene Immunsystem erkennen; Letztere könnte bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen genutzt werden.
Prof. Dr. Jörg Reichrath, Homburg/Saar, beschrieb die Zusammenhänge zwischen UV-Licht und Hautkrebs, aber auch den ungünstigen Verlauf von Hauttumoren bei Vitamin-D-Mangel. Er verwies zudem auf einige Autoren, die den Schaden durch konsequenten Lichtschutz deutlich höher einstufen als den Vorteil durch vermiedenen Hautkrebs. Reichrath nannte als Hauptgrund für pauschale Warnungen vor der Sonne die Schwierigkeit, eine gute und ungefährliche Dosis anzugeben. Er selbst empfahl die regelmäßige, aber mäßige Sonnenexposition, denn Sonnenbrände sollten unbedingt vermieden werden.
Alle drei Referenten stuften in der Diskussion eine Vitamin-D-Substitution von etwa 1000 bis 2000 I.E. täglich, zumindest im Winter, als sinnvoll ein – und damit deutlich mehr als die offizielle Empfehlung von 800 I.E. Gegenüber viel höheren Dosierungen waren die Vortragenden jedoch eher skeptisch.
Wissenschaftliches Hauptprogramm
Die Mitte der Veranstaltung bildete wieder das wissenschaftliche Hauptprogramm am zweiten Tag. Inhaltlich reichte das Programm von pharmazeutisch-technologischen Aspekten über die Therapie von Hautkrankheiten bis zur Dermokosmetik. Besonders interessante langfristige pharmazeutische Perspektiven vermittelte Prof. Dr. Katharina Landfester, Mainz, die über nanopartikuläre Wirkstofftransportsysteme für die dermale Arzneistoffapplikation berichtete. Demnach können Polymere über einen Miniemulsionsprozess zu Nanopartikeln mit funktionellen Gruppen an ihrer Oberfläche verarbeitet werden. So können rezeptorspezifische Antikörper auf die Partikel aufgebracht werden, die an ein bestimmtes Ziel binden. Die Nanokapseln können mit den unterschiedlichsten Arzneistoffen beladen und durch einen bestimmten Reiz wie pH-Wert, Licht oder Temperatur geöffnet werden.
Prof. Dr. Peter Langguth, Mainz, präsentierte einen Vergleich eines deutschen Imiquimod-Präparates mit wirkstoffgleichen Produkten aus China. Dabei unterschieden sich die mikroskopisch erkennbaren Strukturen, das Fließverhalten, die in vitro ermittelte Hautpermeation und die in vivo bestimmte Bildung von Interferon-γ zwischen den Fertigarzneimitteln teilweise deutlich. Solche wirkstoffgleichen topischen Immunmodulatorpräparate seien daher nicht austauschbar.
Ein Beispiel für die internationale Zusammenarbeit stellten Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting, Berlin, und Prof. Dr. Eder Lilia Romero, Buenos Aires, vor, die im Rahmen von EULANEST (European Latin American Network for Science and Technology) seit 2010 an einer europäisch-südamerikanischen Zusammenarbeit beteiligt sind. Romero arbeitet an neuartigen Vehikeln für die transdermale Arzneistoffapplikation mit "ultradeformierbaren" Liposomen und Archäosomen. Dies zielt besonders auf eine praktikable Behandlung der in Südamerika verbreiteten Leishmaniose.
Auszeichnungen und Symposien
Im Rahmen des wissenschaftlichen Hauptprogramms wurde auch der neue Hans-Christian-Korting-Nachwuchspreis für Dermopharmazie, gestiftet von der RSC Pharma, Gießen, an die Autoren der prämierten Poster vergeben. Den ersten Preis erhielt Anne Susanne Raber (Arbeitskreis Prof. Claus-Michael Lehr, Saarbrücken). Mit dem zweiten und dritten Preis wurden Katharina Dahl und Stefanie Schmid (beide Arbeitskreis Prof. Christel Müller-Goymann, Braunschweig) ausgezeichnet.
In Seminaren der pharmazeutischen Industrie wurden Details zur Therapie von Hautkrankheiten vertieft. Eine Neuigkeit im Programm der GD-Jahrestagung bildete ein Seminar zu juristischen Fragen, das gemeinsam mit der internationalen Kanzlei Baker & McKenzie veranstaltet wurde. Die gute Resonanz sprach für das große Interesse an rechtlichen Fallstricken rund um die Dermopharmazie.
Akne: Dermokosmetik und Ätiologie
Das Programm des dritten Veranstaltungstages wurde von den Symposien der GD-Fachgruppen dominiert. Zwei dieser Symposien standen im Zusammenhang mit der Überarbeitung von GD-Leitlinien, die zur Jahrestagung in einer neuen Fassung vorgestellt wurden. Die GD-Fachgruppe Dermokosmetik präsentierte die überarbeitete Leitlinie über "Dermokosmetika zur Reinigung und Pflege der zur Akne neigenden Haut". Im Symposium betonte Petra Liekfeld, dass die konsequente Reinigung und Pflege die Grundlage jeder Aknebehandlung ist. Die Patienten sollten die Haut morgens und abends reinigen und anschließend ein topisches Arzneimittel oder Pflegeprodukt anwenden. Dies müsse auch bei der Beratung in der Apotheke vermittelt werden. In der Leitlinie werden die nötigen Eigenschaften von Reinigungs- und Pflegeprodukten aufgeführt. Außerdem werden Produkte zur punktuellen Anwendung, Zusatzprodukte zum Abdecken und zum Sonnenschutz sowie Nahrungsergänzungsmittel berücksichtigt.
Für besonderes Interesse im Akne-Symposium sorgte der Vortrag von Prof. Dr. Bodo Melnik, Osnabrück, der Akne als metabolisches Syndrom der Talgdrüsen beschrieb. Demnach führe der starke Konsum von Milchprodukten zu einer überhöhten Stimulation des mTORC1-Signalweges. Damit würden letztlich Erwachsene wie Säuglinge auf Wachstum programmiert. Die möglichen Folgen seien Akne bei Jugendlichen und später Typ-2-Diabetes und metabolisches Syndrom oder sogar Tumorerkrankungen. Diese Zusammenhänge hatte Melnik bereits ausführlich auf der Interpharm 2011 vorgestellt (siehe DAZ 2011, Nr. 14 sowie Bericht und Interview in DAZ 2010, Nr. 43).
Zukunft für die Rezeptur auch mit neuer ApBetrO
Die GD-Fachgruppe Magistralrezepturen erarbeitete zur Jahrestagung eine neue Fassung der Leitlinie über "dermatologische Rezepturen", die die Neuerungen der Apothekenbetriebsordnung berücksichtigt. Sie beschreibt auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zum Schutz vor Irrtümern. In einem gemeinsamen Symposium mit der Fachgruppe Dermatotherapie ging es um das "interdisziplinäre Management dermatologischer Erkrankungen durch Hautarzt und Apotheker". Priv.-Doz. Dr. Petra Staubach betonte dort die Bedeutung der Rezeptur zur Versorgung vieler Patienten, denn sowohl die geringe Fallzahl bei einigen Indikationen als auch mangelndes wirtschaftliches Interesse bei nicht patentierungsfähigen Zubereitungen führen zu Lücken im Fertigarzneimittelprogramm.
Das Neue Rezeptur Formularium (NRF) bietet ein breites Angebot standardisierter dermatologischer Rezepturen, das laufend erweitert wird, wie Dr. Holger Reimann, NRF, erläuterte. Beide Referenten zeigten sich überzeugt, dass die Rezeptur auch unter den neuen Bedingungen eine gute Zukunft haben kann.
Bei der Jahrestagung legte die GD eine aktualisierte Version ihrer Stellungnahme zum interdisziplinären Management der Onychomykose vor und präsentierte den Patientenratgeber Nagelpilz in einer neuen Fassung.
Die nächste GD-Jahrestagung wird vom 7. bis 9. April 2014 in Berlin stattfinden.
SurftippAlle Leitlinien und Stellungnahmen der GD sowie Wirkstoffdossiers für Rezepturarzneimittel und viele weitere Hilfsmittel finden Sie im Internet unter |
tmb
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