- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 13/2013
- NSAIDs und Triptane in ...
Interpharm 2013
NSAIDs und Triptane in der Selbstmedikation
Die zwei häufigsten Kopfschmerzarten sind Migräne und episodische Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Zu ihrer Unterscheidung können einige charakteristische Merkmale herangezogen werden:
Migräne: Es müssen mindestens fünf Attacken erfolgt sein, deren Dauer zwischen vier und 72 Stunden betragen kann. Der Schmerz ist einseitig, pulsierend, von mittlerer bis starker Intensität und wird durch körperliche Aktivitäten wie z. B. Bewegung an frischer Luft verstärkt. Von diesen Schmerzcharakteristika müssen mindestens zwei zutreffen. Typische Begleitsymptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Lärm- und Geräuschempfindlichkeit (mindestens eines dieser Kriterien muss vorliegen). Bei ungefähr 15% der Migränepatienten tritt vor der Attacke eine Migräne-Aura mit Gesichtsblitzen oder Gesichtsfeldeinschränkungen auf. Als auslösender Faktor einer Migräneattacke wird das Wechselspiel unterschiedlicher Faktoren wie etwa eine genetische Disposition, unregelmäßiger Lebensrhythmus, bestimmte Nahrungsmittel oder Hormonschwankungen diskutiert.
Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: In seiner sporadischen Form tritt er an weniger als zwölf Tagen pro Jahr auf, in seiner häufigen Form zwischen 12 und 180 Tagen pro Jahr. Er dauert zwischen 30 Minuten und sieben Tagen. Der Schmerz ist beidseitig oder beengend, aber nicht pulsierend und zeigt eine leichte bis mittlere Intensität. Der Schmerz wird durch körperliche Aktivitäten nicht verstärkt (zwei dieser Kriterien müssen zutreffen). Es treten weder Übelkeit noch Erbrechen auf. Der Patient ist geräusch- oder lichtempfindlich, aber nicht beides gleichzeitig. Als auslösende Faktoren kommen das monotone Sitzen am Arbeitsplatz, ungünstiges Licht, Fehlhaltungen sowie körperliche und psychische Dauerbelastungen infrage.
Bei der Auswahl eines geeigneten Mittels kann man auf die "Empfehlungen zur Selbstmedikation akuter Migräneattacken mit und ohne Aura sowie Kopfschmerzen vom Spannungstyp" zurückgreifen. Diese 2009 publizierten Empfehlungen führen als Mittel der Wahl zur Therapie akuter Migräneattacken Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Phenazon und eine Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein auf. Zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen werden Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac sowie fixe Kombinationen aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein und aus Paracetamol und Coffein genannt (siehe Tabelle).
Empfehlungen zur Selbstmedikation akuter Migräneattacken mit und ohne Aura sowie Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Aufgeführt sind die Mittel der 1. Wahl. | |
akute Migräneattacken mit und ohne Aura |
Kopfschmerzen vom Spannungstyp |
Acetylsalicylsäure (900 bis 1000 mg) |
Acetylsalicylsäure (1000 mg) |
Ibuprofen (400 mg) |
Ibuprofen (400 mg) |
Paracetamol (1000 mg) |
Diclofenac (12,5 und 25 mg) |
Phenazon (1000 mg) |
zwei Tabletten der fixen Kombination Acetylsalicylsäure (250 bis 265 mg) + Paracetamol (200 bis 265 mg) + Coffein (50 bis 65 mg) |
zwei Tabletten der fixen Kombination Acetylsalicylsäure (250 bis 265 mg) + Paracetamol (200 bis 265 mg) + Coffein (50 bis 65 mg) |
zwei Tabletten der fixen Kombination Paracetamol (500 mg) + Coffein (65 mg) |
Bei mittelgradigen bis schweren Migräneanfällen gelten Triptane als Mittel der Wahl. Für die Selbstmedikation stehen zwei Vertreter zur Verfügung: Naratriptan und Almotriptan. Beide Substanzen haben eine höhere Bioverfügbarkeit und eine geringere Nebenwirkungsrate als Sumatriptan. Die Zeit bis zum Wirkungseintritt ist unter Almotriptan kürzer als unter Naratriptan. Daher wird Naratriptan bevorzugt bei mittelschweren oder lang anhaltenden Migräneanfällen empfohlen, Almotriptan bei heftigen Attacken. Werden Kontraindikationen oder mögliche Interaktionen beachtet, sind Triptane sehr sichere Arzneimittel. Sowohl bei der Gabe von NSAIDs als auch von Triptanen sollten dem Patienten die Besonderheiten bei der Einnahme vermittelt werden (s. Kasten).
Tipp für die Beratung: Beratungshinweise zur Selbstmedikation von Migräneattacken (Auswahl)Analgetika
Triptane
Wirkt ein Triptan in der empfohlenen Dosis nicht, hilft auch keine weitere Einnahme. |
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
"Interpharm 2013 – Eine Patienten-orientierte Interpharm"
DAZ 2013, Nr. 13, S. 64
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.