Der Blick in die Zelle

Jede unserer Körperzellen – mit Ausnahme der Erythrozyten – enthält Mitochondrien. Mitochondrien sind von einer Doppelmembran umschlossene Zellorganellen mit eigenem Genom. Sie sind die "Kraftwerke" unserer Zellen – in ihnen werden Nahrungsbausteine in Zellenergie umgewandelt. Außerdem regulieren sie die Apoptose, den programmierten Zelltod. Bei der mitochondrialen Energietransformation spielen Mikronährstoffe als Cofaktoren bzw. Coenzyme in allen Schritten eine essenzielle Rolle. Ein Mangel an Mikronährstoffen begünstigt das Entstehen mitochondrialer Fehlfunktionen, die wiederum eine Reihe von Beschwerdebildern und Erkrankungen zur Folge haben können. Man spricht in diesem Zusammenhang von Mitochondriopathien. Zahlreiche Arzneimittel können die Mitochondrien schädigen bzw. funktionell beeinträchtigen, weil sie zu Hemm- und Entkopplungsvorgängen in der Energieumwandlungskette führen und so den zellulären Energiestoffwechsel stören. Die klinischen Folgen zeigen sich in Nebenwirkungen bzw. toxischen Prozessen an Organen mit hoher Stoffwechselaktivität, z. B. an Leber, Nieren, Nerven, Herz und Muskeln. Im Rahmen der mitochondrialen Medizin gewinnt der Einsatz so genannter mitotroper Mikronährstoffe, z. B. alpha-Liponsäure, Coenzym Q₁₀, L-Carnitin, die B-Vitamine, Selen, Zink, Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine C, E, A, D₃, K zunehmend an Bedeutung.

Beispiele mit Bezug zur Apothekenpraxis: Bei langfristiger Behandlung mit Valproinsäure sollte regelmäßig der Carnitin-Status kontrolliert und ein Mangel an L-Carnitin kompensiert werden. Patienten, die Statine einnehmen, brauchen eine Ergänzung von Coenzym Q₁₀, Selen, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D. Die Einnahme von Metformin verlangt eine Vitamin-B₁₂-Ergänzung.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis
"Interpharm 2013 – Eine Patienten-orientierte Interpharm"

DAZ 2013, Nr. 13, S. 77