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Interpharm 2013
Asthma und Allergie in der Schwangerschaft
Bei leichteren Beschwerden sollten für Allergikerinnen erst einmal nicht-medikamentöse Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Allerdings können starke Beschwerden der Mutter auch dem Kind schaden. So sollten Asthmatikerinnen sowohl bei allergischem wie auch nicht-allergischem Asthma ihre Therapie in jedem Fall fortführen, da ein Asthmaanfall zu einer gefährlichen Unterversorgung des Kindes mit Sauerstoff führen kann.
Altbewährte Arzneistoffe auswählen
Bei jeder Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft steht die Sicherheit des ungeborenen Kindes im Vordergrund. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist in jedem Fall notwendig, und es sollte auf Wirkstoffe zurückgegriffen werden, bei denen die Erfahrung groß ist. Hauptziel der Asthmatherapie ist auch in der Schwangerschaft eine möglichst gute Kontrolle mithilfe der Stufentherapie. Mit gutem Asthma-Management in der Schwangerschaft bewegt sich das Risiko für Komplikationen wie verzögertes Wachstum oder Präeklampsie auf demselben Niveau wie bei Nicht-Asthmatikerinnen. Unter den kurzwirksamen beta-2-Sympathomimetika für die Akuttherapie ist Salbutamol das Mittel der Wahl. Da eine wehenhemmende Wirkung nicht auszuschließen ist, sollten beta-2-Sympathomimetika nicht unmittelbar vor der Geburt angewendet werden. In Stufe 2 werden auch in der Schwangerschaft inhalative Glucocorticoide empfohlen. Ihr teratogenes Risiko wird häufig überschätzt. Dabei sollte Budesonid Beclometason und Fluticason vorgezogen werden, da es die Substanz mit der meisten Erfahrung und der niedrigsten Bioverfügbarkeit ist. Generell gilt: Ist eine Patientin unter der bestehenden Glucocorticoid-Therapie anfallsfrei, soll nicht umgestellt werden. Montelukast ist nicht geeignet. Sind zur Anfallskontrolle langwirksame beta-2-Sympathomimetika notwendig, kommen Formoterol oder Salmeterol zum Einsatz. Wie bei den kurzwirksamen muss die wehenhemmende Wirkung berücksichtigt werden. Außerdem kann bei Kombination mit Steroiden die Glucosetoleranz beeinträchtigt sein. Das ist vor allem bei Schwangeren mit diabetogener Stoffwechsellage ein Problem. Auch Theophyllin kann angewendet werden. Hier ist zu bedenken, dass der Wirkstoff in der fetalen Leber zu Coffein metabolisiert wird und der Säugling Zeichen einer Theophyllin-Intoxikation (Zittrigkeit, Tachykardie, Erbrechen) zeigen kann. Wird mit inhalativer Therapie keine Anfallsfreiheit erzielt, werden orale Glucocorticoide eingesetzt. Mittel der Wahl ist Prednisolon.
Generell gelten bei allergischem Asthma in der Schwangerschaft die gleichen Regeln wie bei nicht allergischem. Allergikerinnen haben zusätzlich inhalative Cromoglicinsäure als Therapieoption. Sollte es trotz konsequenter Therapie zum Anfall kommen, so ist eine ärztliche Behandlung angeraten. Asthma ist keine Indikation für einen Kaiserschnitt!
Sind die Atemwege von der Allergie nicht betroffen, stehen auch der Schwangeren verschiedene Wirkstoffe zur lokalen und systemischen Anwendung zur Verfügung, falls nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Allergenkarenz und Nasenspülungen nicht ausreichen. Das Online-Portal Embryotox.de empfiehlt, die systemischen apothekenpflichtigen Wirkstoffe zu bevorzugen, da man hier die meiste Erfahrung hat. Erste Wahl ist Loratadin vor Cetirizin. Auch ältere Wirkstoffe wie Dimetinden und Clemastin gelten als sicher, haben jedoch einen ausgeprägten sedierenden Effekt. Bei den verschreibungspflichtigen Levocetirizin, Terfenadin und Fexofenadin ist die Datenlage zwar schlechter, aber es gibt keine Hinweise auf Fehlbildungen bei Anwendung in der Schwangerschaft. Sind systemische Antiallergika nicht erwünscht, ist Cromoglicinsäure als Augentropfen und Nasenspray die beste Empfehlung. Cromoglicinsäure hat allerdings eine gewisse Latenzzeit bis zum Wirkeintritt. Ab dem vierten Monat können auch Azelastin und Levocabastin lokal verwendet werden. Es gibt aber deutlich weniger Anwendungsdaten als zu Cetirizin.
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"Interpharm 2013 – Eine Patienten-orientierte Interpharm"
DAZ 2013, Nr. 13, S. 39
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