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Aus der Hochschule
Arzneimittel für Kinder
Wie ist die Versorgung in Afrika und Indien?
Decken die kirchlichen Zentralapotheken in Entwicklungsländern den Bedarf der wichtigsten Kinderarzneimittel? Ist deren Preis angemessen? Mit diesen Fragen befasste sich Birger Fels am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen in seiner Diplomarbeit. In Kooperation mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen fragte er bei zwölf kirchlichen Zentralapotheken in Afrika und Indien, ob sie 19 bestimmte Arzneistoffe der "List of Essential Medicines for Children" der WHO bevorraten – und in welchen Wirkstärken und Darreichungsformen.
Durchschnittlich haben die Zentralapotheken 13 der 19 abgefragten Kinderarzneimittel bevorratet. Doch fehlen bei einigen Arzneimitteln die für Säuglinge und Kinder erforderlichen Wirkstoffstärken; die Präparate müssen also geteilt werden, was das Kontaminationsrisiko erhöht.
Die kirchlichen Zentralapotheken versorgen Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen sowohl der eigenen Kirche als auch anderer Glaubensgemeinschaften oder Organisationen und des Staates – maximal bis zu 2000 Einrichtungen. Anzahl und Qualifikation der Mitarbeiter variieren stark. Ein Apotheker ist nur in neun der zwölf Zentralapotheken angestellt.
Der Gesamtumsatz der zwölf Zentralapotheken lag im Jahr 2010 bei ca. 18 Millionen Euro. Bei den Verkaufspreisen zeigten sich deutliche Unterschiede: Manche Zentralapotheken können Medikamente zu Preisen verkaufen, die bis zu einem Viertel unter dem internationalen Durchschnittspreis liegen. Anderswo müssen die Kunden mehr als das Zweieinhalbfache dieses Referenzpreises zahlen.
UNO für KindergesundheitIm Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen acht Millennium-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDG) beschlossen. Dazu gehört die Senkung der Kindersterblichkeit der unter Fünfjährigen um zwei Drittel bis zum Jahr 2015. |
Ein Treffen mit Vertretern der zwölf Zentralapotheken fand Ende Oktober 2011 in Nairobi (Kenia) statt. Die Teilnehmer diskutierten die Ergebnisse der Studie und überlegten konkrete Schritte, um das Angebot zu verbessern und die Preise zu senken. Das Difäm wird in den nächsten drei Jahren diesen Prozess direkt begleiten.
Bei der WHO stieß die Studie, die beim jährlichen "Partner Meeting on Better Medicines for Children" in Genf vorgestellt wurde, auf positive Resonanz. Schon seit einigen Jahren arbeitet die WHO an dem Programm "Make Medicines Child Size".
Das Difäm plant, in weiteren Ländern Afrikas Daten zur Verfügbarkeit von essenziellen Kinderarzneimitteln in Krankenhäusern zu erheben. Entsprechende Untersuchungen gibt es bereits in Kenia, Uganda, Ghana und im Tschad.
Zudem prüft das Difäm die Qualität von in Afrika produzierten Kinderarzneimitteln in dem Labor von "Mission for Essential Drugs and Supplies" (MEDS) in Nairobi.
Dipl.-Pharm. Birger Fels, Tübingen
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