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Arzneimittel und Therapie
Infliximab bald auch für Kinder mit Colitis ulcerosa
Positive Opinion für Kinder im Alter ab sechs Jahren
Der TNF-α-Inhibitor Infliximab gehört zu den wichtigen Therapieoptionen bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Schon seit 2007 ist das Biologikum für die Therapie des Morbus Crohn auch bei Kindern und Jugendlichen ab dem sechsten Lebensjahr zugelassen, wenn sie auf die konventionelle Therapie nicht ansprechen oder sie nicht vertragen. Das CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) der EMA, das die Bewertungen der europäischen Arzneimittelagentur vorbereitet, hat nun eine positive Opinion auch für die Zulassung bei Kindern und Jugendlichen mit Colitis ulcerosa herausgegeben. Damit wäre Infliximab das bislang erste und einzige Biologikum für die Therapie der kindlichen Colitis ulcerosa. Eine endgültige Entscheidung wird im ersten Quartal 2012 erwartet.
Bei Kindern auf dem Prüfstand
Die Empfehlung des CHMP fiel aufgrund der Ergebnisse einer Phase-III-Zulassungsstudie [Hyams JS et al., Clin Gastronterol Hepatol 7. Dezember 2011, Epub ahead of print], die Prof. Dr. Michael Radke, Potsdam, auf dem MSD-MEDialog zum TNFα-Forum "CED: Aktuelle Strategien bei Kindern und Erwachsenen" am 20. Januar 2012 in München vorstellte. Sie untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Infliximab in der Induktions- und Erhaltungstherapie über 54 Wochen bei moderatem bis schwerem Morbus Crohn im Kindes- und Jugendalter. Behandelt wurden insgesamt 60 Kinder zwischen sechs und 17 Jahren (medianes Alter: 14,5 Jahre; mediane Krankheitsdauer: 1,4 Jahre), die auf eine konventionelle Therapie mit 5-ASA, Steroiden, Azathioprin oder Methotrexat nicht ansprachen oder eine Unverträglichkeit zeigten. Der Mayo Score als Maß für die Krankheitsaktivität lag zwischen 6 und 12 (median: 8,0) mit einem endoskopischen Subscore ≥ 2. Die Studienteilnehmer erhielten als Induktionstherapie 5 mg Infliximab/kg Körpergewicht zu Beginn sowie nach zwei und sechs Wochen. Patienten, die innerhalb von acht Wochen auf die Therapie ansprachen, wurden für die weitere Erhaltungstherapie in zwei Gruppen randomisiert mit 5 mg/kg Infliximab alle acht oder alle zwölf Wochen über eine gesamte Studiendauer von 54 Wochen. Eine Erhöhung der Dosis auf 10 mg/kg Körpergewicht und eine Verkürzung des Dosierungsintervalls von zwölf auf acht Wochen war bei Verlust der Response möglich. Die Begleitmedikation musste zu Beginn der Studie stabil sein, ein Ausschleichen war möglich.
Mayo Score oder PUCAI definieren klinisches Ansprechen.
Primärer Endpunkt war das klinische Ansprechen acht Wochen nach Studienbeginn, definiert als Rückgang auf dem Mayo Score um mindestens 30% und mindestens 3 Punkte bei gleichzeitigem Rückgang des Subscores für rektale Blutungen um mindestens einen Punkt oder einem Subscore von 0 oder 1. Eine klinische Remission nach acht Wochen war definiert als PUCAI (Pediatric Ulcerative Colitis Activity Index) unter 10 Punkte. Endpunkt für die Erhaltungstherapie war ebenfalls eine Remission mit einem PUCAI unter 10 Punkten nach 54 Wochen.
Drei Viertel sprechen an
Auf die Induktionstherapie mit Infliximab sprachen 44 Patienten (73,3%) an und erreichten damit den primären Endpunkt. Bei 68% lag eine mukosale Heilung vor mit einem Endoskopie-Score von 0 oder 1. Eine klinische Remission nach Mayo-Score (Mayo Score ≤ 2) wurde bei 40%, eine klinische Remission nach PUCAI bei 33,3% beobachtet. Langfristig erwies sich die achtwöchige Infliximab-Gabe als effektiver mit einer höheren Rate an Remissionen (38% versus 18%), ohne dass dies jedoch statistisch signifikant war (p = 0,146). Etwa 38% der Patienten (5/13), die zu Beginn der Studie noch Steroide erhielten und auf Infliximab ansprachen, waren nach einjähriger Therapie in steroidfreier Remission.
Keine Todesfälle, keine Malignome
Insgesamt entwickelte jeder Patient, der in die Erhaltungstherapie eingeschlossen wurde, mindestens eine Nebenwirkung. Schwere Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen mit 18% unter achtwöchiger Applikation und 22% unter zwölfwöchiger Applikation etwa vergleichbar. Es traten keine Todesfälle auf. Auch Malignome, opportunistische Infektionen, Tuberkulose oder verzögerte allergische Reaktionen wurden nicht beobachtet.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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