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Lebendige Biografie von Friedrich Witte aus Rostock

Schon Irene Lauterbachs im Jahr 2000 veröffentlichte pharmaziehistorische Dissertation widmete sich mit Hermann Trommsdorff (1811 – 1884) dem Leben und Werk eines pharmazeutischen Unternehmers. Bereits diese Arbeit war anregend und lesenswert, doch stellt die Monografie zu Friedrich Witte nach Ansicht des Rezensenten eine Steigerung dar. Auf 147 Seiten schildert Frau Lauterbach höchst lebendig zentrale Aspekte von Wittes Biografie: Elternhaus und Ausbildung, sein Weg vom Apotheker zum Pharmafabrikanten, die geschäftlichen Reisen, das Wirken als Reichstagsabgeordneter und Friedrich Witte als Privatmann.

Die Reisen des Rostocker Apothekers nach Russland, England, Frankreich und in die USA zeigen, dass sich selbst ein vergleichsweise kleines Pharmaunternehmen schon in den 1880er Jahren der vielfach bemühten "Herausforderung der Globalisierung" stellte. Die Aufzeichnungen Wittes geben interessante Einblicke in das Arzneimittelwesen und die aufstrebende pharmazeutische Industrie der besuchten Länder, insbesondere der USA.

Irene Lauterbach versteht es, die zum Teil in der zweiten Hälfte des Buches auf 132 Seiten abgedruckten Tagebuchaufzeichnungen Wittes in komprimierter Weise auszuwerten: die mitunter sehr bildhaften und drastischen, aber auch humorvollen Zitate sind bestens ausgewählt. Mit subtilem Einfühlungsvermögen spürt sie dem Menschen Friedrich Witte nach, ohne ins Psychologisieren oder Spekulieren zu verfallen.

Die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie hat die Monografie von Frau Lauterbach als Band 9 in ihre Veröffentlichungsreihe aufgenommen. Es ist sehr zu hoffen, dass gerade dieses Werk über die Kreise der Pharmaziehistoriker hinaus weite Verbreitung findet. Das Buch liest sich streckenweise geradezu spannend, ja es vermag – gleichsam "nebenbei" – zu unterhalten. Die Biografie Wittes ist auch als Geschenk für Pharmaziestudenten und junge Kollegen geeig-net, zeigt sie doch eindrucksvoll, was ein engagierter Apotheker aus seinem Leben machen kann – und dass dieses selbst im Mecklenburg des 19. Jahrhunderts nicht zwangsläufig in der Enge der Offizin enden musste.


Dr. Ulrich Meyer, Berlin

Irene R. Lauterbach, Christoph Friedrich (Hrsg.) und Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Hrsg.), Friedrich Witte (1829 – 1893), Apotheker, pharmazeutischer Unternehmer und Reichstagsabgeordneter, 293 Seiten, > Veröffentlichungen zur Pharmaziegeschichte, Bd. 9 <, 32 Euro.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2011. ISBN 978-3-8047-2905-6

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DAZ 2012, Nr. 7, S. 123

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