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Bahr setzt bei Hausarztverträgen auf Regionalität

Minister auf "Informations- und Lernbesuch" in Stuttgart

STUTTGART (jz). Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will weiterhin eine freie Arzt- und Krankenkassenwahl. Er setzt sich aber ebenso für Vielfältigkeit und Regionalität im Gesundheitssystem ein und beobachtet die Erfahrungen der in Baden-Württemberg praktizierten AOK-Hausarzt- und Facharztverträge "mit großem Interesse". Dies betonte der Minister am 1. Februar im Anschluss an einen "Informations- und Lernbesuch" in einer Hausarztpraxis in Stuttgart.

Daniel Bahr (li.) informierte sich in Stuttgart über die Haus- und Facharztverträge der AOK. Dazu gehörte auch ein Besuch mit dem Medi-Vorsitzenden Werner Baumgärtner (Mitte) und AOK-Chef Christopher Hermann (2. v.r.) in einer Hausarztpraxis.
Foto: AOK

In Baden-Württemberg schlossen AOK, Hausärzteverband und MEDI Verbund vor über drei Jahren den ersten Vollvertrag zur hausarztzentrierten Versorgung (HZV), der den Hausarzt als Lotsen in den Mittelpunkt der ärztlichen Versorgung rückt. Auf freiwilliger Basis koordiniert der Hausarzt alle Schritte eines Patienten, insbesondere der chronisch erkrankten, multimorbiden und der älteren. Mittlerweile nehmen über eine Million Versicherte der AOK Baden-Württemberg und mehr als 3500 Hausärzte in der Region an dieser Form der Kooperation teil.

Vorreiter für patientenorientierte Versorgungsstrukturen

"Die Hausarztverträge in Baden-Württemberg sind die Mutter der Hausarztverträge und damit Vorreiter für neue, patientenorientierte Versorgungsstrukturen", sagte Bahr. Menschen beurteilten ein Gesundheitssystem nach der flächendeckenden Zugänglichkeit und Betreuung. Der Minister will den Arzt nicht weiter als Einzelkämpfer sehen, sondern als Teil einer verbundenen Betreuung, die untereinander abgestimmt wird. Die hausarztzentrierte Versorgung helfe dabei, so Bahr. Der Minister kann sich auch vorstellen, dass künftig Apotheken mit in die Kommunikation eingebunden werden.

Kein Sparmodell

Dr. Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg betonte, dass die hausarztzentrierte Versorgung kein Sparmodell ist: "Wir sind keine Sparkasse – wir sind Gesundheitskasse!" Die Auswertungen bestätigten den Erfolg des Modells. Die jüngste Umfrage habe gezeigt, dass über 96 Prozent der teilnehmenden Patienten zufrieden bis sehr zufrieden seien und über 90 Prozent es auch an Freunde und Bekannte weiterempfehlen würden.

Zukunftsvision der hausärztlichen Praxis

Europaweit einmalig, so Dr. Berthold Dietsche, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg, sei außerdem die Arbeit in den 391 Qualitätszirkeln. In regelmäßigen Abständen – vier bis sechs Mal im Jahr – behandeln die Hausärzte darin spezifische hausärztliche Themen, um zur Verbesserung der Qualität beizutragen. Dietsche gab auch zu bedenken, dass ein Drittel der Hausärzte in Baden-Württemberg in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand gehen wird. Ziel des Modells sei es daher auch, eine "Zukunftsvision der hausärztlichen Praxis zu schaffen".

Modellregion ausweiten

Der Vorsitzende von MEDI Baden-Württemberg, Dr. Werner Baumgärtner betonte die Rolle des Facharztes im Rahmen des Projekts. Denn ohne die Zusammenarbeit könne es teuer werden, beispielsweise wenn "am Facharzt vorbei ins Krankenhaus" eingewiesen werde. Durch die Einbindung des Facharztes haben ihm zufolge alle etwas: Patient, Arzt und die Krankenkassen. "Ich würde mich freuen, wenn die Modellregion Baden-Württemberg ausgeweitet wird", schloss Baumgärtner.


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