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Im Notfall setzen Patienten auf die Vor-Ort-Apotheke

IFH Köln veröffentlicht Studie zum Arzneimittelversandhandel

KÖLN (ifh/ral). Seit 2004 ist es in Deutschland erlaubt, Arzneimittel per Versandhandel zu vertreiben. Internetapotheken aus dem In- und Ausland machen hiervon regen Gebrauch: Fast 3000 Apotheken in Deutschland haben eine Versandhandelserlaubnis. Insgesamt erzielen sie einen Umsatz von rund 1,3 Mrd. Euro – Tendenz steigend. Wenn es um Beratung und Akutversorgung geht, zieht es allerdings auch Versandhandelskunden in die Apotheken vor Ort.

Das ist das Ergebnis einer aktuell vom IfH – Institut für Handelsforschung GmbH, Köln, veröffentlichten Studie. Auch wenn viele Verbraucher immer häufiger Arzneimittel im Internet bestellen – auf die Apotheke vor Ort verzichten möchten sie nicht. So stufen 93 Prozent der deutschen Bevölkerung der Studie zufolge die Präsenzapotheke als unverzichtbar ein. Pluspunkte sammelt diese vor allem bei klassischen Apotheken-Aufgaben: dem Einlösen von Rezepten, der Selbstmedikation, den Nacht- und Notdiensten sowie der Beratung zu Medikamenten, Beschwerden und allgemeinen Gesundheitsfragen.

Diese Ansicht teilen auch Versandhandelskunden: Bei Beratungsbedarf oder wenn Arzneimittel kurzfristig benötigt werden, ziehen der IFH-Studie zufolge über 80 Prozent von ihnen die Präsenzapotheke der Versandapotheke vor.

Umsatzeinbußen treffen vor allem die Kleinen

Für die Präsenzapotheken dürfte dies nur ein kleiner Trost sein, denn die Studie besagt auch, dass gerade kleinere Präsenzapotheken Umsatzeinbußen, die durch den neuen Vertriebskanal hervorgerufen werden, nicht immer ausgleichen können.

Insbesondere kleinere Apotheken müssten schließen oder könnten nur als Filialapotheken fortgeführt werden. Dies habe auch ernst zu nehmende Folgen für die Arzneimittelversorgung:

"Es gibt Situationen, in denen Versandapotheken im Vergleich zu Präsenzapotheken den Versorgungsauftrag nur in Teilen erfüllen können. Werden Vor-Ort-Apotheken also aus dem Markt gedrängt, fallen gegebenenfalls in einigen Gebieten zentrale Versorgungsleistungen weg", so Studienleiter Dr. Markus Preißner.

Versandapotheken wachsen zweistellig

Im Vergleich zum gesamten Apothekenumsatz weist der Versandhandelsumsatz laut IFH-Studie ein überdurchschnittliches Wachstum auf: Während die klassische Vor-Ort-Apotheke seit 2000 einen jährlichen Umsatzzuwachs von durchschnittlich knapp vier Prozent realisieren konnte, sind die Versandhandelsumsätze seit 2004 um jährlich knapp 35 Prozent gestiegen. Tendenziell nehmen die Wachstumsraten aber deutlich ab. So lag das jährliche durchschnittliche Wachstum zwischen 2008 und 2010 bei knapp 17 Prozent. Wachstumstreiber sind vor allem rezeptfreie Medikamente und sonstige apothekentypische Produkte des Ergänzungssortiments. Hier erzielen Versandapotheken mittlerweile einen Marktanteil von jeweils rund 10 Prozent. Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln hingegen liegt ihr Marktanteil unter einem Prozent. Das große Geschäft machen dabei nur Wenige: Schätzungen zufolge entfallen mehr als 90 Prozent des Umsatzes auf etwa 50 Versandapotheken, viele davon aus dem Ausland.



DAZ 2012, Nr. 5, S. 46

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