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Aus Kammern und Verbänden
20 Jahre NZW
Vom Workshop zum größten pharmazeutisch-onkologischen Fachkongress in Europa
Wie Klaus Meier, Initiator des NZW und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP), in seinen einleitenden Worten festhielt, hat sich auf dem Gebiet der pharmazeutischen Onkologie in den vergangenen 20 Jahren viel geändert, aber das Ziel, den onkologischen Patienten aufs Beste zu unterstützen, sei dasselbe geblieben. Dies gelte auch für die Notwendigkeit einer multiprofessionellen Zusammenarbeit und eines interdisziplinären Austausches. Ein neuer Schwerpunkt, der in aktuellen Veranstaltungen vertieft werden soll, ist die Beratung bei der Abgabe oraler Zytostatika.
In ihrem Grußwort hob die Gesundheitssenatorin der Stadt Hamburg, Cornelia Prüfer-Storcks die Bedeutung einer interdisziplinären Zusammenarbeit hervor, in die das Wissen der einzelnen Disziplinen einfließen soll. Das Fachwissen des Pharmazeuten prädestiniere diesen zur Zubereitung zytostatischer Lösungen, die zeit- und wohnortsnahe angefertigt werden sollten. Einen weiteren Schwerpunkt im Aufgabengebiet des onkologisch tätigen Apothekers sieht Prüfer-Storcks in der fachgerechten Beratung der Patienten sowie in der Aufrechterhaltung der Arzneimittelsicherheit. Diese Gedanken wurden auch von dem Geschäftsführer der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. Johannes Bruns aufgenommen, der die Einbindung der Apotheker in die Deutsche Krebsgesellschaft begrüßte. Neben den fachlichen Aufgaben gelte es zunehmend politische Probleme zu lösen, was wiederum nur interdisziplinär möglich sein wird. Denselben Gedanken äußerte der Präsident der Apothekerkammer Hamburg Kai-Peter Siemsen, der das erfolgreiche Zusammenwirken unterschiedlicher Professionen als eines der Erfolgsrezepte des NZW bezeichnete.
Kostenexplosion in der Onkologie?
Führt die Pharmakotherapie onkologischer Erkrankungen zu einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen? Prof. Dr. Bertram Häussler vom Forschungs- und Beratungsinstitut IGES Berlin zufolge müssen pauschale Vorurteile wie die mangelnde Wirksamkeit vieler neuer Zytostatika, ihr inflationärer Einsatz und exorbitante Kosten differenziert betrachtet werden. So zeigt etwa eine Analyse der Verordnungszahlen, dass Verschreibungen für hochpreisige Zytostatika bis auf wenige Ausnahmen (Imatinib, Rituximab) nicht übermäßig angestiegen sind. Was den Vorwurf ihrer mangelnden Wirksamkeit angelangt, so wies Häussler darauf hin, dass Cross-over-Phänomene bei den Studien die Aussagen zur Effektivität verwässerten. Bei der Kritik an zu hohen Preisen müsse berücksichtigt werden, dass die Entwicklungskosten für ein neues Medikament gegen selten auftretende Tumore über relativ wenige Anwendungen ausgeglichen werden. Sein Fazit daher: Da weniger als 10% aller Arzneimittelausgaben für Tumortherapien anfallen, kann derzeit von keiner Kostenexplosion gesprochen werden. Diese Situation könnte sich indes ändern, wenn vermehrt personalisierte Therapien – also Therapien für ein kleines Patientenkollektiv – eingesetzt werden.
Initiative zur Beratung oraler Zytostatika
Viele Vorträge des diesjährigen Kongresses waren den oralen Zytostatika gewidmet. Die Therapie mit oralen Zytostatika erfordert eine ausführliche Beratung des Patienten, da eine falsche Einnahme, fehlende Compliance sowie Interaktionen den Behandlungserfolg beeinträchtigen können. Daher initiierte die DGOP die Initiative "Orale Krebstherapie – sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung", die noch in diesem Jahr starten soll. Um das notwenige Rüstzeug für eine kompetente Beratung zu vermitteln, werden bundesweit Fortbildungen für Apothekenmitarbeiter angeboten, die von der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie in Zusammenarbeit mit der Bundesapothekerkammer durchgeführt werden. Die Umsetzung in der Praxis sieht vor, dass der Patient bei der Abgabe oraler Zytostatika über wichtige Aspekte der Einnahme, mögliche Nebenwirkungen und Interaktionen mit freiverkäuflichen Arzneimitteln aufgeklärt wird. Jeder Patient erhält einen individuellen Einnahmeplan, auf dem er Einnahme und unerwünschte Wirkungen vermerken soll. Dieser Dokumentationsbogen begleitet den Patienten und seinen betreuenden Apotheker im Verlauf der weiteren Therapie. Die Daten aller teilnehmenden Apotheken werden im Rahmen einer Registerstudie ausgewertet.
Diese Initiative wurde beim diesjährigen Kongress vorgestellt. Weitere Vorträge, die sich unter anderem mit der Biopharmazie oraler Zytostatika, der Compliance, der Therapiesicherheit sowie der Therapiedauer und Dosierung bei einer Chronifizierung des Tumorleidens befassten, vermittelten weitere Informationen, um dieser neuen Aufgabe gerecht zu werden.
pj
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