- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 48/2012
- "Von A bis Z neu ...
Arzneimittel und Therapie
"Von A bis Z neu recherchiert"
Am 20. November signierte Professor Mutschler gemeinsam mit seinen Coautoren Dr. Sabine Menzel und Prof. Dr. Dr. Peter Ruth in Stuttgart einige Ausgaben der Neuauflage – eine Gelegenheit für die DAZ-Redaktion, ein paar Fragen zu stellen.
DAZ: In den vergangenen vier Jahrzehnten haben sich die Erkenntnisse in der Pharmakologie faszinierend weiterentwickelt, die Zahl der Arzneistoffe und therapeutischen Optionen hat rasant zugenommen. Wie haben Sie als Autor Ihres Lehrbuchs diese Wissensexplosion seit den 70er, 80er Jahren empfunden? Ver-lief der Zuwachs an Wissen kontinuierlich oder gab es in den letzten vier Jahrzehnten auch regelrechte Sprünge?
Mutschler: Es gab sowohl Sprünge als auch Kontinuität in der Entwicklung. Und es gibt praktisch kein Gebiet in der Pharmakologie, in dem wir nicht erhebliche Fortschritte erlebt haben. Am bemerkenswertesten finde ich, dass wir heute in aller Regel wissen, wie Arzneimittel wirken. Das haben wir in den Anfangszeiten des Buches, in den 70er Jahren, noch nicht gewusst. Damals konnte man Wirkungen beschreiben und messen, aber wie sie zustande kamen, das wusste man nicht. Erst durch die Molekularpharmakologie können wir heute auf sehr vielen Stufen – vom Andocken des Pharmakons an den Rezeptor bis hin zur Signaltransduktion – beschreiben, was passiert. Insofern sind die Erkenntnisse auf dem molekularpharmakologischen Sektor vom theoretischen Standpunkt aus von größter Bedeutung.
Darüber hinaus sind auf praktisch allen Indikationsgebieten großartige neue Verbindungen entwickelt worden. Ein Beispiel: Als wir mit dem Buch anfingen, gab es keinen einzigen Antikörper. Heute spielen die Antikörper eine riesige Rolle. In der Hochdrucktherapie hat sich unglaublich viel verändert. In den 70er Jahren hatten wir zwar bereits die ersten Calciumantagonisten, aber es gab keine ACE-Hemmer, keine Sartane. Hinzu kommt der Paradigmenwandel auf großen Gebieten der Pharmakotherapie. Früher waren beispielsweise die Betablocker bei der Herzinsuffizienz kontraindiziert, heute sind sie Mittel der ersten Wahl. Man kann also im positiven Sinn feststellen: Auf allen Gebieten von der Theorie angefangen bis zur praktischen Anwendung beim Menschen sind die Fortschritte in der Pharmakologie außerordentlich. Und auf keinem Gebiet kann man sich, wenn man ein Lehrbuch macht, ausruhen, sondern man muss tatsächlich alles von A bis Z neu recherchieren.
DAZ: Ehrgeiziges Ziel beim Erstellen der 10. Auflage war, den Umfang des Buches gegenüber der vorhergehenden Auflage nicht weiter anschwellen zu lassen. Das ist gelungen – wie haben Sie das geschafft? Könnte es sein, dass die Leser in der neuen Auflage auch Informationen vermissen?
Mutschler: Nein, die Leser werden gar nichts vermissen. Wir haben die Seitenreduktion zum einen dadurch erreicht, dass wir wirklich überholte Inhalte, die nicht mehr in ein Lehrbuch hineingehören, gestrichen haben. Zum anderen haben wir durch ein neues Layout, durch Veränderungen im Bereich der Tabellen und Abbildungen, Platz eingespart und zugleich die Übersichtlichkeit verbessert. Das heißt, wir haben nichts weggelassen, was der Leser vermissen würde. Da haben alle fünf Autoren, die an dieser Auflage beteiligt waren, intensiv drauf geachtet.
Gewinnen Sie einen "Mutschler"Wir verlosen drei neue "Mutschler" – handsigniert!Um in der heutigen Zeit die Informationsflut aus allen Kanälen einigermaßen sortieren zu können, sind vertrauenswürdige Quellen zu wertvollen Wegweisern geworden. Der "Mutschler" gibt seinem Nutzer das gute Gefühl, unabhängig und korrekt informiert zu werden. Fakten werden in Zusammenhänge eingebunden und sinnvoll vernetzt. Wo immer möglich, helfen anschauliche Grafiken beim Lernen und Verstehen. Unter allen Leserinnen und Lesern der DAZ verlosen wir drei handsignierte Exemplare der Jubiläumsauflage des "Mutschler". Und so können Sie an der Verlosung teilnehmen:
Einsende- bzw. Teilnahmeschluss ist Montag, der 3. Dezember 2012, 12 Uhr. Die Namen der Gewinner veröffentlichen wir auf unserer Facebook-Seite und in der DAZ. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück! |
DAZ: In den letzten 40 Jahren hat sich der "Mutschler" zum anerkannten Standardwerk entwickelt sowie seinen Stellenwert von Auflage zu Auflage gefestigt. Aber wie sieht die Zukunft des klassischen Lehrbuchs aus? Werden moderne, elektronische Medien zur übermächtigen Konkurrenz?
Mutschler: Sie werden zur Konkurrenz, aber sie werden nicht zur übermächtigen Konkurrenz. Ein Buch – und das gilt nicht nur für Lehrbücher – ist nach wie vor etwas Bedeutsames. Ein Buch in der Hand zu haben und mit ihm umzugehen, es im wahrsten Sinne nicht nur finanziell, sondern geistig zu erwerben, ist nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil des Lernens, der Ausbildung und des Nachschlagens. Das klassische Lehrbuch wird unstrittig seinen Stellenwert behalten, und ich glaube auch, dass die Studenten nach wie vor bereit sein werden, dafür auch Geld auszugeben.
Im Übrigen ist es mir ein großes Anliegen, mich bei den Lesern zu bedanken. Ohne die Leser wäre das Buch nicht das, was es geworden ist, und ich hoffe zuversichtlich, dass die Neuauflage den Wünschen der Leser entspricht und jeder, der das Buch kauft, zu dem Ergebnis kommt: Es war richtig, die Neuauflage zu erwerben. Ich wünsche mir, dass die Leser feststellen: Die Inhalte sind eine Fortsetzung von dem, was sie im Studium gelernt haben und was sie jetzt im Beruf brauchen. Und ich hoffe, die jungen Studenten werden merken: Wir können mit dem Lehrstoff gut arbeiten und auf dem Teilgebiet Pharmakologie unseren Beruf bestmöglich erfassen.
DAZ: Herr Professor Mutschler, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Reinhild Berger.
Die Jubiläumsauflage
Die Jubiläumsauflage des Lehrbuch- und Nachschlagewerk-Klassikers für Studium, Beruf und Praxis:
- zuverlässiges, neutrales Wissen zu sämtlichen Gebieten der Pharmakologie nach intensiver wissenschaftlicher Recherche
- auf neuestem Stand unter Berücksichtigung der neu auf den Markt gekommenen Wirkstoffe
- objektive, neutrale Bewertung des klinischen Stellenwerts der verschiedenen Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen anhand der Evidence-basierten Medizin sowie der Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften
- mit zahlreichen neuen sowie didaktisch überarbeiteten Abbildungen und Tabellen
Von Prof. Dr. Dr. Dres. h.c. Ernst Mutschler, Prof. Dr. Dr. Gerd Geisslinger, Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Dr. Sabine Menzel, Prof. Dr. Dr. Peter Ruth.
Mutschler Arzneimittelwirkungen.Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie.
10. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2013. 1197 Seiten, 349 farbige Abbildungen, 257 Tabellen, 1417 Strukturformeln. Gebunden. Subskriptionspreis bis zum 31. Januar 2013: 59,– Euro.
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart ISBN 978-3-8047-2898-1. E-Book, PDF: ISBN 978-3-8047-3035-9.Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse:
Deutscher Apotheker Verlag Postfach 10 10 61 70009 Stuttgart
oder im Internet unter: www.buchoffizin.de
oder per Telefon unter: (07 11) 25 82 - 3 41 oder - 3 42
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.