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Arzneimittel und Therapie
Natürlich durch die Wechseljahre
Das Klimakterium kann mit einer Vielzahl von Beschwerden einhergehen. Am häufigsten klagen Frauen über Hitzewallungen, und die können lange andauern. Eine britische Kohortenstudie mit 10.418 Frauen zwischen 54 und 65 Jahren zeigte, dass zehn Jahre postmenopausal vasomotorische Symptome noch immer bei 54% der Frauen auftreten. Wirksam behandeln lassen sie sich mit einer Hormontherapie. Doch viele Frauen stehen der Hormontherapie eher ablehnend gegenüber und suchen nach einer Alternative. Ihnen sollte regelmäßige sportliche Betätigung, übergewichtigen Frauen auch eine Gewichtsabnahme ans Herz gelegt werden.
Empfehlenswert: Ernährung, reich an Phytoöstrogenen
Empfehlenswert ist eine Ernährung, die reich an Phytoöstrogenen ist. Sie sind enthalten in Getreide, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Leinsamen. Auch Granatapfelsamenöl ist ein Lieferant von Phytoöstrogenen. In einer Anwendungsbeobachtung führte die mehrwöchige Supplementierung mit Granatapfelsamenöl zu einer Verbesserung von Hitzewallungen und Schlafstörungen. Bei vaginaler Trockenheit kann die lokale Applikation von Granatapfelsamenöl helfen. Anders beurteilt werden isolierte Isoflavone. "Die längerfristige Einnahme von isolierten Isoflavonen ist nicht ohne Risiko", betonte Prof. Dr. Ingrid Gerhard, Heidelberg, auf einem Symposium der Arbeitsgemeinschaft für Naturheilkunde und Umweltmedizin in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, DGGG e.V. (NATUM), das auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in München stattfand. Sie verwies auf eine aktualisierte Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung von 2007 zum Einsatz isolierter Isoflavone. Die angenommenen positiven Wirkungen auf Wechseljahresbeschwerden sind demnach zumindest nach derzeitigem Wissensstand nicht ausreichend gesichert. Unerwünschte Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Verstopfungen oder Rötungen sind möglicherweise auf allergische Reaktionen gegen das in den Präparaten enthaltene Sojaeiweiß zurückzuführen. In isolierter angereicherter Form oder hoher Dosierung können sie zudem die Schilddrüsenfunktion stören und Veränderungen des Brustgewebes hervorrufen, so Gerhard.
Mit Heilpilzen gegen TumorenNaturheilkundliche Verfahren haben auch in der Onkologie ihren Platz. Vor allem in Asien gehört dazu die Mykotherapie, die Behandlung mit Heilpilzen, auch Medizinalpilze oder Mushroom nutriceuticals genannt. Sie gilt in Asien bereits ganz offiziell als die vierte Säule der Krebstherapie neben Stahl, Strahlen und Chemotherapie, erläuterte Dr. Susanne Bihlmaier, Tübingen. Die Inhaltsstoffe der Heilpilze – Glucane und Triterpene – aktivieren die Freisetzung von Zytokinen, die Antikörperproduktion, das Komplementsystem und die Killerzellen. Zudem sollen sie die immunsuppressiven Faktoren von Krebszellen hemmen. Am bekanntesten ist der Shiitake-Pilz, ein Speisepilz aus Japan, dessen Inhaltsstoff Lentinan in Japan vom Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales zugelassen und offiziell von der japanischen Gesundheitsbehörde zur Behandlung einiger Krebsarten empfohlen wird. In einer Metaanalyse von fünf klinischen Studien bei inoperablem oder rezidivierendem Magenkarzinom konnte Shiitake – teilweise in Kombination mit Chemotherapie – das Überleben verlängern. Auch für Maitake in Kombination mit einer Chemotherapie zeigen klinische Studien eine Besserung von Allgemeinzustand und Tumorwachstum. Ebenfalls auf dem Prüfstand steht Brasil Egerling Murill (ABM, Mandelpilz). In einer koreanischen Studie an 100 Patienten mit Ovarial- oder Zervixkarzinom erhöhte der Pilz die Killerzellen, Nebenwirkungen der Chemotherapie waren seltener. |
Schön der Reihe nach: Vitex agnus-castus und Cimicifuga
Die rationale Phytotherapie stützt sich im Wesentlichen auf Extrakte aus Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) und Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Mönchspfeffer eignet sich dabei für das beginnende Klimakterium, bei dem eine Gelbkörperunterfunktion vorherrscht, Traubensilberkerze dagegen in späteren Phasen, um Östrogen zu ersetzen. Besonders gut untersucht ist der Cimicifuga-Wurzelstock. Extrakte daraus bessern Hitzewallungen, Schlafprobleme, psychische Störungen sowie die Scheidentrockenheit ohne ungünstige Effekte auf Brust und Endometrium. Das Thromboserisiko steigt nicht an. Eine Kombination mit Tamoxifen ist möglich. Auch für einen Spezialextrakt aus Rhapontikrhabarberwurzel konnte gezeigt werden, dass er Hitzewallungen und andere menopausale Beschwerden signifikant reduziert. Für geplagte Patientinnen hatte Gerhard noch einen weiteren Tipp: Kalter Salbeitee kann Hitzewallungen ebenfalls lindern.
Homöopathie: Mittel individuell aussuchen
Auch die Homöopathie kann klimakterische Beschwerden erträglicher machen. Welches Mittel im Einzelfall das richtige ist, hängt vom individuellen Beschwerdebild ab. Die Patientin sollte deshalb ihre Hitzewallungen möglichst genau beschreiben. Dr. Anja Maria Engelsing, Bad Fellnbach, empfahl
Lachesis bei extremer Hitzigkeit und Unverträglichkeit von jeder Einengung,
Sanguinaria bei Kopfschmerzen und einschießender Hitze, brennend heißen Händen und Füßen,
Rhus toxicodendron bei Hitzewallungen und Kopfschmerzen, wenn Bewegung die Beschwerden bessert,
Sepia bei Hitzewallungen mit viel Schweiß, gelegentlich fröstelig.
Für das prämenstruelle Syndrom (PMS) bieten sich im Übrigen Lilium tigrinum bei Reizbarkeit und Natrium muriaticum bei Stimmungsschwankungen an. Phytolacca kann Brustspannen lindern. Engelsing empfahl, generell niedrige Potenzen einzusetzen. Zudem sollte auf die Wirkung nicht zu lange gewartet werden. Wenn etwa beim prämenstruellen Syndrom nach einem Zyklus kein Effekt zu erkennen ist, "ist das nicht das richtige Mittel". Zudem vertrat sie die Ansicht, dass der Verzicht auf Kaffee bei einer homöopathischen Therapie nicht zwingend notwendig ist.
Zum WeiterlesenFragen aus der Praxis: Hormontherapie in den Wechseljahren. Was zahlt die Krankenkasse? DAZ 2012, Nr. 34, S. 42– 44. |
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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