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Aus der Hochschule
Ein kleines, aber feines Institut
Der heutige Direktor des Instituts, Prof. Dr. Gerhard K. E. Scriba, stellte kurz die wechselvolle Geschichte des Instituts vor. Neben den Professoren Reuter und Oelschläger seien noch zahlreiche andere Personen an der Wiedergründung beteiligt gewesen. Ohne deren Weitsicht hätte dieses Vorhaben nicht realisiert werden können. Heute präsentiere sich das Institut für Pharmazie in Jena als kleines, aber feines Institut, das aus den drei Lehrstühlen Pharmazeutische Chemie, Pharmazeutische Biologie und Pharmazeutische Technologie besteht. Rund 350 Pharmaziestudierende sind derzeit für Pharmazie eingeschrieben.
International unterhält das Institut Austauschprogramme mit China und Japan. Die Hochschullehrer des Instituts sind in verschiedenen fakultätsübergreifenden Verbundprojekten integriert, wie Scriba betonte. Die Erfolge der letzten zwanzig Jahre seien weiterhin Ansporn für eine hochqualifizierte Ausbildung.
Grußworte
Dass die Pharmazie in Jena auch im Ausland ein Begriff sei und einen guten Namen habe, bestätigte Prof. Dr. Klaus Dicke, Rektor der Friedrich-Schiller-Universität. Er dankte dafür, dass sich die pharmazeutische Forschung in Verbundprojekten der Uni eingebracht habe.
Auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert zeigte sich erfreut darüber, dass Thüringen wieder Apotheker ausbilden können. Apotheken nehmen vor allem auf dem Land eine wichtige Stellung ein, so Taubert, "eigentlich brauchen wir mehr Ausbildungsplätze".
Der Dekan der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät, Prof. Dr. Frank Hellwig, freute sich darüber, dass die Pharmazie in Jena zur Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät gehört. Denkbar wäre auch gewesen, sie an der Medizinischen Fakultät anzusiedeln. Man sei aber dankbar dafür, dass die Medizin die Ausbildung der Pharmazeuten in Pharmakologie übernommen habe. Eine erneute Schließung des Instituts aus finanziellen Gründen stehe glücklicherweise nicht zur Disposition, gleichwohl auch in Jena über Stelleneinsparungen diskutiert werde. Die Pharmazie werde nicht betroffen sein, zumal sie sehr erfolgreich in Forschung und Lehre arbeite.
Auch Prof. Dr. Dieter Steinhilber, Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, betonte, dass die Pharmazie in Jena die Zeichen der Zeit erkannt habe: Verbundforschungsprojekte stünden heute im Vordergrund der wissenschaftlichen Landschaft. Die Jenaer Pharmazie habe sich bereits bestens in vielen Disziplinen etabliert.
Der Apotheker erfüllt heute mehr denn je eine wichtige Aufgabe in unserem Gesundheitswesen. Dies stellt Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, in den Mittelpunkt ihrer Grußworte. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und einem damit verbundenen steigenden Arbeitsaufwand in Apotheken sieht sie einen wachsenden Bedarf an gut ausgebildeten Apothekerinnen und Apothekern. Die Aktionen der Thüringer Apothekerkammer zum Anwerben von Nachwuchs für die Pharmazie seien vorbildhaft. Sie freue sich über eine lebendige Pharmazie in Thüringen, denn Pharmazie sei keine Wissenschaft im Elfenbeinturm.
Rückblick
Die wechselvolle Geschichte der Pharmazie in Jena rollte Prof. Dr. Jochen Lehmann, Lehrstuhl für Pharmazeutische/Medizinische Chemie am Institut für Pharmazie an der FSU Jena, auf. Aufgrund einer Analyse, wonach die DDR weniger Apotheker brauche, erfolgte am 17. April 1968 eine Anordnung des Ministeriums, die Ausbildung im Fach Pharmazie in Jena einzustellen. Die Anordnung wurde 1970 umgesetzt. Doch viele Personen konnten und wollten sich damit nicht abfinden. 1989 bildete sich eine "Aktionsgemeinschaft demokratischer Erneuerung der Hochschule", der auch Professor Reuter angehörte. Die Aktionsgemeinschaft forderte 1990 eine Wiedereröffnung des Instituts. Forciert wurde das Vorhaben durch Berechnungen von Dr. Jürgen Keiner, damaliger Leiter des Pharmaziereferates im Thüringer Ministerium für Soziales und Gesundheit, der einen Bedarf von 1000 Apothekern für Thüringen ermittelte. Der Verband der deutschen pharmazeutischen Hochschullehrer stimmte dem Vorhaben zu, Prof. Dr. Herbert Oelschläger sagte seine Unterstützung und Hilfe zu. Es wurde ein Gründungsrat gebildet, deren Sprecher Reuter und Oelschläger waren. Sie erreichten in langen Gesprächen mit dem Ministerium die Zustimmung zur Gründung: Das Institut begann am 26. Oktober 1992 seine Arbeit, im Wintersemester 1992 war Studienbeginn.
Noch heute sind die drei Institute auf drei Häuser verteilt. Die von Professor Oelschläger verfolgte Idee, einen Neubau des Pharmazeutischen Instituts zu verwirklichen, konnte trotz Empfehlung des Wissenschaftsrats bis heute nicht verwirklicht werden.
Die Institute und ihre Mitarbeiter heute:
Pharmazeutische Chemie: Prof. Dr. Oliver Werz, Prof. Dr. J. Lehmann, Prof. Dr. G. Scriba, PD Dr. A. Seeling und Prof. Dr. M. Hildebrand.
- Pharmazeutische Biologie: Prof. Dr. Thomas Winckler, Prof. Dr. Dirk Hoffmeister.
Pharmazeutische Technologie: Prof. Dr. Alfred Fahr, Prof. Dr. Dagmar Fischer.
Festvortrag
"Wir stehen vor gewaltigen Umwälzungen", so Prof. Dr. Theo Dingermann in seinem Festvortrag zum Thema "Stratifizierte Pharmakotherapie". Durch den erst seit wenigen Jahren möglichen Zugang zum menschlichen Genom ist die stratifizierte Arzneimitteltherapie in greifbare Nähe gerückt bzw. wird bereits in Einzelfällen praktiziert: Mithilfe der molekularen Diagnostik sind Vorhersagen möglich, ob ein Arzneimittel wirkt oder nicht, ob der Patient ein Responder oder Nonresponder auf die ausgewählte Pharmakotherapie ist. Die molekulare Diagnostik wird zur Ratio für eine stratifizierte Therapie. Dingermann sieht hier neue Herausforderungen auch für die öffentliche Apotheke.
diz
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