Aus den Ländern

Ausflug in die Welt der Düfte

Zehn Jahre Fortbildung für Senior-Pharmazeuten

Fast 200 Apothekerinnen und Apotheker kamen zur Fortbildung für Senior-Pharmazeuten 2012, die die Apothekerkammer Nordrhein im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf veranstaltete. Vorstandsmitglied Wolfgang Gröning begrüßte die Teilnehmer und freute sich über das zehnjährige Bestehen dieser Fortbildungsreihe.
Senior-Pharmazeuten diskutierten nach den beiden Vorträgen. Foto: Wolfgang Beckers

In seinem Statement zur aktuellen standespolitischen Situation berichtete Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, vom Deutschen Apothekertag in München, der durch die intensive Honorardebatte geprägt war. "Wir alle wünschen uns eine hohe Akzeptanz seitens der Politik für unser Tun", stellte Engelen fest. Das könne die Standesvertretung nur gemeinsam mit den Apotheken vor Ort erreichen, wenn diese sich pharmazeutisch– und nicht über den Preis – positionieren.

Engelen berichtete auch von der Öffentlichkeitsarbeit der Apothekerkammer Nordrhein. Mit den Aufklärungsaktionen "ÜberlegFix", ein Präparat zur Vorbeugung beginnender Vorurteile gegenüber der Honorierung von Apothekenleistungen, und "Auf den Punkt gebracht" setze man in Nordrhein-Westfalen auf sachgerechte Aufklärung der Bevölkerung anstelle von Protestaktionen, die auf dem Rücken von Patienten und Kunden ausgetragen würden. Zu beiden Aktionen habe man viel positive Resonanz erhalten. Zudem haben die Apothekerorganisationen in Nordrhein-Westfalen der Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens über 14.000 Unterschriften von Apothekern überreicht und die Landesregierung aufgefordert, sich für eine angemessene Vergütung der Apotheken einzusetzen. Abschließend erwähnte Engelen das soeben gestartete ATHINA-Projekt der Apothekerkammer Nordrhein, mit dem man die apothekerliche Kompetenz auf dem Gebiet der Arzneimitteltherapiesicherheit fördern und ausbauen will.

Düfte wirken nicht nur auf den Geruchssinn

Im Hauptvortrag berichtete der Zellphysiologe Prof. Dr. Hanns Hatt, Ruhr-Universität Bochum, über die Geruchswahrnehmung und damit zusammenhängende Phänomene. So befinden sich Duftrezeptoren nicht nur auf den Riechzellen der Nase, sondern fast in jedem Gewebe des menschlichen Körpers, z. B. in der Haut, im Gastrointestinaltrakt, im Herzen und auf Spermazellen. Eine Aktivierung dieser Rezeptoren außerhalb der Nase wird allerdings nicht als Geruch wahrgenommen, sondern löst unterschiedliche Reaktionen in den Zellen aus.

So sind sechs verschiedene Duftrezeptoren im Trigeminusnerv an den Schmerz- und Temperaturwahrnehmungen des Gesichtes beteiligt. Der Duftrezeptor, der z. B. durch Eukalyptus oder Menthol aktiviert wird, ist im Trigeminusnerv ein Sensor für den Temperaturbereich zwischen 10 und 20 °C. Deshalb wird Menthol als kühlend empfunden, obwohl es das Gewebe nicht wirklich kühlt. Ein entgegengesetzter Effekt tritt beim Genuss einer Peperoni auf, weil der Rezeptor für Capsaicin zugleich als Sensor des Temperaturbereichs von 40 bis 50 °C fungiert.

Eindrucksvoll waren auch die Forschungsergebnisse zu Vertacetal, einem Duftstoff der Gardenie, der ähnlich wie Jasmin riecht. Vertacetal ist ein Ligand der Benzodiazepin-Bindungsstelle des GABA-Rezeptors und wirkt dort dreimal so stark sedierend und angstlösend wie Diazepam.

Riechen beginnt bereits im Mutterleib, erklärte Hatt. Bereits ab der 26. Schwangerschaftswoche kann ein Embryo die Düfte, denen seine Mutter ausgesetzt ist, ebenfalls riechen.

Die Bewertung von Düften ist nicht genetisch verankert, sondern vom Kulturkreis und der Erziehung abhängig. So wird ein einmal als positiv abgespeicherter Duft immer wieder mit einem positiven Empfinden verbunden und weckt die ursprünglichen Assoziationen. Wenn Männer florale Düfte und pink Grapefruit zuerst bei jungen, schlanken Frauen kennengelernt haben, wirken ältere, dicke Frauen, die das gleiche Parfum auftragen, auf sie etwa sechs Kilogramm leichter und sechs Jahre jünger. Dieses Phänomen nannte Hatt den "olfaktorischen Längsstreifen".

Da man seine Nase trainieren und so zu einer immer differenzierteren Geruchswahrnehmung gelangen kann, plädierte Hatt dafür, nicht nur mit offenen Augen, sondern auch mit einer offenen Nase durch das Leben zu gehen. Nicht zuletzt könne das Trainieren des Geruchssinnes dazu beitragen, die Entstehung einer Demenz hinauszuzögern.


Dr. Sabine Viefhues



DAZ 2012, Nr. 44, S. 111

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