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Arzneimittel und Therapie
Erfolgreich Tumoren aushungern
Positive Bilanz für den Angiogenesehemmer Sunitinib
2007 erhielt Sunitinib (Sutent®) die Zulassung zur Erst-Linien-Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC), nachdem ein Vergleich zwischen der damaligen Standardsubstanz Interferon alpha und Sunitinib zugunsten des Tyrosinkinase-Hemmers ausgefallen war (Verdoppelung des progressionsfreien Überlebens, eine um das vierfach erhöhte objektive Ansprechrate). Weitere positive Studien mit Sunitinib folgten. Parallel dazu wurden weitere Wirkstoffe zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms entwickelt und teilweise bereits eingeführt wie etwa Temsirolimus (Torisel®), Sorafenib (Nexavar®), Everolimus (Afinitor®) oder Axitinib, so dass heute mehrere Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Wie Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin, bei einem von Pfizer Oncology veranstalteten Fachpressegespräch am 16. November 2011 in Berlin hervorhob, steht im Praxisalltag die Frage nach der richtigen Therapiesequenz im Vordergrund. Zusätzlich werden Bedürfnisse und Begleiterkrankungen des Patienten berücksichtigt. In der Regel wird bei guter bis mittlerer Prognose die medikamentöse Behandlung mit Sunitinib begonnen, was auch in den Empfehlungen zahlreicher Fachgesellschaften vorgeschlagen wird.
Ein gutes Therapieansprechen scheint auch den langfristigen Behandlungserfolg zu beeinflussen, wobei die Ansprechrate im Verlauf der Therapie ansteigen kann. Daher sind Compliance und der Umgang mit unerwünschten Wirkungen, die mitunter vor den erwünschten auftreten, besonders wichtig. Ein sorgfältiges Management der Nebenwirkungen, Dosisanpassungen oder Therapiepausen können unerwünschte Begleiterscheinungen lindern, die Lebensqualität des Patienten verbessern und so eine längerfristige Therapie ermöglichen.
Sunitinib – mögliche NebenwirkungenSunitinib (Sutent®) gehört zur Klasse der neuen, niedermolekularen Kinaseinhibitoren (sm-KI). Der Wirkstoff hemmt mehrere Kinasen, insbesondere die Tyrosinkinasen von VEGFR (vascular endothelial growth factor receptor), PDGFR (platelet derived growth factor receptor), FLT3 (FMS-like tyrosin kinase 3) und c-KIT (stem cell factor receptor). Daraus resultieren eine Hemmung der Tumorproliferation, eine Hemmung der Gefäßneubildung sowie der Metastasierung. Des Weiteren kommt es zur Apoptoseinduktion. Eng verknüpft mit den erwünschten Anti-Tumor-Wirkungen sind die unerwünschten Begleiterscheinungen der niedermolekularen Kinase-Inhibitoren. Ein typischer Klasseneffekt aller sm-KIs sind Organtoxizitäten sowie Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen. Weitere mögliche Nebenwirkungen, die unter einer Therapie mit Sunitinib auftreten können, sind unter anderem Hypertonie, das Hand-Fuß-Syndrom, Hautveränderungen (Verfärbung der Haut), Haarveränderungen, Verlängerung des QT-Intervalls, Veränderung der Schilddrüsenfunktion, Stomatitis, Leukopenie, Neutropenie und Thrombozytopenie. Daher sollte der Patient sorgfältig über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt, engmaschig überwacht und interdisziplinär betreut werden. Dies ist besonders wichtig, da die unerwünschten Wirkungen häufig innerhalb der ersten vier Wochen auftreten. |
Sunitinib bei GIST
Bei den selten auftretenden gastrointestinalen Stromatumoren finden sich Mutationen an den Tyrosinkinasen von c-kit und/oder von PDGF. Diese werden als aktivierende oder "gain of function" Mutationen bezeichnet, da sie zu einer kontinuierlichen Aktivität der Tyrosinkinasen und in der Folge zu unkontrollierten Zellproliferationen führen. Mit der Einführung des Tyrosinkinase-Inhibitors Imatinib konnte die Prognose gastrointestinaler Stromatumoren erstmals verbessert werden. Allerdings kann es unter der Imatinib-Therapie zur Resistenzentwicklung kommen oder es kann eine Unverträglichkeit auf den Wirkstoff Imatinib vorliegen. Wie Priv.-Doz. Dr. Sebastian Bauer, Essen, ausführte, ist in diesen Fällen die Gabe von Sunitinib indiziert. Das Vorgehen richtet sich dabei nach der Mutationsanalyse.
Derzeit bestehen folgende Therapieempfehlungen:
Patienten mit einer Exon-9-Mutation erhalten als Erstlinien-Therapie Imatinib in doppelter Standarddosierung (800 mg). Liegt eine Exon-11-Mutation vor, führt die Dosiserhöhung von Imatinib zu keinem besseren Therapieansprechen. Für diese Patientengruppe bietet sich eine Umstellung auf Sunitinib an. Dabei sollte erwogen werden, Patienten mit gutem Performance score frühzeitig mit Sunitinib zu behandeln, da diese besonders von einer Therapie mit Sunitinib profitieren.
Therapie der Diarrhö unter sm-KIsAlle derzeit bekannten niedermolekularen Kinaseinhibitoren (sm-KI) verursachen eine zum Teil dosislimitierende Diarrhö. Dabei ist Folgendes zu beachten:
[Quelle: Barth, Jürgen; Onkologische Pharmazie 3 (2011)] |
Sunitinib bei pNET
Seit Kurzem ist Sunitinib auch zur Therapie der selten auftretenden pankreatischen neuroendokrinen Tumore (pNET) zugelassen. Wie Prof. Dr. Dieter Hörsch, Bad Berka, erläuterte, blockiert Sunitinib mehrere molekulare Strukturen, die bei der Proliferation und Metastasierung neuroendokriner Tumore eine Rolle spielen. Sie sind angiogen und unter anderem von der Aktivierung des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors (VEGFR) und des Platelet-derived Wachstumsfaktor-Rezeptors (PDGFR) abhängig. Eine Blockade dieser Wachstumswege erscheint daher sinnvoll. In die Phase-III-Zulassungsstudie wurden 171 Patienten eingeschlossen, die für eine kurative Operation nicht infrage kamen und die vor Studienbeginn eine progrediente Erkrankung aufwiesen. Die Betroffenen wurden im Verhältnis 1:1 zwei Gruppen zugeteilt. Patienten der Verum-Gruppe erhielten bis zur Progression täglich 37,5 mg Sunitinib, die Probanden der Vergleichsgruppe Placebo. Alle Patienten erhielten zusätzlich eine bestmögliche supportive Therapie. Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben. Die Studie wurde im Februar 2009 nach der Zwischenanalyse auf Empfehlung des Data Monitoring Committee abgebrochen, da eine Interimsanalyse eindeutige Vorteile für die Therapie mit Sunitinib gezeigt hatte. So lag etwa das progressionsfreie Überleben in der Sunitinib-Gruppe bei median 11,4 Monaten (vs. 5,5 Monaten in der Placebo-Gruppe, p < 0,001) und das Gesamtüberleben bei 30,5 (vs. 24,4 Monaten; p = 0,1926).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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