Fachmedien

Altes Leiden unter neuem Namen

Ein Phänomen, das so alt ist wie die Menschheit selbst. Doch was genau ist Burnout, wer bekommt es und wie kann man es behandeln oder verhindern?

Diesen Fragen versucht sich der Neurologe und Psychiater Volker Faust in seinem Hörbuch zu nähern. In der Tat lässt sich Burnout nur schlecht kategorisieren, wahrscheinlich auch ein Grund, warum es als offizielles Krankheitsbild in Krankenkassenkatalogen bisher nicht existiert. Am nächsten liegt Burnout vermutlich der Erschöpfungsdepression, die aber ihrerseits nicht zu den klassischen Depressionen gezählt wird. Es gibt auch nicht das Burnout-Syndrom, sondern ganz verschiedene Typen, vom wirklich Ausgebrannten bis zum selbstdiagnostizierten Burnoutfall, der nur auf der Trendwelle mitsurft. Waren früher hauptsächlich die helfenden Berufe betroffen, so sind die heutigen Patienten in allen Berufsfeldern zu finden, beginnend bei Studenten, bis hin zur Hausfrau, die ihre Schwiegermutter zuhause pflegt; einzige Gemeinsamkeit: es sind meist Angehörige der Mittel- und Oberschicht.

Natürlich resultiert Burnout meist aus einer Überarbeitung, doch es kommen auch viele andere Stressoren als Ursachen in Frage, wie z. B. selbst auferlegter Erfolgsdrang oder Mobbing. Klar wird aber auch: nicht jeder muss/kann ausbrennen, oder anders gesagt: man muss auch der "Typ für Burnout" sein. In der Tat kann sich sicher jeder Hörer in der Fülle von Merkmalen oder Frühwarn-Symptomen, die Faust aufzählt, ein Stück weit selbst wiederfinden. Aber auch hier macht wie bei Paracelsus die Dosis das Gift. Überraschend einfach sind die Tipps zur Vermeidung eines Burnouts, sowie die einzelnen Stationen auf dem Weg aus der Krise. Die Aufzählungen mögen manchmal etwas dogmenartig anmuten, aber das sei an dieser Stelle verziehen. Dreh- und Angelpunkt in der Therapie ist natürlich das Erkennen und Akzeptieren des Burnouts, nur dann kann man sich selbst daraus befreien und das kann leichter sein, als man denkt.

Mag man sich auch manchmal eine stringentere Struktur des Buches wünschen, so wird gerade dadurch deutlich, wie vielfältig Burnout ist und dass er wohl auch aus diesem Grund von den Betroffenen so lange verdrängt und ignoriert wird. Trotz der regelmäßig auftretenden Fachbegriffe ist "Burnout: erschöpft, verbittert, ausgebrannt" nicht nur für Fachkreise geeignet. Gerade der zweite Teil des Buches (Prävention und Therapie) richtet sich auch an Personen, die selbst oder im privaten bzw. beruflichen Umfeld mit Burnout in Kontakt kommen. Schließlich spielt das Umfeld eine zentrale Rolle bei Prävention und Therapie. Doch auch Betroffene selbst zählen zweifelsohne zur Zielgruppe dieses Hörbuchs, das an vielen Stellen wie ein reales Therapie-Gespräch wirkt. Auch das nicht ohne Grund, denn gerade Patienten im fortgeschrittenen Burnoutstadium haben häufig nur eine geringe Motivation, aktiv etwas zu tun, sodass selbst Lesen eine große Anstrengung für sie bedeutet. Ein Hörbuch scheint demnach genau das richtige Format zu sein, um auch Betroffenen ein niederschwelliges Angebot zu machen und diese effektiv zu erreichen.

Da jedoch Vorsorge besser als Nachsehen ist, bringt Faust die wirkungsvollste Präventionsmaßnahme mit einem alten Spruch auf den Nenner: "Schaffe, strebe, aber lebe!" Wer das beherzigt, gehört sicher nicht zur Burnout-Risikogruppe.

Volker Faust, Burnout: erschöpft, verbittert, ausgebrannt, Erkennen – Behandeln – Vorbeugen, Audio-CD, Laufzeit: 66 Min., 19,80 Euro. 
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2011. 
ISBN 978-3-7776-2171-5

Dr. Peter Lassner,
Brandenburger Apotheke Bayreuth



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DAZ 2012, Nr. 4, S. 114

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