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- DAZ 38/2012
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Arzneimittel und Therapie
Azithromycin bei COPD
Für die randomisierte, doppelt-verblindete und gegen Placebo durchgeführte Studie in Neuseeland wurden insgesamt 141 Personen über 18 Jahre eingeschlossen. 71 Probanden erhielten dreimal die Woche 500 mg Azithromycin und die anderen 70 ein Placebo zusätzlich zur ihrer ärztlich verordneten Standardtherapie. Ausschlusskriterien waren neben einigen anderen medizinischen Aspekten auch Mukoviszidose. Die Studie lief sechs Monate und erfasste als Endpunkte jede mit Antibiotika zu behandelnde Exazerbation während der Interventions- und der sich daran anschließenden ebenfalls sechsmonatigen Beobachtungsphase, wie auch Veränderungen des Ausatmungsvolumens pro Sekunde (FEV1). Die Exazerbationssymptome wie beispielsweise Husten wurden durch die Patienten in einem Tagebuch vermerkt, das am Ende durch ein Expertengremium beurteilt wurde. Zusätzlich wurde die Lebensqualität berücksichtigt. Dafür wurden die Patienten mit dem St. George’s respiratory questionnaire (SGRQ) befragt. Den indikationsspezifischen Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität gibt es auch in einer modifizierten deutschsprachigen Fassung. Er deckt die Bereich Krankheitssymptome, Aktivitäten und Belastungen ab. Außerdem wurde die Konzentration des C-reaktiven Proteins zur Abschätzung der Entzündungsaktivität während der sechsmonatigen Interventionsphase dokumentiert.
Weniger Exazerbationen
Bei Patienten mit einer nicht durch Mukoviszidose ausgelösten Bronchiektasie konnte während der sechsmonatigen Einnahme von Azithromycin ein signifikanter Rückgang von Exazerbationsereignissen festgestellt werden. In der Azithromycingruppe wurden während des Studienverlaufs 42 Exazerbationen gezählt, in der Placebogruppe 103. Insgesamt konnte eine Reduktion um 62% unter Azithromycin festgestellt werden. Dieser Effekt zeigt sich auch ohne die weitere Einnahme des Antibiotikums in den sechs Folgemonaten. Die Reduktion in dieser Studienphase entsprach 42%. Keinen Effekt hatte die Azithromycintherapie hinsichtlich der allgemeinen Begleitsymptome der Bronchoektasie, insbesondere auf den Husten.
Nutzen-Risiko-Abwägung fehlt
Im Rahmen dieser Studie wurde nicht das Risiko der Resistenzentwicklung durch die langfristige Makrolideinnahme erfasst. Auch auf audiometrische Tests wurde trotz der bekannten Ototoxizität von Makrolidantibiotika verzichtet. Nach Meinung der Autoren sollten Ärzte Patienten, die mit einer mindestens dreimonatigen Azithromycintherapie behandelt werden sollen, sorgfältig auswählen. Zu den Kriterien zählen dabei die Häufigkeit der Exazerbationen, mit welchen Antibiotika in den vergangenen sechs Monaten der Patient behandelt wurde und dass keine Tuberkuloseinfektion vorliegt.
In einem Kommentar zur Studie, der ebenfalls im Lancet veröffentlicht wurde, werden diese nicht sehr exakten Kriterien zur Patientenauswahl für eine aussichtsreiche Verbesserung durch die Azithromycingabe und auf die mangelnde Berücksichtigung der möglichen Risiken für Resistenzentwicklung und Hörminderung negativ beurteilt. Die vorliegende Studie biete damit keine konkrete Entscheidungshilfe für die ärztliche Praxis, so der Kommentar.
Quelle
Wong, C. et al.: Azithromycin for prevention of exacerbations in non-cystic fibrosis bronchiectasis (EMBRACE): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet (2012) 380; 660 – 667.
Wilson, R., Wells, A. U.: Azithromycin in bronchiectasis: when should it be used? Lancet (2012) 380; 627 – 629
Apothekerin Dr. Constanze Schäfer MHA
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