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Noch viele Baustellen

Am 12. Juni trat die geänderte Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) in Kraft. Zwei Monate nach diesem Datum stellte ADEXA Ergebnisse einer Umfrage vor. Das Fazit: Angestellte spüren eine deutlich gestiegene Arbeitsbelastung. Auch sind diverse Punkte kaum umgesetzt. Es gibt noch viel zu tun.

Während der letzten Wochen beteiligten sich rund 100 Apothekenangestellte (31% Approbierte, 7% Pharmazieingenieure, 57% PTA, 3% PKA)* an der ADEXA-Umfrage zur Umsetzung der neuen ApBetrO. Sie hatten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen zur QMS-Pflicht, zu Änderungen in Betriebsabläufen, aber auch zur Arbeitsbelastung weiterzugeben.

* 2%: keine Angabe zum Beruf.

Informationsdefizite

Rund 67% der Befragten fühlten sich von ihrer Apothekenleitung nicht ausreichend über die gesetzlichen Änderungen informiert, nur 25% waren mit ihrem Kenntnisstand zufrieden. ADEXAs 1. Vorsitzende Barbara Neusetzer kritisiert, dass augenscheinlich zu selten Teambesprechungen stattfinden. „Schwierige Themen der Apothekenbetriebsordnung lassen sich nicht einfach ignorieren“, so Neusetzer. „Und fehlendes Wissen schadet auf lange Sicht der ganzen Apotheke.“ Angestellte könnten sich zwar über Fachmedien wie die DAZ selbst schlau machen. „Die wesentlichen Punkte wie Zuständigkeiten im Handverkauf müssen jedoch vom Inhaber festgelegt werden.“

Heißes Eisen Zuständigkeit

Zwar hat die Novelle nichts Grundlegendes an den Tätigkeitsprofilen diverser Berufsgruppen geändert. Neu ist aber, dass Chefin oder Chef Befugnisse schriftlich festlegen müssen. Dazu gehört, wann PTA approbierte Kollegen um Rat fragen müssen oder welche Entscheidungen der Apothekenleitung vorbehalten bleiben. Nur 24% der Befragten berichten, an ihrem Arbeitsplatz habe eine entsprechende Festlegung der Beratungsbefugnis stattgefunden – und 67% warten noch darauf. Die Regelung selbst stößt bei Apothekenangestellten teils auf heftige Kritik: „Jahrzehntelang tätige PTA werden immer mehr entmündigt“, hieß es. Und weiter: „Die Hierarchie zwischen Mitarbeitern wird immer massiver“, Wissen und Können werde „infrage gestellt und abgewertet“.

Vertretungsbefugnis: Weiterhin offene Fragen


Bei der Vertretungsbefugnis von Pharmazieingenieuren und Apothekerassistenten gibt es noch unklar formulierte Passagen im Gesetzestext. Bereits im April hatte Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, auf dem ADEXA-Erlebnis- und Gewerkschaftstag erklärt, die neue ApBetrO enthalte „viele handwerkliche Fehler“. Neusetzer: „ADEXA hatte sich deshalb an das Bundesgesundheitsministerium gewandt.“ In einer ersten Antwort des BMG wurde darauf verwiesen, dass die Bundesländer zuständig für die Umsetzung und einheitliche Auslegung der Apothekenbetriebsordnung seien. Besprechungen der Länder finden allerdings erst wieder Ende September bzw. Mitte Oktober statt.

Arbeitsabläufe kaum verändert

Auch in anderen Bereichen läuft die Umsetzung der Novelle eher zaghaft. Bei 43% gab es seit dem 12. Juni keine Änderung bei Betriebsabläufen. Die neu eingeführte Beratungspflicht führt in 86% der Fälle zu keinen Neuerungen im Tagesgeschäft. Dazu Barbara Neusetzer: „Natürlich haben viele Kolleginnen und Kollegen bereits in der Vergangenheit patientenorientiert und wissenschaftlich fundiert beraten.“ 

Kritischer ist laut der ADEXA-Vorsitzenden, dass 49% angaben, es sei zu keinen Anpassungen bei der Dokumentationspflicht gekommen – hier droht Ärger beim Besuch von Amtsapothekern oder Pharmazieräten. Die flächendeckende Etablierung eines Qualitätsmanagements kommt vergleichsweise besser voran: 53% haben bereits ein QMS in ihrer Apotheke, und 14% sind gerade mit dem Aufbau beschäftigt. Allerdings sagten 31% der Befragten, dies könne noch dauern. Hier hat der Gesetzgeber jedoch eine 24-monatige Übergangsfrist eingeräumt. Sorgen macht viel eher die Personalplanung.

Steigende Belastung

Neusetzer: „ADEXA hatte bereits im Vorfeld der Novelle befürchtet, der höhere Arbeitsaufwand werde auf den Schultern von Angestellten abgeladen. Genau das ist jetzt passiert.“ Von einer spürbar gestiegen Belastung berichten 64% der Befragten, Neueinstellungen (2%) beziehungsweise Stundenerhöhungen (3%) sind eher die Ausnahme. Und 11% der Teilnehmer gaben zu Protokoll, ihre Vorgesetzten hätten bereits Einschnitte angedroht. „Wer den Rotstift beim Personal ansetzt, spart an der falschen Stelle“, so Neusetzer. „Angestellte sind das Rückgrat jeder öffentlichen Apotheke.“ 


Michael van den Heuvel



DAZ 2012, Nr. 34, S. 68

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