Arzneimittel und Therapie

Corticoide bei Rhinosinusitis?

Studie zeigt keinen Nutzen einer systemischen Corticoid-Gabe

Bei einer akuten Rhinosinusitis werden häufig Corticoide zur Symptomkontrolle eingesetzt, obwohl dieses Vorgehen auf keiner klaren Evidenz beruht. Eine niederländische Studie befasste sich daher genauer mit dieser Therapieoption und kommt zu dem Schluss, dass bei einer akuten unkomplizierten Rhinosinusitis systemisch gegebene Corticoide nicht besser wirken als ein Placebo.

Den meisten akuten Rhinosinusitiden liegt eine virale oder bakterielle Infektion zugrunde, die zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut führt. Die Symptome bessern sich meist innerhalb von 14 Tagen, können aber für den Betroffenen so belastend sein, dass er ärztlichen Rat sucht. Dieser kann recht unterschiedlich ausfallen und beruht derzeit auf keiner klaren Evidenz. Eine Antibiotikagabe ist bei den meisten Patienten nicht angezeigt, die lokale Anwendung von Corticoiden wird unterschiedlich bewertet. Der systemischen Corticoid-Gabe wird eine gewisse Wirksamkeit zugesprochen, obwohl die Daten hierzu spärlich sind. Um Klarheit zu schaffen, befasste sich eine niederländische Studie mit der Frage, ob eine systemische Corticoid-Monotherapie bei einer unkomplizierten akuten Rhinosinusitis einen klinischen Benefit aufweist.

Kein Benefit durch die Corticoid-Gabe

Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie wurde zwischen 2008 und 2011 an 54 hausärztlichen Zentren in den Niederlanden durchgeführt. 174 erwachsene Patienten mit akuter Rhinosinusitis (Symptomdauer mindestens fünf, maximal zwölf Tage) wurden zwei Gruppen zugeteilt und erhielten sieben Tage lang entweder 30 mg Prednisolon per os oder ein Placebo und mussten während 14 Tagen ihre Symptome in einem Tagebuch festhalten. Der primäre Studienendpunkt war der Anteil der Patienten, der nach sieben Tagen keine Gesichtsschmerzen und kein Druckgefühl mehr aufwies. Die Daten wurden mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse ermittelt.

62,5% der Patienten in der Prednisolon- und 55,8% in der Placebo-Gruppe erreichten den primären Studienendpunkt. Die Differenz von 6,7 Prozentpunkten war statistisch nicht signifikant. Auch im Hinblick auf die bewerteten Symptome (unter anderem Rhinorrhö, nasale Kongestion, Husten und Gesichtsschmerz), die Lebensqualität und die aufgetretenen Nebenwirkungen zeigte sich kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen.

Das Fazit der Autoren: Durch die Prednisolon-Therapie konnte kein klinisch relevanter Nutzen erzielt werden, der die Corticoid-Gabe bei einer akuten unkomplizierten Rhinosinusitis rechtfertigt. Weitere Studien müssen untersuchen, ob bestimmte Subgruppen von einer Corticoid-Therapie profitieren. Die Autoren raten derzeit von einer breiten Corticoid-Anwendung zur Behandlung der Rhinosinusitis ab.


Was empfiehlt die deutsche Leitlinie?


Die aktuelle deutsche Leitlinie geht in dem Kapitel „Konservative Therapie“ auf medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten ein und nimmt Bewertungen vor. Hier einige Aussagen; die ausführliche Bewertung findet sich in der Leitlinie.

  • Analgetika: Bei Schmerzen wird die Einnahme von Analgetika empfohlen.
  • Antibiotika: Die große Mehrzahl akuter Rhinosinusitiden ist viral bedingt, so dass eine Antibiotikabehandlung nicht indiziert ist. Bei einer eindeutig bakteriellen Rhinosinusitis wird nur unter bestimmten Bedingungen eine Antibiotikatherapie empfohlen.

  • Dekongestiva: Der therapeutische Effekt nasaler Dekongestiva ist für die akute Rhinosinusitis kaum untersucht. Die europäische Leitlinie (EPOS) empfiehlt den Gebrauch abschwellender Nasentropfen oder – sprays zur symptomatischen Behandlung der akuten Rhinosinusitis. Lokale Dekongestiva als symptomatische Therapie werden je nach Präparat für eine Dauer von maximal sieben bis zehn Tagen empfohlen.

  • Corticosteroide: Subjektive Symptome lassen sich bei der akuten Rhinosinusitis durch die zusätzliche Anwendung topischer nasaler Steroide verbessern, auch wenn dies von einer neueren Untersuchung in Abrede gestellt wird.

  • Acetylcystein und Ambroxol: Für den Nutzen dieser Therapie liegt keine Evidenz vor. Eine Anwendung kann daher nicht empfohlen werden.

  • Phytotherapeutika: Für einige Phytotherapeutika wird eine Empfehlung ausgesprochen.

[Quelle: Rhinosinusitis. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Stand: 28.02.2011; AWMF-Register Nr. 017/049 Klasse: S2k].



Quelle

Venekamp R., et al.: Systemic corticosteroid monotherapy for clinically diagnosed acute rhinosinusitis: a randomized controlled trial. CMAJ 2012. DOI:10.1503/cmaj.120430.

www.awmf.de


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2012, Nr. 33, S. 32

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.