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Celesio schreibt DocMorris ab und bucht Ära Oesterle aus

Celesio-Halbjahresbilanz 2012: Tiefrote Zahlen – aber aktuelle Geschäfte laufen wieder besser

STUTTGART (lk). Vor einem Jahr übernahm Markus Pinger beim Stuttgarter Pharmahändler Celesio das Ruder. Jetzt ist die Ära seines vom Mehrheitseigentümer Haniel abgesetzten Vorgängers Fritz Oesterle verlustreich aus der Bilanz ausgebucht. Wie erwartet schreibt Celesio daher aufgrund umfangreicher Abschreibungen im ersten Halbjahr 2012 tiefrote Zahlen. Neben Wertberichtigung auf die bereits verkauften Töchter Movianto und Pharmexx drückten vor allem Abschreibungen auf die Apothekenmarke DocMorris die Celesio-Bilanz kräftig ins Minus.

Damit steht DocMorris nur noch mit einem Buchwert von knapp 40 Millionen Euro in der Celesio-Bilanz. Das entspricht einem Buchwertverlust von circa 80 Prozent. Gekauft hatte Ex-Celesio-Chef Fritz Oesterle DocMorris 2007 für 221 Millionen Euro. Nach 71 Millionen Euro Abschreibungen vor zwei Jahren schreibt Celesio jetzt nochmals 120 Millionen Euro ab. Aus dem neuen Buchwert von knapp 40 Millionen Euro lässt sich allerdings nicht auf die Höhe der vorliegenden Kaufangebote schließen. Allerdings spricht aus diesem Wert einige Skepsis, angesichts des RX-Boni-Verbotes und der insgesamt unsicheren Geschäftslage des Versandhandels einen deutlich höheren Verkaufspreis zu erzielen.

Der Verlust summierte sich in den ersten sechs Monaten auf 183,9 Millionen Euro. Davon fielen allein 179,4 Millionen Euro im zweiten Jahresviertel an. Im ersten Halbjahr 2011 hatte die im MDax notierte Gesellschaft einen Verlust von 30,2 Millionen Euro ausgewiesen. „Wir haben in unserer Halbjahresbilanz klar Schiff gemacht“, sagte Unternehmenschef Markus Pinger laut einer Pressemitteilung. Für die zweite Jahreshälfte rechnet er mit keinen weiteren Belastungen.

Neben den hohen Abschreibungen auf die erst jüngst verkauften Töchter Movianto und Pharmexx nahmen die Stuttgarter auch Wertberichtigungen für die Internetapotheke DocMorris, den irischen Großhandel sowie das Tschechien-Geschäft vor. Alles im allem schrieb Celesio 228,0 Millionen Euro ab. Hinzu kamen Kosten in Höhe von 30 Millionen Euro für den Konzernumbau. Ohne Abschreibungen und Sanierungskosten hätte das Unternehmen im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Gewinn in Höhe von 106,0 Millionen Euro erwirtschaftet, knapp ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum.

„Insbesondere für DocMorris, Pharmexx und Movianto wurden vor Jahren im Rahmen der damaligen Celesio-Strategie hohe strategische Preise bezahlt, die sich im aktuellen Marktumfeld nicht mehr erzielen lassen“, heißt es in der Celesio-Mitteilung. Celesio-Finanzvorstand Marion Helmes: „Für einige der Unternehmen wurden seinerzeit Preise gezahlt, die in hohem Maße auf strategischen Erwartungen basierten. Die ursprünglichen Preise lassen sich im heutigen Marktumfeld und aufgrund der aktuellen Geschäftsentwicklung der Gesellschaften nicht mehr erzielen. Deshalb mussten wir jetzt auf alle zur Veräußerung bestimmten Unternehmen die notwendig gewordenen Wertberichtigungen vornehmen.“ 

Der Pharmadienstleister Pharmexx und das Logistikunternehmen Movianto sind bereits verkauft. Auch für das Tschechien-Geschäft wurde ein Käufer gefunden. Die Investorengruppe Penta wird den Großhandel und die Apotheken in der Tschechischen Republik für insgesamt 84,5 Millionen Euro übernehmen, wie Celesio am 14. August mitteilte. Schwieriger dürfte die Veräußerung hingegen für die ungeliebte Versandapotheke DocMorris werden. Der Verkauf soll bis zum Jahresende erfolgen.

Operativ lief es bei Celesio im verbleibenden Geschäft wieder besser. „Unsere Maßnahmen zur Stabilisierung greifen, Celesio ist trotz weiterhin schwieriger Märkte im operativen Geschäft wieder auf einem guten Kurs“, sagte der Celesio-Chef. Unter anderem legte Pinger ein Sparprogramm auf, um so die Kosten im Konzern zu senken. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich im ersten Halbjahr um 10,1 Prozent auf 283,5 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte dank des Apothekengeschäfts um 1,8 Prozent auf 11,25 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2012 will Celesio beim bereinigten EBITDA mindestens den Vorjahreswert in Höhe von 549,7 Millionen Euro erreichen.

Insbesondere das Apothekengeschäft in Großbritannien, Schweden und Norwegen läuft nach vollzogenen Restrukturierungsmaßnahmen besser und trägt wieder positiv zum Konzernergebnis bei. In Deutschland laufen zudem die Geschäfte der Großhandelstochter Gehe „sehr erfreulich“. „Das Ergebnis konnte deutlich ausgeweitet werden“, so Finanzchefin Helmes. Auch in Österreich laufe der Großhandel „sehr gut“. Probleme gebe es noch in Frankreich. Dort habe man aber den Marktanteil stabilisieren können.

Celesio bestätigt daher die Ertragsprognose für das Geschäftsjahr 2012 und geht davon aus, ein bereinigtes EBITDA von mindestens 550 Millionen Euro erzielen zu können, ein Betrag, der damit mindestens auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2011 liegen wird.



DAZ 2012, Nr. 33, S. 28

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