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Hersteller und Versicherer streiten über Prämienhöhe

Pharmapool-Prämien in der Diskussion

BERLIN (lk). Es gab in der Geschichte des Pharmapools bislang nur einen Schadensfall. Trotzdem zahlen die Arzneimittelhersteller jährlich rund 60 Millionen Euro für den Versicherungsschutz gegen von Arzneimittel verursachte Schäden. Das soll sich demnächst ändern. Die Hersteller drängen auf eine deutliche Prämiensenkung. Es herrscht dicke Luft.

"Die Pharma-Rückversicherungs-Gemeinschaft (Pharmapool) wird für das Jahr 2013 ihre Prämien unverändert lassen. Dies hat der Vorstand des Pharmapools dem Beirat der pharmazeutischen Unternehmen in seiner Sitzung am 29. Juni 2012 mitgeteilt", meldete Anfang Juli der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Der Beirat, der sich im Wesentlichen aus Industrievertretern zusammensetze, habe sich mit dem Vorstand des Pharmapools aber darauf verständigt, dass vor der nächsten Prämienfestlegung für das Jahr 2014 der Finanzbedarf für den Pharmapool "aufgrund fundierter aktueller Berechnungen" ermittelt und zum Gegenstand der weiteren Diskussionen über die Prämie gemacht werde.

Im Klartext: Die Hersteller halten die Prämienforderungen der Versicherer für überzogen. "Die Prämienpolitik des Pharmapools ist aus Sicht des Beirats nicht zufriedenstellend, da die insgesamt günstige Schadensentwicklung in Deutschland eine deutliche Absenkung der Rückversicherungsprämien zulassen würde", so der BAH weiter. In der Tat gab es seit der Einführung des Pharmapools im Jahr 1978 nach Angaben von Herstellerseite nur einen einzigen Schadensfall – und zwar den sogenannten Bluterskandal Anfang der 1980er Jahre mit einem Schadensvolumen von 28 Millionen Euro.

Die Hersteller wollen nicht einsehen, dass die Versicherer Jahr für Jahr 60 Millionen Euro Prämien für die Absicherung der sogenannten Serienschäden durch Arzneimittel kassieren. Erst 2002 seien wegen einer Gesetzesänderung die Prämien um 30 Prozent gestiegen. "Daher hat der Beirat bereits im vergangenen Jahr darauf gedrungen, dass der Pharmapool seinen Finanzbedarf gegenüber dem Beirat transparent macht und die Prämienberechnung auf eine nachvollziehbare Basis gestellt wird", so der BAH. Es wurde eine gemeinsame Arbeitsgruppe etabliert, die dem Beirat einen Einblick darüber geben soll, wie der Pharmapool zu seiner Beitragshöhe gelangt, die sogenannte Transparenz-AG.

Die Geschäftsführung des Pharmapools habe daraufhin seinen Finanzbedarf anhand von fünf Schadensszenarien beschrieben, die aber nach Auffassung der Industrievertreter im Beirat nicht hinreichend aussagekräftig sind. Die Industrievertreter, die ihrerseits eine Projektgruppe Industrievertreter Pharmapool (PIP) gegründet haben, haben unter Hinzuziehung eines unabhängigen Aktuars den Schadens- und Finanzbedarf des Pharmapools ebenfalls berechnen lassen. Und gelangen zu einem anderen Ergebnis: Nach Brancheninformationen könnte die Prämie von 60 auf 12 Millionen Euro kräftig gesenkt werden. Jetzt liegen zwei Expertisen auf dem Tisch und es muss verhandelt werden.

Poolführer aufseiten des Pharmapools ist die Rückversicherung Munich RE. Von dort war zum Prämienstreit keine Stellungnahme zu erhalten. Allerdings zeigte man sich überrascht, dass der Prämienstreit durch die BAH-Mitteilung in die Öffentlichkeit gelangt ist. Der Pharmapool sichert durch Arzneimittel verursachte Schäden von bis zu 120 Millionen Euro je Arzneimittel ab.

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