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Fortbildung
Blutdrucksenkung kann Leben verlängern
Der Bluthochdruck spielt eine entscheidende Schrittmacherfunktion in der Pathogenese der drei häufigsten Todesursachen Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall und im so-genannten kardioneurovaskulären Kontinuum mit seinen gravierenden Folgen für Herz, Gehirn und Niere. In vielen Studien wurden die positiven Folgen einer antihypertensiven Therapie belegt. Dabei kann schon eine nur geringe Blutdrucksenkung große Effekte haben. Auch und gerade bei Risikopatienten wie Diabetikern sollte der Blutdruck konsequent auf Normwerte eingestellt werden, denn als Haupttodesursache bei Diabetikern gilt nach wie vor der Herzinfarkt. Auch makro- und mikrovaskuläre Komplikationen bei Diabetes Typ 2 werden durch eine Blutdrucksenkung positiv beeinflusst. Darum ist aus Sicht von Laufs nicht die Senkung des Blutzuckers bei den Diabetikern das Entscheidende, sondern die Blutdrucksenkung. Darüber hinaus ist auch eine direkte Korrelation zwischen Hypertonie und Demenz belegt: Laufs bezeichnete eine antihypertensive Therapie als Demenzvorbeugung. Bei älteren Patienten wird eine Blutdrucksenkung als eine der wenigen Maßnahmen angesehen, mit der sogar die Gesamtsterblichkeit reduziert werden kann. Das Therapieziel ist dabei ein Blutdruck von 140/90 mmHg. Ein Senken des Blutdrucks darüber hinaus auf unter 120 mmHg habe vor allem auch bei älteren Patienten über 70 Jahren keinen weiteren Benefit.
Lebensstil und Hypertonus | |
Änderung der Lebensgewohnheiten |
erreichbare Blutdrucksenkung |
Übergewicht reduzieren |
5 bis 20 mmHg je 10 kg |
ballaststoffreiche und fettarme Diät |
8 bis 14 mmHg |
salzarme Ernährung |
6 bis 12 mmHg |
wenig Alkohol |
2 bis 4 mmHg |
körperliche Aktivität |
4 bis 9 mmHg |
Compliance: Interdisziplinäre Chance und Herausforderung
Zur Therapie des Bluthochdrucks stehen eine Reihe wirksamer und gut erprobter Wirkstoffe aus verschiedenen Wirkstoffklassen zur Verfügung, mit denen eine gute und individuelle Einstellung der Patienten möglich ist. Die medikamentöse Behandlung sollte sich dabei nach den Begleiterkrankungen richten. Aber das sei gar nicht das Problem, so Laufs. Er sieht die größte Herausforderung für die Zukunft darin, die Patienten zu motivieren, Medikamente überhaupt konsequent einzunehmen. "Die Compliance ist das alles Entscheidende!", so Laufs. Denn über die Hälfte der Patienten ist nicht compliant. Um das zu ändern sei es wichtig, dem Patienten für jedes Medikament zu erklären: Wofür ist es notwendig? In welcher Dosierung? Für welche Zeit? Welche Interaktionen oder UAW sind möglich?
Laufs forderte die Apotheker dazu auf, die Patienten immer wieder gezielt auf die Adherence bzw. Nonadherence anzusprechen. Gegebenenfalls können die Aufzeichnung wie ein Blutdruckpass gemeinsam angeschaut werden. Auch könne man sich die Medikamentenschachteln mitbringen lassen und die Tabletten auszählen, so wird der reale Verbrauch erkennbar.
Um den Patienten "bei der Stange" zu halten helfen ganz klare Einnahmeregeln, die am besten schriftlich gegeben werden. Die Anzahl der Arzneimittel sollte wenn möglich durch Fixkombinationen reduziert werden und die Medikamenteneinnahme mit bestimmten regelmäßigen Tätigkeiten verbunden werden, wie zu den Mahlzeiten oder nach dem Zähneputzen. Um die Effekte solch einer Beratung zu belegen, wurde von der Universität des Saarlands und der ABDA eine gemeinsame klinischen Studie initiiert. Sie soll die Wirksamkeit eines apothekerbasierten Medikationsmanagements mit regelmäßiger strukturierter Betreuung in der öffentlichen Apotheke bzw. individuellem Stellen der Medikamente in Wochen-Dosetts an älteren Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz untersuchen und anhand der Endpunkte Tod und Krankenhausaufnahmen zeigen, dass sich diese reduzieren lassen.
ck
DAZ 2012, Nr. 24, S. 45
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