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Schlechte Chefs, schlechte Karten

Empirische Studie zu Führungskompetenzen

Eigentlich wäre die Sache ganz einfach: Mitarbeiter schätzen Vorgesetzte, die klare Ziele definieren, aber dennoch Gestaltungsspielräume im Job gewähren. Ohne entsprechende Fähigkeiten von Chefs wendet sich das Blatt, und so mancher Mitarbeiter sieht sich nach beruflichen Alternativen um.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Business Education International zeigt, wie die Führungskompetenz des Chefs eine Firma beeinflusst – im Positiven oder Negativen. Befragt wurden 258 Angestellte, nahezu gleich viele Frauen und Männer. Ein Drittel der Studienteilnehmer kam aus Kleinbetrieben mit bis zu zehn Mitarbeitern, was die Struktur der meisten öffentlichen Apotheken abbildet.

Schlechter Führungsstil: für viele ein Kündigungsgrund

Auf die Frage, inwieweit Vorgesetzte mit ihrem individuellen Führungsstil die Leistungsfähigkeit von Teammitgliedern beeinflussen, antworteten 47 Prozent mit "entscheidend" und 49 Prozent mit "erheblich". Sie erwarten, dass die Chefs ständig an sich arbeiten und sich weiterentwickeln. Entsprechen Vorgesetzte nicht diesen Vorstellungen, so ist das ein Grund, konkrete Jobangebote anderer Arbeitgeber sicher (21%) bzw. höchstwahrscheinlich (25%) anzunehmen. Ein weiteres Drittel würde erst einmal versuchen, sich mit der Situation zu arrangieren. Falls das nicht gelingt, geht auch hier der Weg klar in Richtung Arbeitsplatzwechsel.


Internet


http://bit.ly/JcntmM

Wünsche an Vorgesetzte

Was zeichnet gute Führungskräfte aus? Darauf antworteten 64 Prozent, klare Ziele seien von entscheidender Bedeutung. Als Wunsch gleichauf lagen Handlungsspielräume, um die Ziele auch erreichen zu können. Ohne Lob und Anerkennung für gute Arbeit (47%), fachliche Kompetenz (39%) und Fairness (33%) funktioniert es ebenfalls nicht.

Gefürchtet sind cholerische Chefs, die ihre Launen an Mitarbeitern auslassen, respektlose Chefs, die Mitarbeiter vor anderen Kollegen "herunterputzen", und Tyrannen, die hemmungslos ihre Macht demonstrieren.

Ansonsten zeigte die Untersuchung, dass Mitarbeiter vor allem eine interessante Tätigkeit schätzen, gefolgt von der Chance, eigenverantwortlich zu handeln und an Entscheidungen beteiligt zu werden. Danach wurden "Hygienefaktoren" wie die Sicherheit eines Arbeitsplatzes, Aufstiegschancen und Weiterbildungsangebote genannt.

Mehr Kontakt suchen

Um neue Ziele zu vereinbaren oder Probleme zu diskutieren, haben sich Mitarbeitergespräche bewährt. Hier besteht definitiv Nachholbedarf: Nur 45 Prozent der Befragten gaben an, entsprechende Treffen hätten in den letzten sechs Monaten stattgefunden. Bei 23 Prozent lag der Zeitpunkt mehr als ein Jahr zurück.


Michael van den Heuvel



Kommentar

Fachkompetenz allein reicht nicht


Auch für Apotheken gilt: Fachliche, d. h. in diesem Fall pharmazeutische Kompetenzen allein reichen nicht aus, um ein Apothekenteam optimal zu führen. Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen, Begeisterungsfähigkeit, Motivationstalent, Gesprächskompetenz, strategisches Denken, Delegationsfähigkeit – das alles sollte in einer guten Führungskraft zusammenkommen. Auch bei Apothekenleiterinnen und Apothekenleitern!

Wer sich nicht sicher ist, ob er diese Anforderungen erfüllt, kann sich Feedback in Mitarbeitergesprächen holen – oder auch in einem Coaching bzw. einer Supervision unterstützen lassen. Das ist nicht ehrenrührig! Schlimm ist höchstens, aufgrund fehlender Selbstkritik trotz wachsender Fluktuation, trotz häufiger Eigenkündigung von Mitarbeitern, trotz ungeklärter Mobbingvorwürfe im Team immer so weiterzumachen.

Schließlich geht es doch um die Patienten: Nur wenn das Arbeitsklima und die Fachkompetenz stimmen, werden sie von allen Teammitgliedern so gut beraten, wie sie es mit Recht erwarten.


Barbara Neusetzer
ADEXA, Erste Vorsitzende



DAZ 2012, Nr. 23, S. 103

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