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Arzneimittel und Therapie
Immuntherapie bei Darmkrebs: Phase-II-Studie zeigt erste positive Ergebnisse
Bestimmte Immunzellen erkennen mithilfe des Toll-like-Rezeptors 9 (TLR 9) Strukturen auf DNA-Molekülen und können so körperfremde von körpereigener DNA unterscheiden. Sobald sie fremde DNA erkennen, wird das Immunsystem aktiviert. Dieses richtet sich auch gegen Tumorzellen, die gegenüber normalen Körperzellen viele Veränderungen aufweisen. Durch eine vorausgegangene Chemo- oder Strahlentherapie werden tumorassoziierte Antigene durch Krebszellen freigesetzt. Das durch MGN1703 aktivierte Immunsystem wird nun in die Lage versetzt, gegen diese Tumorzellen vorzugehen. Aufgrund dieses Wirkmechanismus ist MGN1703 theoretisch bei verschiedenen Tumorentitäten einsetzbar. Eine Studie mit Patienten, die an einem fortgeschrittenen kolorektalen Karzinom erkrankt waren, wurde bereits initiiert, eine weitere zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs wird beantragt.
Phase-II-Studie mit vorbehandelten Darmkrebs-Patienten
Bei vorliegender Studie handelt es sich um eine randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde, multizentrische Phase-II-Studie. Sie hat das Ziel, Wirksamkeit und Sicherheit einer Erhaltungstherapie mit dem Immunmodulator MGN1703 zu untersuchen. An der Studie nahmen erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalem Karzinom (AJCC Stadium IV) teil, deren Zustand nach einer initialen Erstlinien-Chemotherapie stabil war oder die mit einer vollständigen oder partiellen Remission reagiert hatten. Die Erst-Linien-Standardtherapie lag viereinhalb bis sechs Monate zurück. Laut Studienprotokoll war die Aufnahme von 129 Probanden geplant.
Die Studie ist zweiarmig aufgebaut. Probanden der Verum-Gruppe erhalten zweimal wöchentlich bis zum Krankheitsprogress den Immunmodulator MGN1703, Teilnehmer der Vergleichsgruppe zweimal wöchentlich ein Placebo ebenfalls bis zum Fortschreiten der Erkrankung. Primärer Studienendpunkt ist das progressionsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte ermitteln unter anderem das Gesamtüberleben, die Ansprechrate und Ansprechdauer, Lebensqualität, klinische und immunologische Antworten sowie die Sicherheit der Therapie. Die Studie wurde im Juni 2010 initiiert, die abschließenden Daten werden laut Studienprotokoll für Dezember 2012 erwartet.
Immunmodulator MGN1703 und Toll-like-RezeptorenMGN1703 basiert auf dem Immunmodulator dSLIM® (double Stem Loop Immunomodulator), der das Immunsystem über den Toll-like-Rezeptor 9 aktiviert und so gegen tumorassoziierte Antigene vorgeht. Die Immuntherapie mit dem DNA-basierten TLR9-Agonist MGN1703 beruht auf folgenden Grundlagen: Toll-like-Rezeptoren (TLR) spielen eine wichtige Rolle bei der nativen, unspezifischen Immunität und werden von immunen und nicht immunen Zellen exprimiert. Bisher sind etwa 10 verschiedene Arten von Toll-like-Rezeptoren identifiziert. Es handelt sich um Transmembranmoleküle, die aus einer extrazellulären Domäne und einem zytoplasmatischen Teil bestehen. Die verschiedenen TLR reagieren selektiv auf als fremd erkannte Komponenten und führen zu einer verstärkten Aktivität entsprechender Zytokine. TLR 9 kommt in dendritischen Zellen, Monozyten und Lymphozyten vor. |
Die Patientenrekrutierung wurde vor dem Hintergrund des Studienverlaufs nach Rücksprache mit den wissenschaftlichen Beratern vorzeitig beendet. Insgesamt wurden 58 Patienten aufgenommen. Die aktuell vorliegende Auswertung basiert auf den Daten von 55 Patienten, die Behandlung der noch in der Studie befindlichen Patienten wird gemäß Prüfplan fortgesetzt. Eine erste Auswertung zeigt, dass der primäre Studienendpunkt, die Verlängerung des medianen progressionsfreien Überlebens, erreicht wurde. In der im Vorfeld definierten Zielpopulation (46 Patienten) wurde dieses im Vergleich zur Placebo-Gruppe mehr als verdoppelt (p < 0,02). Das Risiko einer Tumorprogression war bei den Patienten der Verum-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe mehr als halbiert. Das progressionsfreie Überleben nach sechs Monaten war in der Verum-Gruppe ebenfalls höher als in der Vergleichs-Gruppe. Die Behandlung wurde auch über längere Zeiträume hinweg gut vertragen. Es zeigten sich hauptsächlich Nebenwirkungen von geringer bis mittlerer Ausprägung wie vorübergehendes Fieber, Müdigkeit und Rötungen an der Injektionsstelle.
Laut Pressemitteilung wird der Sponsor der Studie, die Mologen AG, die weiteren Schritte mit den Arzneimittelbehörden in den USA und Europa absprechen. Parallel dazu erfolgen Gespräche mit potenziellen Partnern hinsichtlich einer Lizenzvergabe für MGN1703.
QuellePressemitteilung der Mologen AG vom 14. Mai 2012.www.clinicaltrials.gov NCT01208194 (Zugriff am 26. Mai 2012).www.asco.org Abstract 633.
DAZ 2012, Nr. 22, S. 48
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