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Selbstmedikation
Bei Kopfschmerz auch Selbstheilungskräfte aktivieren: Kopfschmerzpatienten individuell beraten
Kopfschmerz vom Spannungstyp ist das klassische Krankheitsbild für die Selbstmedikation. Oft suchen Patienten aber in der Apotheke auch Rat bei Migräne. In jedem Fall lohnt ein Blick auf die evidenzbasierten Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zur Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp [Haag G.; et al., Nervenheilkunde 2009; 28: 382 – 397; www.dmkg.de].
"Hervorgehobene Empfehlung" für die Fixkombination
Für die akute Migräneattacke mit und ohne Aura gelten zwei Tabletten der fixen Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS) plus Paracetamol plus Coffein (Thomapyrin®) als Mittel der ersten Wahl. Ebenfalls empfehlenswert ist die Monotherapie mit Acetylsalicylsäure (900 bis 1000 mg), Ibuprofen (400 mg), Naratriptan (2,5 mg), Paracetamol (1000 mg) oder Phenazon (1000 mg). Ähnlich die Empfehlungen bei Kopfschmerz vom Spannungstyp. Auch hier ist die Fixkombination Acetylsalicylsäure plus Paracetamol plus Coffein erste Wahl, ebenso wie die Kombination aus Paracetamol plus Coffein und die Monotherapien mit ASS (1000 mg), Ibuprofen (400 mg) oder Diclofenac (12,5 mg). Für beide Indikationen ist die Fixkombination allerdings die "hervorgehobene Empfehlung auf Basis der analysierten Vergleichsstudien", so der Kommentar in der Leitlinie. Zitiert werden dort auch die Daten einer großen, randomisierten, doppelblinden Studie im Parallelgruppendesign. Einbezogen wurden etwa 1750 Patienten, die ihre Kopfschmerzen erfolgreich mit verschreibungsfreien Schmerzmitteln selbst therapierten. Im primären Zielkriterium "Zeit bis zum Erreichen einer 50-prozentigen Schmerzreduktion" erwiesen sich zwei Tabletten der fixen Kombination aus ASS plus Paracetamol plus Coffein überlegen gegenüber 1000 mg Acetylsalicylsäure, 1000 mg Paracetamol, der Kombination von ASS und Paracetamol sowie gegenüber 100 mg Coffein und Placebo. Alle Verumtherapien außer Coffein unterschieden sich zudem signifikant von Placebo.
Die Kraft der Selbstheilung unterstützen
Das Analgetikum sollte erst dann eingenommen werden, wenn der Kopfschmerz beginnt, allerdings auch nicht zu spät und in ausreichender Dosis. Bei der Beratung können mit der Empfehlung für ein Analgetikum gleichzeitig auch die Selbstheilungskräfte aktiviert werden, so Dr. Charly Gaul, Chefarzt der Migräne- und Kopfschmerz-Klinik Königstein, auf einer von Boehringer Ingelheim veranstalteten Pressekonferenz am 31. März 2012 am Rande des 3. Kopfschmerzsymposiums. Dabei sollte bei der Aufklärung die Wirksamkeit im Blick behalten werden. "Das Medikament wird wegen der Wirkung und nicht wegen der Nebenwirkung eingenommen", so Gaul. Nichtsdestotrotz müssen Nebenwirkungen, die potenziell gefährlich sind, angesprochen und Bedenken des Patienten ernst genommen werden, betonte er. Die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen wird von den Patienten meist überschätzt. Das muss gerade gerückt werden, indem etwa darüber aufgeklärt wird, dass sehr seltene Nebenwirkungen tatsächlich nur bei weniger als einem von 10.000 Patienten auftreten. Verbessert werden kann die Wirksamkeit eines Schmerzmittels auch, indem man dessen Wahl sachlich begründet, etwa mit dem Verweis auf erfolgreiche Studiendaten, oder auch durch die Stärkung der Wirksamkeitserwartung, nach dem Motto: "Ich habe in der Therapie mit diesem Schmerzmittel gute Erfolge erzielen können." Und: Je besser das Vertrauensverhältnis zwischen Apotheker bzw. PTA und Patient ist und je größer die Zuwendung, desto besser wird das Analgetikum wirken.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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