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"Apotheken sind immer nur so gut wie ihr Personal"
Herr Pfeil, was ist die Motivation für Ihr berufspolitisches Engagement in der Apothekerkammer Nordrhein und im Vorstand der Bundesapothekerkammer? Welche Ziele wollen Sie in der BAK erreichen?
Pfeil: Meine Motivation, mich in der Standespolitik zu engagieren, begründet sich in dem Bestreben, etwas verändern und verbessern zu wollen. Als ich 1997 erstmals für die Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein kandidierte, ging es mir beispielsweise um eine intensivere Betreuung der Pharmazeuten im Praktikum und um einen stärkeren Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit. Mittlerweile hat sich die Welt der Apotheker jedoch stark verändert. Von vielen Seiten wird an dem Grundsystem der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die inhabergeführte Apotheke "gesägt". Die Einführung des Versandhandels und die damit verbundene Problematik der Pick-up-Stellen sind nur ein Beispiel für die Gefahren, die unserem bewährten Apothekensystem drohen. Ich bin der festen Überzeugung, dass nur der heilberuflich ausgerichtete Apotheker in seiner Apotheke eine optimale Betreuung der Kunden und Patienten gewährleisten kann. Wir alle müssen deshalb für den Erhalt der wohnortnahen, inhabergeführten Apotheke kämpfen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten möchte ich deshalb z. B. eine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit erreichen, nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Jeder Kollegin und jedem Kollegen, unabhängig ob angestellt oder als Leiterin bzw. Leiter einer Apotheke, muss klar sein, dass nur eine stärkere Betonung auf unsere heilberufliche Tätigkeit unser System der Arzneimittelversorgung erhalten kann. Damit verbunden sehe ich auch, zur Steigerung der Beratungsqualität, die Optimierung der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, gerade auch für in Teilzeit arbeitende angestellte Kolleginnen, die Beruf und Familie managen müssen.
Sehen Sie sich im BAK-Vorstand vorrangig als Vertreter der angestellten Approbierten? Inwieweit spielen auch die Belange der anderen Berufsgruppen bei Ihrer künftigen Arbeit eine Rolle?
Pfeil: Ich bin in den Vorstand der Bundesapothekerkammer als Vertreter der angestellten Kolleginnen und Kollegen gewählt worden. Meine vorrangige Aufgabe sehe ich also darin, mich für ihr Interesse auf Bundesebene einzusetzen. Ich glaube aber auch, dass es die große Mehrheit der angestellten Approbierten vorzieht, in einer inhabergeführten Apotheke zu arbeiten. Denn nur dort können sie unabhängig und frei vom Druck einer Apothekenkette, den Umsatz um jeden Preis zu steigern, ihre Patienten beraten. Genauso denke ich über das übrige pharmazeutische Personal. Deshalb liegen für mich die Interessen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz nah bei denen ihrer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, denn nur gemeinsam können wir die inhabergeführte Apotheke und damit auch wohnortnahe und flexible Arbeitsplätze erhalten.
Werden die Apothekenangestellten von der Bundespolitik genügend wahrgenommen? Ist Berlin klar, dass eingefrorene Apothekenhonorare nicht nur die Inhaber treffen, sondern auch 130.000 MitarbeiterInnen, die trotz Arbeitsverdichtung Reallohnverluste hinnehmen müssen?
Pfeil: Eine Apotheke ist immer nur so gut wie ihr Personal. Jede Apothekenleiterin und jeder Apothekenleiter weiß genau um den Verlust an Kunden und Patienten, wenn das pharmazeutische Personal nicht die erforderliche Beratungsqualität aufweist. Die Bundesapothekerkammer ist kein abstraktes Gebäude, sondern der lebendige Zusammenschluss der Landesapothekerkammern. Die Mitglieder dieser Kammern sind sich der Wichtigkeit der angestellten Approbierten für das Funktionieren und den Erhalt der Apotheken voll bewusst. Über die einzelnen Länderkammern werden die Interessen und Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Berlin getragen und dort ernst genommen. Seit 2004 hat sich das Apothekenhonorar nicht erhöht. Im Gegenteil dazu hat die Politik aus "Dankbarkeit" für die Sparmaßnahmen der Apotheken auch die Einkaufsvorteile drastisch verschlechtert. Eine Erhöhung der Vergütung der Apotheken, wie sie auf Bundes- und Länderebene gefordert wird, ist deshalb nicht nur gerechtfertigt, sondern längst überfällig. Allen Verantwortlichen in Berlin ist natürlich klar, dass eine Verschlechterung des Betriebsergebnisses der Apotheken auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trifft. Deshalb müssen alle Beschäftigten einer Apotheke durch ihre qualitativ hochwertige pharmazeutische Tätigkeit zeigen, dass eine Erhöhung des Apothekenhonorars erforderlich ist. Mit ihrer Arbeit unterstützen sie diese Forderung, indem sie der Politik zeigen, dass sie keine bloßen "Schubladenzieher", sondern Arzneimittelfachleute sind, die ein Anrecht auf eine angemessene Vergütung haben.
Sehen Sie Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen BAK und ADEXA?
Pfeil: Eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit von BAK und ADEXA würde ich ausdrücklich begrüßen, sofern es sich um pharmazeutische Themen, wie beispielsweise Fort- und Weitbildungsbereiche, handelt. Da meiner Meinung nach die Interessen der angestellten Approbierten und die der Apothekenleiterinnen und -leiter sehr dicht beieinanderliegen, können "pharmazeutische" Impulse von ADEXA-Seite durchaus der standespolitischen Arbeit helfen, ihre Ziele schneller zu erreichen.
Welchen Stellenwert messen Sie den Tarifverträgen und der Tarifbindung für den Apothekenbereich zu?
Pfeil: Natürlich liegt ein Schwerpunkt der Apothekengewerkschaft ADEXA auf Tarifverträgen und der Tarifbindung im Apothekenbereich. Ganz allgemein betrachtet halte ich es als angestellter Apotheker für wichtig und richtig, dass es in der Apotheke, wie in jeder anderen Branche auch, Tarifverträge gibt, über die in regelmäßigen Abständen neu verhandelt wird. Ich glaube aber auch, dass es nicht die Aufgabe der Bundesapothekerkammer ist, eine Bewertung über einen Bereich vorzunehmen, der eindeutig in die Tarifautonomie von Arbeitgebern und Arbeitnehmern fällt.
Herr Pfeil, herzlichen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Dr. Sigrid Joachimsthaler.
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