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Aus Kammern und Verbänden
Die Freien Berufe – heute und in der Zukunft
Preis hob in seinem Bericht zwei Ergebnisse der Studie des Institutes für Handelsforschung zum Thema "Apotheke der Zukunft" hervor (s. DAZ Nr. 16, S. 22): Die Menschen
- erwarten, dass sich Apotheken an erster Stelle auf das Thema Arzneimittel konzentrieren, und
- fordern von den beiden Heilberufen Arzt und Apotheker eine intensivere Zusammenarbeit.
Die Ergebnisse der Studie sollen der Kammer und dem Verband als Leitschnur dienen und können auch den Apotheken bei ihrer Positionierung im lokalen Gesundheitsmarkt hilfreich sein. "Wenn wir als Apotheker wissen, was die Menschen in unserem Lande von uns erwarten und uns zutrauen, haben wir die Chance, dies in die Weiterentwicklung unseres Berufsstandes miteinfließen lassen", so Preis.
In NRW keine Nullretaxationen mehr
Das Verhandlungsergebnis mit den Primärkassen in NRW wertete Preis als Meilenstein: "Vollabsetzungen sind damit im Grundsatz ausgeschlossen und kommen danach nur in bestimmten Fällen wie z. B. beim Fehlen einer Leistungspflicht der Krankenkasse oder bei der Überschreitung der Abgabefrist von Verordnungen in Betracht", so Preis. Auch mit den Betriebskrankenkassen Novitas, vor Ort und Hoesch werde über eine zeitnahe Lösung der im vergangenen Jahr ausgesprochenen Retaxationen verhandelt.
"Als Freiberufler haben wir eine Ausnahmestellung, weil wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben." Dr. Rolf Koschorrek |
Sparwahnsinn auf Kosten der Apotheken stoppen
Für ihre Gesundheitspolitik stellte Preis der Bundesregierung kein gutes Zeugnis aus. Er verwies auf drei im Koalitionsvertrag angekündigte Vorhaben, die nach nunmehr fast drei Jahren immer noch nicht erfüllt seien: Bürokratieabbau, Pick-up-Verbot und Stärkung des freien Heilberufs Apotheker. Er machte deutlich, dass nur wirtschaftlich gesunde Apotheken die Mehrbelastungen stemmen können, und appellierte an die Politik: "Stoppen Sie den Sparwahnsinn auf Kosten öffentlicher Apotheken. Jetzt, sofort und nachhaltig!" Die aktuell in der parlamentarischen Diskussion befindliche AMG-Novelle biete dazu die besten Möglichkeiten, so Preis.
Freie Berufe gewinnen an Bedeutung
In seinem Gastvortrag betonte der BFB-Präsident Dr. med. dent. Rolf Koschorrek die steigende Bedeutung der Freien Berufe, die jetzt schon jeden zehnten Euro erwirtschaften. Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit seien die entscheidende Geschäftsgrundlage, wie auch die aktuelle Finanzkrise zeige. Aber nur durch die persönliche Ansprache lasse sich ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Eine Umfrage des BFB habe ergeben, dass zwei Drittel der Bevölkerung die Arbeit der Freien Berufe schätzen.
Den Apothekern sagte Koschorrek: "Mit hoher Kompetenz erbringen Sie eine hochwertige Beratung." Dann ging er auch auf ihre angespannte wirtschaftliche Lage ein und kündigte an: Als Gesundheitsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werde er sich dafür einsetzen, die Honoraranpassung der Apotheken noch in die AMG-Novelle aufzunehmen. Er untermauerte weitere apothekenrelevanten Positionen, die kürzlich in einem Positionspapier der Gesundheitspolitiker der CDU/CSU-Bundestagsfraktion veröffentlicht wurden, wie eine aufwandsgerechte Anpassung der BtM-Gebühr und ein verfassungsgemäßes Verbot von Pick-up-Stellen (s. DAZ Nr. 14, S. 52).
Demografischer Wandel erfordert bessere Vernetzung
Das Gesundheitswesen bezeichnete Koschorrek als größten Wachstumsmarkt. Insbesondere für die freiberuflich geführten Apotheken mit ihrem etablierten Markenzeichen, dem roten A, würden sich Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Als gesamtgesellschaftliche Herausforderung bezeichnete er den demografischen Wandel. Dieser sei im Gesundheitswesen nur mit einer deutlich besseren Vernetzung der einzelnen Sektoren und Akteure zu bewältigen. Das ABDA-KBV-Modell wertete er dabei als beachtliche Leistung, die großen Respekt verdiene. Die Politik habe das Modell im Versorgungsstrukturgesetz berücksichtigt. Wenn es Probleme bei der Umsetzung gebe, werde die Politik eingreifen, so Koschorrek.
In seinem Ausblick wies Koschorrek darauf hin, dass der Bedarf an persönlicher Beratung durch Freie Berufe weiter zunehmen werde. "Als Freiberufler unterstützen wir die Bürger in einer immer komplexeren Welt. Allerdings dürfen wir uns vom zunehmenden Kostendruck nicht in die falsche Richtung drängen lassen." Daher sei eine auskömmliche Vergütung der Freiberufler unverzichtbar. Unabhängig davon seien sie gefordert, den Mehrwert ihres Angebotes immer wieder zu betonen. Liberalisierungsbestrebungen, die auch auf Kosten des Verbraucherschutzes stattfinden würden, lehnte Koschorrek ab – auch mit Blick auf Europa: Freie Berufe seien über die Grenzen Deutschlands hinaus Schrittmacher für den europäischen Binnenmarkt.
Quelle: AV Nordrhein e. V.
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