Arzneimittel und Therapie

Metastudie zur Ursache von Krebserkrankungen

Ein Sechstel aller Fälle Folge einer Infektion

Bestimmte Infektionserreger stellen einen besonderen Risikofaktor für verschiedene Krebserkrankungen dar. Wie die Auswertung für weltweit acht Regionen durch Wissenschaftler der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon zeigt, sind von den 12,7 Millionen neuen Krebsfällen, die 2008 auftraten, zwei Millionen auf Infektionen zurückzuführen. Die Mehrzahl dieser Erkrankungen entfällt dabei auf Entwicklungsländer. Eine Senkung der Krebsrate und der Krebstodesfälle sei daher vor allem in diesen Regionen durch präventive und therapeutische Maßnahmen zu erreichen.
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Ein Sechstel aller Krebserkrankungen ist Folge von Infektionen durchBakterien, Viren oder Parasiten. Vor allem in den Entwicklungsländern könnteeine Senkung der Krebsrate und Krebstodesfälle durch präventive undtherapeutische Maßnahmen erzielt werden.

Weltweite Hauptursache für verschiedene Krebserkrankungen sind Infektionen durch spezifische Erreger. So gelten Infektionen mit Humanen Papillomaviren als alleiniger Auslöser für ein Zervixkarzinom. Hepatitisviren sind die wichtigste Ursache für Leberkrebs (77%), und etwa 75% aller Fälle von Magenkrebs sind durch Helicobacter pylori verursacht.

Hinzu kommen gerade in den Entwicklungsländern viele Infektionserreger, die ebenfalls Krebserkrankungen verursachen können. Dazu zählen das Epstein-Barr-Virus (Lymphome), das Humane Herpesvirus Typ 8 (Kaposi-Sarkom) und das Humane T-lymphotrope Virus Typ 1 (HTLV; T-Zell-Leukämie), aber auch zahlreiche Parasiten, so Schistosoma haematobium (Blasenbilharziose; Blasenkrebs), der in Südostasien vorkommende Saugwurm Opisthorchis viverrini (Cholangiokarzinome) und der chinesische Leberegel Clonorchis sinensis (ebenfalls Karzinome des Gallengangs).

Jährlich zwei Millionen Neuerkrankungen durch Infektionen

Die absolute Zahl der Krebsfälle durch Infektionen ist seit 1990 um etwa eine halbe Million gestiegen, der Anteil an der Gesamtzahl der Krebsfälle mit 16 bis 18% aber gleich geblieben. Einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon zufolge starben im Jahr 2008 7,5 Millionen Menschen weltweit an Krebs. In ihr wurden Daten und Statistiken zu Krebsmorbidität und -mortalität aus acht Regionen weltweit ausgewertet, darunter zu 27 Krebsarten aus 184 Ländern. Für 20% der Todesfälle waren Tumorerkrankungen die Ursache, die als Folge einer Infektion von Bakterien, Viren und Parasiten auftraten.

Mit präventiven Maßnahmen wie Impfungen, sichereren Injektionstechniken sowie Antibiotika und anderen therapeutisch wirksamen Präparaten könnten bedeutende Effekte im Kampf gegen den Krebs erzielt werden, so die Wissenschaftler. Vor allem Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV), Hepatitis-B- und -C-Viren (HBV und HCV) und H. pylori seien vermeidbar oder therapierbar. 1,9 Millionen Krebsfälle (Magen-, Leber- oder Gebärmutterhalskrebs) jährlich würden allein auf Infektionen durch diese Erreger zurückzuführen sein. Die Maßnahmen müssten allerdings spezifisch auf einzelne Länder zugeschnitten werden. Eine Senkung der Krebsmorbidität und der Krebsmortalität sei vor allem in den Entwicklungsländern zu erreichen. In den Industrieländern stünden hingegen andere Krebsursachen im Vordergrund, hier dürften nach Ansicht der Autoren die Möglichkeiten bereits weitgehend ausgeschöpft sein.


Quelle

de Martel, C. et al.: Global burden of cancers attributable to infections in 2008: a review and synthetic analysis. Lancet Oncol. 2012; doi:10.1016/S1470-2045(12)70137-7, Vorabveröffentlichung vom 9. Mai 2012.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 20, S. 45

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