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Arzneimittel und Therapie
Metastudie zur Ursache von Krebserkrankungen
Weltweite Hauptursache für verschiedene Krebserkrankungen sind Infektionen durch spezifische Erreger. So gelten Infektionen mit Humanen Papillomaviren als alleiniger Auslöser für ein Zervixkarzinom. Hepatitisviren sind die wichtigste Ursache für Leberkrebs (77%), und etwa 75% aller Fälle von Magenkrebs sind durch Helicobacter pylori verursacht.
Hinzu kommen gerade in den Entwicklungsländern viele Infektionserreger, die ebenfalls Krebserkrankungen verursachen können. Dazu zählen das Epstein-Barr-Virus (Lymphome), das Humane Herpesvirus Typ 8 (Kaposi-Sarkom) und das Humane T-lymphotrope Virus Typ 1 (HTLV; T-Zell-Leukämie), aber auch zahlreiche Parasiten, so Schistosoma haematobium (Blasenbilharziose; Blasenkrebs), der in Südostasien vorkommende Saugwurm Opisthorchis viverrini (Cholangiokarzinome) und der chinesische Leberegel Clonorchis sinensis (ebenfalls Karzinome des Gallengangs).
Jährlich zwei Millionen Neuerkrankungen durch Infektionen
Die absolute Zahl der Krebsfälle durch Infektionen ist seit 1990 um etwa eine halbe Million gestiegen, der Anteil an der Gesamtzahl der Krebsfälle mit 16 bis 18% aber gleich geblieben. Einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der International Agency for Research on Cancer (IARC) in Lyon zufolge starben im Jahr 2008 7,5 Millionen Menschen weltweit an Krebs. In ihr wurden Daten und Statistiken zu Krebsmorbidität und -mortalität aus acht Regionen weltweit ausgewertet, darunter zu 27 Krebsarten aus 184 Ländern. Für 20% der Todesfälle waren Tumorerkrankungen die Ursache, die als Folge einer Infektion von Bakterien, Viren und Parasiten auftraten.
Mit präventiven Maßnahmen wie Impfungen, sichereren Injektionstechniken sowie Antibiotika und anderen therapeutisch wirksamen Präparaten könnten bedeutende Effekte im Kampf gegen den Krebs erzielt werden, so die Wissenschaftler. Vor allem Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV), Hepatitis-B- und -C-Viren (HBV und HCV) und H. pylori seien vermeidbar oder therapierbar. 1,9 Millionen Krebsfälle (Magen-, Leber- oder Gebärmutterhalskrebs) jährlich würden allein auf Infektionen durch diese Erreger zurückzuführen sein. Die Maßnahmen müssten allerdings spezifisch auf einzelne Länder zugeschnitten werden. Eine Senkung der Krebsmorbidität und der Krebsmortalität sei vor allem in den Entwicklungsländern zu erreichen. In den Industrieländern stünden hingegen andere Krebsursachen im Vordergrund, hier dürften nach Ansicht der Autoren die Möglichkeiten bereits weitgehend ausgeschöpft sein.
Quelle
Dr. Hans-Peter Hanssen
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