Arzneimittel und Therapie

Erhöhtes Thromboserisiko nicht-oraler Kontrazeptiva

Höchstes Risiko bei Verhütungspflastern

Einige Studien haben bereits auf ein erhöhtes Thromboserisiko oraler Kontrazeptiva hingewiesen. Keine hat sich bisher mit dem Thromboserisiko nicht-oraler hormoneller Kontrazeptiva befasst. Eine dänische Datenbankanalyse wies nun für Anwenderinnen von transdermalen Pflastern bzw. Vaginalringen im Vergleich zu Frauen, die keine hormonelle Kontrazeption anwenden, auf ein 7,9- bzw. 6,5-fach höheres relatives Risiko für Thrombosen hin. Subkutane Implantate mit Progesteron steigerten das Risiko, während intrauterine Systeme mit Levonorgestrel nicht zu einem erhöhten Risiko führten, ja eventuell sogar vor Thrombosen schützen.
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Das Thromboserisiko von hormonellen Kontrazeptiva hängt nicht nur von Art undKonzentration der Hormone ab. Auch die Applikation scheint eine Rolle zu spielen.Pflaster, aber auch Vaginalringe waren in einer Studie mit einem höheren Risiko assoziiertals die „Pille“.

In die dänische Kohorten-Studie gingen über zehn Jahre (2000 bis 2010) die Daten von 1.626.158 nicht-schwangeren Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren ohne thromboembolische und ohne neoplastische Vorerkrankungen ein, was insgesamt 9.429.128 Beobachtungsjahren entsprach. In dieser Zeit wurde 5287 Mal die Diagnose Venenthrombose gestellt, was 8,1 Fällen pro 10.000 Frauen entspricht. Der Gebrauch von hormoneller oraler Kontrazeption verteilte sich auf 3.536.946 Patientenjahre, der von nicht-oralen Produkten auf 325.849 Jahre. Für Frauen, die gar keine hormonelle Kontrazeption anwendeten, betrug der Beobachtungszeitraum insgesamt 5.892.182 Jahre. Bei Letzteren kam es in 10.000 Beobachtungsjahren in 2,1 Fällen zu einer bestätigten Venenthrombose. Zusätzlich zu den Frauen, die mit oralen hormonellen Präparaten verhüteten, waren in der Datenbank auch Frauen erfasst worden, die mit vier nicht-oralen hormonellen kontrazeptiven Therapieoptionen verhütet hatten. Dazu gehörten kontrazeptive Pflaster, Vaginalringe, subkutane Implantate und intrauterine Systeme mit Levo-norgestrel. Nach dem Abgleich mit anderen Einflussfaktoren wie Alter, Dauer der Therapie, Dosis, Therapiewechsel und Bildung der Frauen und im Vergleich zu gar keiner oder einer oralen Kontrazeption ergaben sich die sogenannten adjustierten relativen Risiken.

Unter der Einnahme von Kontrazeptiva mit 30 bis 40 µg Östrogen und Levonorgestrel stieg das Risiko einer bestätigten Venenthrombose im Vergleich zu Frauen ohne hormonelle Kontrazeption um das 3,2fache (2,7 bis 3,8), was einer Inzidenzrate von 6,2 Fällen pro 10.000 Frauenjahren unter der Therapie entsprach. Auf eine Rate von 9,7 pro 10.000 Frauenjahren stieg das Thromboserisiko bei Frauen, die Pflaster mit kontrazeptiven Kombinationen anwendeten, was einem adjustierten relativen Risiko von 7,9 im Vergleich zu den Frauen ohne hormonelle Kontrazeptiva und 2,5 im Vergleich zu oralen Kontrazeptiva mit Levonorgestrel entsprach. Bei der Verwendung von Vaginalringen kam es in 7,8 Fällen pro 10.000 Beobachtungsjahre zu einer Thrombose. Das entsprach adjustierten relativen Risiken im Vergleich zu keiner bzw. der Levonorgestrel-haltigen oralen hormonellen Kontrazeption von 6,5 bzw. 2,0.

Bei Frauen, die subkutane Implantate, die Progesteron freisetzen, zur Verhütung anwendeten, betrug die Thromboseinzidenz 1,7 pro 10.000 Jahre, was adjustierten relativen Risiken von 1,4 im Vergleich zu gar keiner hormonellen Kontrazeption bzw. 0,4 im Vergleich zur Levonorgestrel-haltigen entsprach. Nur die vierte geprüfte Option nicht-oraler hormoneller Kontrazeption, nämlich das Levonorgestrel-freisetzende intrauterine System, führte nicht zu einer Steigerung, sondern sogar zu einer leichten Senkung der adjustierten relativen Thromboserisiken auf 0,6 bzw. 0,2.

Aussagekraft und Grenzen dieser Studie

Da nur dänische, nicht-schwangere Frauen in dieser Studie ausgewertet wurden, bedarf es sicher noch einer Bestätigung dieser Daten durch andere Populationen. Die Datenquelle aufgrund der Verschreibungen von Kontrazeptiva ist allerdings als sehr zuverlässig zu bewerten, da alle Verschreibungen in Dänemark elektronisch mit Barcodes erfasst werden und es somit hier kaum Fehlerquellen gibt. Leider wurden andere mögliche Einflussfaktoren auf Thrombose nicht erfasst und gingen somit nicht in die Bewertung ein. So wurden familiäre Erbanlagen und BMI nicht erfasst. Auch Daten über die Rauchgewohnheiten der Frauen waren nicht bekannt. Bei jungen Frauen ist Rauchen sicher auch nur ein schwacher Risikofaktor für Thrombosen, aber über einen längeren Zeitraum und in Kombination mit Kontrazeptiva sicher als Risikofaktor nicht zu unterschätzen. Da in Dänemark die Faktoren Rauchen und Schulbildung stark miteinander korrelieren, hat man sich in dieser Studie mangels Rauchdaten damit beholfen, die Schulbildung als adjustierenden Faktor in die relativen Risiken eingehen zu lassen.

Wenn es hier auch einige Faktoren gibt, die bei einer weiteren Studie berücksichtigt werden sollten, so bleibt sicher festzuhalten, dass Frauen, die zur Kontrazeption hormonhaltige Pflaster oder Vaginalringe benutzen, sich einem höheren Thromboserisiko aussetzen.


Quelle

Lidegaard Ø et al: Venous thrombosis in users of non-oral hormonal contraception: follow-up study, Denmark 2001-10. BMJ 2012;344:e2990 doi: 10.1136/bmj.e2990 (Published 10 May 2012)


Apothekerin Dr. Annette Junker



DAZ 2012, Nr. 20, S. 40

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