Arzneimittel und Therapie

Neuer Impfstoff gegen Hepatitis-C-Virus

In Phase-I-Studie vielversprechend

Die durch das Hepatitis-C-Virus (HCV) verursachte Hepatitis C ist eine Infektionskrankheit des Menschen mit hoher Chronifizierungsrate, die zu schweren Leberschädigungen führen kann. Ein Impfstoff gegen das Virus ist bislang nicht verfügbar. Jetzt wurde zunächst an gesunden Probanden ein neuartiger Impfstoff getestet, der sowohl eine lang anhaltende T-Zell-Antwort zeigte und auch zu keinen schweren Komplikationen führte. Feldstudien an einer größeren Zahl von Risikopatienten sollen jetzt eine tatsächliche Schutzwirkung zeigen.

An einer Hepatitis C leiden weltweit mehr als 160 Millionen, in Deutschland nahezu 500.000 Menschen. Die Prävalenz beträgt weltweit etwa 2,6%, in Deutschland 0,4%. Die Übertragung erfolgt zumeist durch Blutkontakt. Hauptrisikopatienten sind Drogenkonsumenten. Verursacht wird die Erkrankung durch das Hepatitis-C-Virus (HCV). Die Infektionskrankheit hat eine hohe Rate an Chronifizierung (etwa 80%), und im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es häufig zu schweren Leberschäden, u. a. Leberzirrhose. Das HCV gehört zu den Onkoviren und es können sich auch Leberzellkarzinome bilden.

Experimenteller Impfstoff wirksam und gut verträglich

Ein Impfstoff gegen das Hepatitis-C-Virus ist bislang nicht verfügbar. Ein neuartiger experimenteller Impfstoff besteht aus Adenoviren. Diese Viren wurden von einer Gruppe von Wissenschaftlern des italienischen Biotechnologie-Unternehmens Okairos aus den Fäkalien von Schimpansen isoliert. Anschließend wurden sie gentechnisch verändert, indem die entsprechende Sequenz zur Expression bestimmter Proteine des Hepatitis-C-Virus in die Virus-DNA eingebaut wurde. Auf diese Weise können sie das menschliche Immunsystem gegen das HCV mobilisieren. Eine weitere Gruppe von englischen Wissenschaftlern der University of Oxford benutzte daher die gentechnisch veränderten Adenoviren daraufhin als Vektoren, um die Bausteine des Hepatitis-C-Virus in gesunde Versuchspersonen einzuschleusen. Adenoviren aus Schimpansen sind als Transporter für DNA von Erregern besser geeignet, da das menschliche Immunsystem sie eher nicht erkennt und sofort ausschaltet. Der Schutz kann daher nur entstehen, wenn die eingeschleuste genetische Information auch zur abgelesenen Expression der entsprechenden Proteine führt.

Der experimentelle Impfstoff erwies sich in der klinischen Phase I als wirksam und gut verträglich. Er induzierte eine T-Zell-Antwort, die mindestens ein Jahr anhielt. Auch wurden in der Prüfung zur Sicherheit keine wesentlichen Nebenwirkungen beobachtet. Jetzt sollen weitere Studien die optimale Dosis ermitteln. Anschließend müssen weitere Studien an einer größeren Zahl von Risikopatienten zeigen, ob der potenzielle Impfstoff tatsächlich zu einer Schutzwirkung führt. Mit einem Impfstoff gegen das Hepatitis-CVirus ist somit frühestens in einigen Jahren zu rechnen. 

Ein Virus unter Patentschutz


Das Hepatitis-C-Virus (HCV) gehört zu den RNA-Viren. Es besitzt eine Hülle und eine einzelsträngige Nucleinsäure. Das Virus wurde erst 1989 aus dem Serum eines künstlich mit HCV infizierten Schimpansen isoliert. Genom sequenz und Virusproteine unterliegen einem umfassenden Patentschutz; Patenthalter war zunächst die Chiron Corporation, nach deren Übernahme dann das Pharmaunternehmen Novartis. Einziger natürlicher Wirt des HCV ist der Mensch, aber auch Menschenaffen sind infizierbar. Seit den 80er Jahren wurden vielfach Untersuchungen zum Virus selbst, zur Therapie der Erkrankung und zur Entwicklung eines Impfstoffs an Menschenaffen (vor allem Schimpansen) durchgeführt. Chronische Infektionen wie beim Menschen kommen bei ihnen relativ selten vor.


Quelle

Barnes E.; et al.: Novel Adenovirus- Based Vaccines Induce Broad and Sustained T Cell Responses to HCV in Man. Sci. Transl. Med. 2012; 4(115), 115ra1.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2012, Nr. 2, S. 47

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