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Friedrich der Große: "verehrt. verklärt. verdammt"

Der König sorgte auch für Qualität in Preußens Apotheken

BERLIN (svs). 2012 jährt sich der Geburtstag von Friedrich II. zum 300. Mal (1712 – 1786). Dieses Jahr finden zum Jubiläum des preußischen Königs viele Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Das Leben des Herrschers, der auch als der "Alte Fritz" oder "Friedrich der Große" bekannt ist, bietet sogar Stoff für ein Musical. Grund genug, um auch einmal sein Wirken auf das Apothekenwesen zu hinterfragen.
Der reich illustrierte Begleitband zur Ausstellung im Deutschen Historischen Museum beschreibt umfassend das Nachleben Friedrich des Großen in Kunst, Politik und Gesellschaft. Der Leser bekommt durch einführende Texte und zahlreiche Exponate unterhaltsame und spannende Einblicke in die preußisch-deutsche und europäische Erinnerungskultur. – Erschienen im Franz Steiner Verlag (24,– Euro)

Doch werfen wir zunächst einmal einen Blick in das Deutsche Historische Museum in Berlin. Hier erstreckt sich noch bis zum 29. Juli 2012 über zwei Stockwerke die Ausstellung "Friedrich der Große – verehrt.verklärt.verdammt". 13 ineinander verschachtelte Räume zeigen unterschiedliche Facetten vom Leben und Charakter des Preußenkönigs. Die Ausstellung vereint unterschiedliche Blickwinkel auf einen philosophischen und volksnahen König, der auch als Musiker, sparsamer Regent, hervorragender Herrscher und unbesiegbarer Feldherr angesehen wird. Die politischen Parteien der Weimarer Republik machten ihn zum Wahlkampfheld, das NS-Regime zum Propaganda-Instrument. Skulpturen, Gemälde, Plakate, edle Tabakdosen und Fanartikel, darunter Postkarten und Stoffteddybären – rund 450 Exponate zeigen, wie sich der Umgang mit der Herrscherfigur durch verschiedene politische und gesellschaftliche Epochen gewandelt hat.

Friedrich II. förderte nicht nur Kunst und Kultur …

Bekanntlich war der Preußenkönig nicht nur der Politik, sondern auch der Kunst und Kultur zugewandt. Berühmt ist das Gemälde von Adolph Menzel, das den König beim Flötenspiel in Sanssouci zeigt. Aber wussten Sie, dass Friedrich II. auch die staatlich geregelte Überwachung von Apotheken vorantrieb? Oder dass er die Arzneimittelversorgung in Kleinstädten unterstützte?

… sondern auch das Apothekenwesen

Aufschluss über das Wirken der Preußenkönige auf das Apothekenwesen gibt die "Preußische Allgemeine Zeitung". Auch wenn es sich hierbei um ein ideologisch stark gefärbtes Blatt handelt mit Ansichten, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, lassen sich dennoch interessante pharmaziegeschichtliche Aspekte finden.

So ist hier zu lesen, dass bereits im Jahr 1698 unter Kurfürst Friedrich III., dem Großvater von Friedrich II., das "Dispensatorium Brandenburgicum" erschien. Diese Vorschrift legte fest, wie in den Provinzen der Grafschaft Brandenburg Medikamente herzustellen waren. Fast 30 Jahre später (1725) bestimmte Friedrich Wilhelm I., der Vater Friedrich des Großen, dass Apotheker in größeren preußischen Städten eine wissenschaftliche Ausbildung erhalten und eine amtliche Prüfung ablegen sollen – der Grundstein für das wissenschaftliche Pharmaziestudium war gelegt.

Friedrich der Große setzte die Forderungen seiner Vorfahren auch in mittleren und kleineren Städten Preußens um und förderte das dortige Apothekenwesen. Wie die "Preußische Allgemeine Zeitung" weiter berichtet, unterstützte er einen Apotheker, der sich 1774 in der bis dahin apothekenlosen Kleinstadt Putlitz niederlassen wollte. 1753 erteilte er dem Apotheker Johann Friedrich Patze das Privileg, in Oranienburg die erste und einzige Apotheke betreiben zu dürfen. Im Gegenzug musste Patze sich verpflichten, seine Apotheke "rechtschaffend" zu führen sowie "tüchtige und frische" Medikamente vorrätig zu halten. Der Oranienburger Stadtphysikus (Amtsarzt) sollte regelmäßig den Zustand der Apotheke überprüfen.

So setzte Friedrich der Große im Apothekensystem, das schon von seinen Vorgängern gefördert wurde, neue Schwerpunkte.



DAZ 2012, Nr. 18, S. 42

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