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- DAZ 17/2012
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Arzneimittel und Therapie
Therapie von Hepatitis-C-Infektionen vereinfachen
Die durch das Hepatitis-C-Virus verursachte Hepatitis C ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Bei einer hohen Chronifizierungsrate (bis 80%) kann es im Verlauf zu schweren Leberschädigungen wie Leberzirrhose oder Leberzellkarzinomen kommen. Die Inzidenz der übermittelten Hepatitis-C-Erstdiagnosen ist zwar in Deutschland in den letzten Jahren gesunken, dennoch wurden 2010 nahezu 5300 Fälle gemeldet. Da ein Großteil der Erstdiagnosen auf den Gebrauch von intravenös applizierten Drogen zurückzuführen ist, ist dies ein spezieller Aspekt der Prävention von Hepatitis C in Deutschland.
Erfolgreiche Therapie bei verkürzter Dauer
Da die akute Hepatitis C eine niedrige Spontanheilungsrate zeigt, andererseits aber ein gutes Ansprechen auf eine antivirale Therapie in der Frühphase der Infektion, ist eine Indikation für die Einleitung einer antiviralen Therapie bei persistierend virämischen Patienten innerhalb der ersten drei bis vier Monate nach Erkrankungsbeginn gegeben. Nach den im Jahre 2010 aktualisierten Leitlinien zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der HCV-Infektion der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und des Kompetenznetzes Hepatitis wird eine akute Hepatitis C mit Interferon α oder pegyliertem Interferon α durchgeführt. Die Standardbehandlung bestand bis vor kurzem aus einer kombinierten Therapie mit pegyliertem Interferon α (Peginterferon alfa-2a bzw. Peginterferon alfa-2b) und dem Virustatikum Ribavirin. Peg-Interferon wird einmal wöchentlich als Spritze unter die Haut gesetzt, Ribavirin wird täglich in Tablettenform (bei Kindern teilweise auch flüssig) verabreicht. Allerdings musste die Therapie häufig länger als ein Jahr durchgeführt werden, zeigte erhebliche Nebenwirkungen und erzielte doch nur bei der Hälfte der Patienten eine über das Ende der Therapie andauernde Virussuppression.
Die Therapie der Hepatitis C könnte künftig Interferon-frei sein, und sie könnte bei einer verkürzten Therapiedauer bessere Ergebnisse erzielen. Mit Boceprevir und Telaprevir wurden im letzten Jahr die ersten Virustatika eingeführt, die erfolgreich direkt in die Replikation des Hepatitis-C-Virus eingreifen. Ähnliche Wirkstoffe werden derzeit klinisch geprüft. Zu diesen neuen Wirkstoffen zählt auch PSI-7977 (GS-7977; Gilead), der das Enzym NS5B-Polymerase des Hepatitis C-Virus inhibiert. Neue Studienergebnisse mit diesem Virustatikum zeigen jetzt eine Therapie ohne Interferon bei einer verkürzten Therapiedauer und erfolgreicheren Ergebnissen auf. Alle Patienten mit dem in Europa verbreiteten Hepatitis-C-Genotyp 1 waren nach einer Behandlung mit einer Kombination mit dem ebenfalls oral applizierten Virustatikum Daclatasvir schon nach 24 Wochen dauerhaft virusfrei, beim Genotyp 2 oder 3 waren es immerhin noch mehr als 90%. Als Nebenwirkungen traten Nausea, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen auf. Da verschiedene andere Wirkstoffe in der Entwicklung sind, ist noch nicht abzusehen, ob sich Gilead zu einer klinischen Phase-III-Studie entschließt, zumal die Mehrkosten für eine Therapie immens sind.
Quelle
Dr. Hans-Peter Hanssen
DAZ 2012, Nr. 17, S. 54
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